Köln. IW-Studie zum Ruhrgebiet: Pessimismus ist im Revier deutlich stärker ausgeprägt als bundesweit. Relativ hoch ist aber das Zutrauen in Demokratie.

Die Menschen im Ruhrgebiet blicken sorgenvoller in die Zukunft als anderswo. Sie bangen mehr um ihren Arbeitsplatz, ihre Rente und ihre Gesundheit. Verglichen mit anderen Regionen von ähnlicher Wirtschafts- und Sozialstruktur ist die Demokratieskepsis zwischen Duisburg und Dortmund trotzdem geringer, das Vertrauen in den Staat deutlich höher ausgeprägt als in anderen vom Strukturwandel geprägten Regionen. Das geht aus einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hervor.

Sorgen um ihre Altersvorsorge machen sich im Ruhrgebiet 43 Prozent der vom IW befragten Menschen, bundesweit sind es nur 37 Prozent. Knapp jeder dritte Revierbürger ist unzufrieden mit seiner wirtschaftlichen Lage, jeder fünfte hat Angst vor dem Verlust seines Arbeitsplatzes. Die größten Sorgen bereiten den Menschen im Ruhrgebiet aber die Kriminalität (52 Prozent), Fremdenhass (48 Prozent) und Zuwanderung (45 Prozent), das ist jeweils stärker ausgeprägt als im Bundesschnitt. Dagegen ist die Sorge vor dem Klimawandel (47 Prozent) unterdurchschnittlich.

Demokratievertrauen leidet nicht

Mit größerer Skepsis begegnen die Revierbürger ihren Mitmenschen – 48 Prozent meinen, man könne sich „heutzutage auf niemanden mehr verlassen“ (bundesweit 43 Prozent). Dagegen liegt die Zufriedenheit mit der Demokratie fast exakt im bundesweiten Durchschnitt bei gut sieben auf einer Skala bis zehn. Als einen Grund dafür vermutet das IW den vergleichsweise größeren Konsum lokaler Zeitungen und des öffentlichen Rundfunks.

Mehr Pessimismus bei gleichzeitiger Demokratiezufriedenheit – die IW-Forscher sehen das Ruhrgebiet als „Sonderfall“. Ihre Studie ist Teil eines von der Brost-Stiftung geförderten Projekts zu „Gestaltungsoptionen für das Ruhrgebiet“. Die vergleichende Umfrage im Revier und bundesweit ergibt einen zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten passenden Pessimismus, was die eigene und die allgemeine Lage angeht – aber nicht die Politikverdrossenheit wie etwa in Ostdeutschland. Deshalb wertet das IW das Ruhrgebiet gemessen an „den politisch wie wirtschaftlich zerfallenden de-industrialisierten Vergleichsregionen in Europa und den USA als Positivbeispiel“.