Witten. Homeoffice oder nicht – seit 1. Juli können dies Arbeitgeber wieder frei entscheiden. Was Wittener Firmen, die Uni und Verwaltungen dazu sagen.
Aufgrund niedriger Inzidenzzahlen sind Arbeitgeber seit dem 1. Juli nicht mehr verpflichtet, Arbeit im Homeoffice anzubieten, wo dies möglich ist. Wie große Wittener Firmen, die Universität und Verwaltungen ihre Arbeitsplätze derzeit organisieren.
Beim Herbeder Stahlunternehmen Lohmann sind rund 50 Mitarbeiter in der Verwaltung tätig. Die meisten seien mittlerweile zurück in ihren Büros, sagt Geschäftsführerin Katja Lohmann-Hütte. Das Alltagsgeschäft habe man digital gut erledigen können, „aber wenn es um neue Ideen und deren Umsetzung geht, ist es einfacher, Dinge im persönlichen Kontakt zu klären“. Bei Lohmann seien auch die meisten Mitarbeiter froh, wieder vor Ort arbeiten zu können. Lohmann-Hütte: „Bei uns gibt es aber kein Homeoffice-Verbot.“ Gebe es etwa in der Ferienzeit Probleme mit der Betreuung von Kindern, könnten Mitarbeiter auch von daheim aus arbeiten.
Die Uni Witten/Herdecke bleibt aufgrund der Delta-Variante vorsichtig
Die Uni Witten/Herdecke setzt auch nach Ende des sogenannten Bundesnotstandes auf Arbeit im Homeoffice. Etwa ein Viertel der 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien „vor Ort unentbehrlich - etwa in den Ambulanzen, im Labor oder der Haustechnik“, erklärt Ralf Bühler, Leiter der Abteilung für Personal an der Hochschule. „Die übrigen Beschäftigten arbeiten aber derzeit überwiegend von zu Hause aus.“ Man wolle die Mitarbeiter „keiner unnötigen Ansteckungsgefahr aussetzen“ und weiter einen Beitrag zur Eindämmung des Corona-Virus leisten. Bühler: „Die Infektionszahlen sinken zwar, aber wegen der Delta-Variante sind wir lieber etwas vorsichtiger.“ Das kommende Wintersemester werde mit dem normalen Studienbetrieb in Präsenz geplant.
Ein persönlicher Termin im Finanzamt ist in dringenden Fällen möglich
Die Wittener Stadtverwaltung, die rund 1400 Menschen beschäftigt, ist technisch so ausgestattet, dass etwa 900 Mitarbeiter mobil arbeiten können, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. „In der Spitze hatten sich 600 Mitarbeiter online angemeldet.“ Inzwischen steige jedoch die Präsenz im Rathaus und den Außenstellen wieder. In der heißen Pandemie-Phase im Januar hatte Stadtkämmerer Matthias Kleinschmidt auf Anfrage unserer Redaktion gesagt, dass die jeweiligen Vorgesetzten in der Verwaltung entscheiden könnten, wer vor Ort sein müsse und wer nicht.
Ardex willEntwicklung abwarten
Vom Bauchemiehersteller Ardex heißt es, dass man in Pandemie-Zeiten in der Produktion darauf geachtet habe, „dass Schichten strikt voneinander getrennt sind“. Bei den Büroarbeitsplätzen habe das Homeoffice eine Einzelbesetzung der Büros ermöglicht. Tobias Fromme, Personalleiter des weltweit tätigen Familienunternehmens: „Die aktuelle Homeoffice- Regelung gilt bei uns auch weiterhin, da wir die Entwicklung nach der Ferien- und Urlaubszeit abwarten möchten.“
Wittens Finanzamt ist Arbeitgeber von 173 Menschen. Es werde vor Ort, aber auch im Homeoffice gearbeitet, so Philip Stromberg von der Pressestelle der Oberfinanzdirektion NRW in Münster. Die Finanzverwaltung NRW habe in den letzten Monaten die Möglichkeit der Arbeit im Homeoffice erheblich erweitert. Stromberg: „Die notwendigen Sicherheitsstandards - vor allem der Datenschutz und das Steuergeheimnis - sind auch im Homeoffice erfüllt.“ Für Fragen von Bürgern zu steuerlichen Angelegenheiten würden die Finanzämter telefonisch und online zur Verfügung stehen. „Ein persönlicher Termin im Finanzamt ist aufgrund der Corona-Lage in dringenden Fällen und nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung möglich.“
Für Homeoffice-Zimmer in Bommerholz gibt es auch eine Monatspauschale
Ralph Brands, Pächter der Pension „Am Stöter“, hatte in der heißen Pandemie-Phase eine neue Geschäftsidee. In Zeiten, in denen keine touristischen Gäste bei ihm an der Bommerholzer Straße übernachten durften, warb er mit Homeoffice-Zimmern. Seit dem zweiten Lockdown ab November bietet die Pension Zimmer für die Heimarbeit an. Wer sie bucht, nutzt diese tagsüber und zahlt dafür 35 Euro am Tag - es gibt auch Wochen- und Monatspauschalen. Geboten werden eine gute Internetverbindung, ein Schreibtisch und ein Bürostuhl. Auch ein Frühstück oder einen Snack können die Gäste zu sich nehmen. Ralph Brands: „Ein junger Wittener war drei Monate lang bei uns.“ Der Mann lebt in einer Wohngemeinschaft und fand im grünen Bommerholz die notwendige Ruhe für seine Arbeit.