Witten. Seit acht Jahren gibt es auf dem Schnee in Witten keinen Supermarkt mehr. Nun dürfen die rund 1300 Anwohner wieder hoffen. Was geplant ist.

Seit Oktober 2013 ist der Edeka auf der Kuppe Ardeystraße in Witten geschlossen. Im Juni dieses Jahres folgte dann auch die Bäckerei Mohr. Doch nun gibt es wieder Hoffnung für die Nahversorgung auf dem Schnee. Ein neuer Lebensmittelmarkt soll entstehen, eine Bäckerei mit Café sowie Wohnungen. Das leerstehende Gebäude wird abgerissen.

Gekauft hat das Grundstück im Städtedreieck Witten/Herdecke/Dortmund die Firma A+H Bauträger und Verwaltungsgesellschaft in Hagen. Geschäftsführer Holger Jüngst, auch SPD-Ratsherr in Witten, fährt auf seinem Weg zur Arbeit jeden Tag an dem leerstehenden Gebäude auf dem Schnee vorbei. „Ein städtebaulicher Schandfleck“, findet der Wittener. „Es wird Zeit, dass es eine Perspektive gibt.“

Zwölf bis 15 barrierefreie Wohneinheiten in Ortsteil von Witten geplant

Und die könnte so aussehen: Der Supermarkt mit 799 m² – einziehen soll ein Netto – und die Bäckerei sollen vom unteren Bereich aus zugänglich sein. Dort wird es auch einen Parkplatz geben, den Kundinnen und Kunden von der Ardeystraße aus erreichen können, erklärt Architekt Thomas Sebralla. Der Supermarkt „verschwindet“ dann gleichsam im Hang. In den oberen Etagen sollen Wohnungen entstehen, deren Eingang auf der Seite der Straße Auf dem Schnee liegen wird. In diesem vorderen Bereich seien außerdem Stellplätze für die Bewohner geplant, so Sebralla.

So könnte der Neubau aussehen. Blick vom unteren Teil aus, wo aktuell immer mittwochs der Wochenmarkt auf dem Schnee in Witten stattfindet.
So könnte der Neubau aussehen. Blick vom unteren Teil aus, wo aktuell immer mittwochs der Wochenmarkt auf dem Schnee in Witten stattfindet. © Sebralla Architekten

Zwölf bis 15 barrierefreie Wohneinheiten sollen an dem markanten Punkt entstehen – „eine der höchsten Stellen im Stadtgebiet“, weiß der Architekt. Geplant sind begrünte Dächer, Spielmöglichkeiten für die Kinder der Hausbewohner, ein Innenhof und Balkone, damit die Bewohner „von allen Seiten in die Natur schauen“ können, so Sebralla. Das Ziel: Wohnen und Einzelhandel positiv zu verbinden.

Rat der Stadt muss noch den Bebauungsplan beschließen

Es ist nicht das erste Mal, dass die Pläne für einen Neubau auf dem Grundstück konkreter werden. Zuletzt gab es 2019 einen Interessenten, der dort einen neuen Lebensmittelmarkt und Wohnungen errichten wollte. Während der Corona-Pandemie hat der Investor allerdings einen Rückzieher gemacht und das Bauvorhaben abgesagt. SPD-Ratsherr Holger Jüngst ist wichtig zu betonen: „Dass frühere Versuche gescheitert sind, lag nicht an der Verwaltung und der Wittener Politik.“

Eine Skizze zeigt, was am Standort Auf dem Schnee 1 in Witten geplant ist. Der eingezeichnete Spielplatz wird nur für die Bewohner des Hauses zugänglich sein.
Eine Skizze zeigt, was am Standort Auf dem Schnee 1 in Witten geplant ist. Der eingezeichnete Spielplatz wird nur für die Bewohner des Hauses zugänglich sein. © Sebralla Architekten

Die Stadt unterstütze das Vorhaben, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Für die rund 1300 Wittenerinnen und Wittener, die auf dem Schnee, einer eher ländlichen Gegend, wohnen, sei es wichtig, „dass die wohnortnahe Versorgung wieder verbessert werden kann“, so der Dezernent. Der Rat der Stadt müsse den Bebauungsplan nun noch beschließen, voraussichtlich im Frühjahr 2022. Rommelfanger: „Wir sind der Meinung, dass das Konzept genehmigungsfähig ist.“

Baubeginn soll im Sommer kommenden Jahres sein, das Gebäude dann im Sommer 2023 stehen. Bis zum Bau soll auch weiterhin mittwochs der Wochenmarkt auf dem unteren Bereich des Grundstücks stattfinden. Dort, wo sich später einmal der Parkplatz für den Netto befinden soll. Bedeutet das also das Aus für den Wochenmarkt? Projektentwickler Holger Jüngst beruhigt: „Der Markt hat sich auf dem Schnee etabliert, und wir fänden es gut, wenn er auch bleiben könnte.“

799 m2 zu klein für Vollsortimenter

Seit der alte Edeka im Oktober 2013 und vor Kurzem dann auch die Bäckerei Mohr geschlossen haben, gibt es praktisch keine Möglichkeit für die Anwohner mehr, im Stadtteil einzukaufen – vom Wochenmarkt einmal abgesehen.

Mit Netto komme ein Discounter auf den Schnee, der die 799 m2 große Verkaufsfläche optimal bespielen könne. Mehr als 800 m2 werden an diesem Standort nicht genehmigt, das sei aber zu klein für einen Vollsortimenter wie Rewe oder Edeka, erklärt Holger Jüngst.

Wer die Bäckerei mit Café betreiben wird, ist übrigens noch nicht spruchreif, so Jüngst weiter. Die Gespräche mit einem „langjährigen Partner“ seien aber bereits fortgeschritten.