Witten. Wie kann Wittens Innenstadt attraktiver werden? Ein Fonds finanziert nun Bürger-Projekte. Bald soll es auch einen Quartiersarchitekten geben.

Darüber, wie die Wittener Innenstadt wieder attraktiver werden kann, hat sich die Stadt schon viele Gedanken gemacht. Eingemündet sind sie in das sogenannte Handlungskonzept Innenstadt (ISEK). Doch auch die Bürger sollen ganz aktiv darauf Einfluss nehmen können, in welche Richtung sich die City entwickelt. Ganz konkret gibt es dafür nun einen neuen „Quartiersfonds“.

„Nicht Einzelne lenken das Schicksal der Innenstadt“, betont Alexander Kutsch vom Innenstadtbüro. „Wir brauchen neue Gedanken. Was bringt Witten weiter?“ Mit rund 20.000 Euro im Jahr sollen daher künftig gemeinnützige Projekte und Aktionen im Bereich der Innenstadt gefördert werden. Das könnte etwa ein Workshop sein oder das Aufhübschen einer unattraktiven Ecke durch Kunst, erläutert der Stadtplaner. „Das kann aber auch der Hinweis sein, dass an einer Stelle eine Bank fehlt“, ergänzt Kollegin Juliane Hagen.

Jury entschiedet über künftige Projekte in Wittens Innenstadt

Welches Projekt bewilligt wird, darüber entscheidet eine Jury aus Anwohnern und Experten. Das Innenstadtbüro hat dazu per Zufallsgenerator Bewohner aus dem Programmgebiet ausgewählt und angeschrieben. „Das haben wir ganz bewusst so gemacht, damit sich auch Menschen einbringen, die bislang vielleicht noch nicht so aktiv sind“, sagt Kutsch.

Alexander Kusch vom neuen Innenstadtbüro Witten.
Alexander Kusch vom neuen Innenstadtbüro Witten. © Stephanie Heske

Für die kommenden Monate steht einiges auf dem Plan der Innenstadtgestalter. Ganz generell begleitet das fünfköpfige Team die Umsetzung des ISEK, soll dabei Ansprechpartner für Bewohner und Initiativen und damit Bindeglied zwischen Quartier und Verwaltung sein. Egal, ob es um die Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes, das ehemalige Kaufhof-Gebäude, Anwohner-Projekte oder die Zukunft der Mobilität in der Stadt geht. Zu letzterem läuft noch bis Mittwoch (7.7.) eine Online-Umfrage der Stadt.

Sicherheit des Radverkehrs bewegt die Wittener

Was die Wittener bei diesem Thema besonders bewegt, zeichnet sich schon ab. „Es kamen schon viele Fragen und Anregungen zum Radverkehr und wie er sicherer werden kann“, sagt Juliane Hagen. Doch es gehe nicht darum, das eine Verkehrsmittel gegen das andere auszuspielen, betont Kutsch. Sondern darum, „eine lokal sinnvolle Lösung zu finden“. So seien etwa auch die Parkhäuser leer, dafür die Straßen voller parkender Autos.

Das Innenstadtbüro
Das Innenstadtbüro "mitten@witten" an der Ruhrstraße hat sich am Freitag (2.7.) mit einem Tag der Offenen Tür vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Gleiches gelte auch für die Zukunft des Kaufhof-Gebäudes. „Hier geht es nicht um einen Wettbewerb der Ideen, sondern um eine Versachlichung“, sagt Kutsch zu der geplanten Machbarkeitsstudie. Man müsse nun erst einmal prüfen, was das Gebäude hergibt, was ein Umbau kosten würde.

Quartiersarchitekt soll Fassadenerneuerung begleiten

In nicht allzu ferner Zukunft soll ein Quartiersarchitekt das bislang fünfköpfige Team des Innenstadtbüros vervollständigen. Dieser unterstützt und berät dann Haus-Eigentümer, wie sie etwa ihre Fassaden neu gestalten oder ihre Dächer begrünen können. Angedacht ist auch, Innenhöfe zu entsiegeln und zu bepflanzen. Insgesamt soll so das Erscheinungsbild von Wittens Mitte aufgehübscht werden. Im Gespräch sind wohl auch schon sogenannte Parklets, also die Überbauung von Parkplätzen, um so mehr Raum etwa für die Gastronomie zu schaffen.

Büro ist dienstags und donnerstags geöffnet

Zum Projektgebiet des Handlungskonzeptes Innenstadt (ISEK) gehören neben der City an sich auch das Augusta-, das Bredde-, das Johannis-, das Wiesen- und das Lutherparkviertel sowie der Ruhrzugang (südlich der Husemann- und Bergerstraße). Für die Stadterneuerungsmaßnahmen sind insgesamt rund 26 Millionen vorgesehen.

Das Team des Innenstadtbüros „mitten@witten“ hat bereits im Winter 2020 die Arbeit aufgenommen. Seit März gibt es als Anlaufstelle auch ein Büro an der Ruhrstraße 32 (Ecke Wiesenstraße). Sprechzeiten sind dienstags 9 - 11 Uhr und donnerstags 16 - 18 Uhr. Kontakt per Mail an

„Das alles muss sich nach und nach aufbauen, ineinandergreifen, damit die Innenstadt wieder attraktiver wird, die Menschen gerne hier leben“, sagt Raumplaner Kutsch. Der 42-Jährige würde sich wünschen, dass die Wittener positiver auf ihre eigene Stadt schauen. Diese seien sehr viel kritischer als Menschen von außerhalb. „Ja, es gibt Probleme, aber es ist sicher nicht alles schlecht.“ Und, ergänzt Kollegin Juliane Hagen: „Es gibt so viele Aktive in unterschiedlichen Kontexten. Die Power ist schon da.“