Witten. 50 Jahre war der Brunnen der Burgruine Hardenstein in Witten zugemauert. Nun wollen ihn die Burgfreunde freilegen. Doch das ist nicht so einfach.

Die Burgfreunde Hardenstein haben in den letzten Wochen Schwerstarbeit geleistet – und sie sind noch lange nicht am Ende. Der zugemauerte Brunnen auf dem Burghof soll wieder geöffnet werden. Dazu muss der Aufsatz abgeschlagen und das Abfallmaterial aus dem Schacht geholt werden. Einen Meter tief sind die Mitglieder nach stundenlanger Arbeit schon gekommen. „Aber drei Meter müssen wir bestimmt noch“, meint der Vorsitzende Hans Dieter Radke.

Der Brunnen ist alt. Aber noch nicht so alt, wie man meinen könnte. „Beim Bau der Bergisch-Märkischen Eisenbahn um 1875 musste er gebaut werden, weil durch die Trassenführung der Eisenbahn das Vieh des Gutshofes nicht mehr zum Tränken ans Ruhrufer geführt werden konnte“, erklärt Radke. Acht Meter tief wurde der Schacht bergmännisch abgeteuft – also gegraben.

Brunnen im Wittener Muttental wurde von Fliegerbombe verschüttet

Doch er war nicht für die Ewigkeit gemacht. Bei einem großen Bombenangriff 1945 fiel eine Fliegerbombe auf den Vorburghof der Burgruine Hardenstein und verschüttete den Brunnen. Er wurde zwar wieder freigelegt und flottgemacht. Aber Anfang der 1970er Jahre, nach der Zerstörung des Bauhauses auf der Vorburg, wurde auch der Brunnen mit Müll und Anfall zugeschüttet.

„Wir haben ihn noch mal freigemacht und mit einer Stahlplatte verschlossen“, erinnert sich Radke. Doch das Schloss sei geknackt worden. Deswegen wurde der Brunnen aus Sicherheitsgründen letztendlich zugemauert. Die Burgfreunde bleiben optimistisch. „Jetzt machen wir ihn zum dritten Mal auf“, so der Vorsitzende. „Und ich hoffe, dass das nun endlich Bestand hat.“

Schon viel geschafft haben Fritz Bieber, Hans Dieter Radke und Arndt Speckmann (v.l.) beim ersten Arbeitstag am Brunnen. Aber noch lange nicht genug.
Schon viel geschafft haben Fritz Bieber, Hans Dieter Radke und Arndt Speckmann (v.l.) beim ersten Arbeitstag am Brunnen. Aber noch lange nicht genug. © Burgfreunde

Allerdings: Wer hofft, bei einem Ausflug zur Burgruine künftig einen kühlen Schluck nehmen zu können, der wird enttäuscht sein. Der neue, alte Brunnen soll nur einem Zweck dienen. „Wir wollen Wasser schöpfen können für Mörtelarbeiten, ohne immer zur Ruhr runterlaufen zu müssen“, sagt der 75-Jährige. Der Brunnenring werde zwar wieder aufgemauert, aber dann mit einem feinmaschigen Gitter abgedeckt. „Und es wird eine abschließbare Schöpföffnung geben.“

Heimatministerium unterstützt Sanierung der Burgruine Hardenstein

Radke selbst hatte die Idee, den Brunnen zu reaktivieren, als es darum ging, für das Heimatministerium ein komplettes Programm für die Aufwertung des Geländes zusammenzustellen, damit Fördergelder fließen können. 190.000 Euro für Restaurierung, die barrierefreie Zuwegung zum Museumszug, mehrere Fahrradständer und eben den Brunnen sind zugesagt. „Aber es wird wohl teurer werden“, sagt Radke. Die Sanierung sei aufwändiger als geplant. Das Ministerium habe aber schon angedeutet, dass auch die Mehrkosten übernommen werden könnten.

Helfer sind willkommen

Die Burgruine ist seit Wochen eingerüstet. Professionell saniert werden sollen der Standerker, die nördliche Grundaußenmauer, der Südostturm und die Schildmauer. Um mehr Touristen anzulocken, sollen außerdem sämtliche Wege rund um die Ruine in Zukunft befestigt werden, um so für Rollstuhl- oder Rollatorfahrer zugänglich zu sein. Auch der Zugang zum Haltepunkt des Museumszuges wird barrierefrei gestaltet. Radfahrer dürfen sich ebenso freuen: Zwei Ständer für insgesamt 24 Räder sind geplant.

Der Arbeitseinsatz am Samstag (3.7.) beginnt um 10 Uhr an der Burgruine Hardenstein im Muttental. Dann stehen nicht nur Arbeiten am Brunnen an, auch soll die Wiese auf dem Gelände gemäht werden.

Der Verein muss jedoch seine Eigenleistung erbringen. Das heißt: An diesem Samstag (3.7.) wird weitergebuddelt, so lange, bis Wasser in Sicht ist. „Wenn dann etwas einsickert, werden wir es abpumpen und dann Schicht für Schicht weitergraben.“ Tiefer unten dann entsprechend gesichert – mit Leiter und Helm, versteht sich.

Alte Steine und abgepickter Mörtel werden wiederverwendet

Die Steine, die aus dem Schacht geholt werden, sollen wieder verwendet werden, für die Burg und den neuen Brunnenring. Selbst der alte abgepickte Mörtel verkommt nicht. Er wird als Unterbau für die einbetonierten Fahrradständer dienen.

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Im Brunnen haben die Burgfreunde aber noch mehr gefunden als nur Steine und Mörtel. „Da liegt Holz drin, Abfall, alte Dosen, Plastikmüll und sogar ein paar Teelöffel haben wir rausgeholt“, sagt der Vorsitzende. Nur der Schatz vom Zwergenkönig Goldemar, der einst auf Hardenstein gehaust haben soll, wurde noch nicht entdeckt. Vielleicht wird das ja heute was. Radke versichert schmunzelnd: „Helfer beim Graben sind uns jedenfalls willkommen.“