Witten. . Auf 292 Seiten geht es quer durch die Jahrhunderte: Das Märkische Jahrbuch erzählt Wittener Geschichte und die der Grafschaft Mark. Spannend.
- Das neue Märkische Jahrbuch ist auf dem Markt mit 292 Seiten spannender Historie
- Im Buch des Vereins für Orts- und Heimatkunde geht es auch um Räuber und Hoffotografen
- Historische Bilder aus Witten zeigen die hohe Kunst der frühen Portrait-Fotografie
Ein Buch, auf das sich alle freuen, die sich für Wittens Geschichte und die der ehemaligen Grafschaft Mark interessieren: Das neue Märkische Jahrbuch des Vereins für Orts- und Heimatkunde ist auf dem Markt. Mittlerweile der 116. Band. 292 Seiten Historie.
Die elf Beiträge decken ein breites Spektrum ab. Es geht um Wittener Fotografen, die zwischen 1860 und 1950 in der Ruhrstadt Landschaft und Menschen mit ihren Kameras festhielten, aber auch um das Verhältnis von Katholizismus und Nationalsozialismus in Bochum zu Beginn des Dritten Reiches. Die Geschichte der Herdecker Stiftsmühle um 1800 und der Hammerschmiede Ibach in Sprockhövel sind Themen – ebenso wie (fast) 40 Jahre Krankenhausfunk im Evangelischen Krankenhaus Witten.
Wittener Fotograf ließ sich in Holland nieder
Freunde alter Fotografien werden sich über den Beitrag des Germanisten Prof. Hans-Rüdiger Fluck freuen. Sein reich bebilderter Beitrag stellt einstige Wittener Fotografen vor. Wie den 1840 in Barmen geborenen Julius Perger, der in Witten Fotografie unterrichtete und sich später in Holland niederließ, wo er sich mit seinen Bildern zum Bau von Brücken und Eisenbahnlinien einen Namen machte. Etliche seiner Fotos finden sich in holländischen Sammlungen, berichtet Fluck.
Der Wittener Fotograf August Friedrich Goebel (1823-1873) fertigte 1869 die erste Wittener Panorama-Aufnahme an, die bis nach Amerika verkauft wurde. Sein Sohn Friedrich Goebel (1853-1934) wurde bekannt als Industriefotograf und durfte sich mit dem Titel „Hofphotograph“ schmücken. Edmund Risse, der 1891 starb, betrieb außer in Witten noch andere Ateliers – unter anderem in Berlin und auf der Nordseeinsel Norderney. Bekannt wurde er durch seine Portraits der deutschen kaiserlichen Familie.
Um 1800 trieben Räuberbanden ihr Unwesen
Autor Dr. Dietrich Thier, Leiter des Kreisarchivs und des Stadtarchivs Wetter, befasst sich mit Kriminellen. Denn um 1800 machten Räuberbanden die Grafschaft Mark vor allem zwischen Hattingen und Schwerte unsicher. Eines der Opfer war 1798 der Bommeraner Guts- und Zechenbesitzer Johann Heinrich Oberste-Frielinghaus.
Das Thema Sicherheit wurde schon damals öffentlich diskutiert. Es wurde auch Kritik an einem untätigen Staat laut, was schließlich 1801 zur Einsetzung einer sogenannten „Immediat-Sicherheitskommission“ in Bochum führte.
1982 war Volkssänger Heino zu Gast im Studio
Über ein Stück Radiogeschichte schreibt Autor Michael A. Winkler im Jahrbuch. Denn von November 1976 bis Anfang 2016 wurde im Evangelischen Krankenhaus Radio gemacht. Winkler erinnert unter anderem an die frühen Krankenhausfunker, die ihre Beiträge und Wunschkonzerte in die Patientenzimmer übertrugen. 1982 war Volkssänger Heino zu Gast im Studio, der danach einige Patienten am Krankenbett besuchte.
Der Erste Weltkieg in Herdecke ist das Thema der ehemaligen Gymnasiallehrerin Dr. Margrit Sollbach-Papeler. Denn 1917 verstummte – wie andernorts – das gewohnte Glockengeläut der Herdecker Kirchen. Aufgrund einer „Bekanntmachung“ des Reichs-Kriegsministeriums vom 1. März 2017 musten alle aus Bronze bestehenden Glocken für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Im Deutschen Reich herrschte im Krieg ein Metallmangel. Ganze sieben Jahre, so schreibt die Autorin, mussten die Gläubigen der katholischen Kirchengemeinde Herdecke auf das Glockengeläut ihrer Pfarrkirche verzichten. Erst 1924 konnten zwei neue Bronzeglocken angeschafft werden – ein Geschenk der Witwe des Herdecker Fabrikanten Heinrich Habig.
>>> DER VEREIN UND DAS MÄRKISCHE JAHRBUCH Der Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark zu Witten wurde 1886 gegründet. Heute hat er 380 Mitglieder. Vorsitzender ist der Bochumer Historiker Dr. Ralf Molkenthin. Der Verein gibt das jährlich erscheinende Märkische Jahrbuch für Geschichte heraus.
Dieses präsentiert aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Geschichtsforschung. Die Beiträge beziehen sich auf die Region der ehemaligen Grafschaft Mark, das Ruhrgebiet und angrenzende Gebiete. Damit leistet der Verein einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Geschichtsschreibung.
Der 116. Band des Märkischen Jahrbuchs für Geschichte ist im Klartext Verlag erschienen.Geschäftsführender Herausgeber ist Dr. Dietrich Thier. Wer nicht Mitglied im Verein für Orts- und Heimatkunde ist, zahlt für das Buch 25 Euro.