Witten. In den Nachbarstädten sind die Inzidenzwerte teils doppelt so hoch. In Witten und im EN-Kreis darf man träumen: von Partys und Shoppen ohne Test.

Seit die Bundesverordnung den Inzidenzwert zur Eintrittskarte ins öffentliche Leben erhoben hat, dürften aus den Nachbarstädten viele neidisch auf den EN-Kreis und seine Zahlen gucken. Inzidenz bei 52! Während wir schon von den nächsten Öffnungsschritten träumen, ist man in Bochum, Hagen oder Dortmund davon noch weit entfernt.

Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt laut Land NRW in Dortmund bei 101,1, in Bochum bei 92,7, im Kreis Mettmann bei 130,9, in Wuppertal bei 107,3 und in Hagen sogar bei 191,9. Dementsprechend klingen dort die Nachrichten: „Gibt es Hoffnung für Pfingsten in Bochumer Biergärten?“ „Inzidenz in Dortmund kratzt an der 100er-Marke!“ „Inzidenz in Gelsenkirchen unter 150: Wann öffnen die Geschäfte?“

Gastronomen in Witten stellen Stühle raus

Schon mal saubermachen: Die Bilder von diesem und vom vorigen Jahr ähneln sich. Ein Jahr ist es her, dass hier Denise, links, und Claudia das Eiscafé Dolce Vita am Berliner Platz in Witten auf die Öffnung nach dem Lockdown vorbereiteten.
Schon mal saubermachen: Die Bilder von diesem und vom vorigen Jahr ähneln sich. Ein Jahr ist es her, dass hier Denise, links, und Claudia das Eiscafé Dolce Vita am Berliner Platz in Witten auf die Öffnung nach dem Lockdown vorbereiteten. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche
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Hach, da lächeln wir milde, wäre das Wetter nicht so schlecht, hätten viele Wittener Gastronomen längst die Stühle rausgestellt. Obwohl man nur zweimal geimpft, als Genesener oder mit Negativtest am Café Latte nippen darf – möglich ist es. Eine Erklärung für die erfreulichen Werte hat man beim Kreis nicht. „Wir haben keine großen Ausbrüche und es halten sich wohl mehr Menschen als anderswo an die Vorgaben“, mutmaßt Sprecher Ingo Niemann.

+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++

In den letzten Tagen sinkt der Inzidenzwert stetig. Der Blick auf Witten gibt klar Hoffnung: Dienstag 56,9, Montag 53,9, Sonntag 60,8, Samstag 80,5, letzten Freitag noch 91,73. Darum sei hier orakelt: Wie geht es weiter?

Inzidenz unter 50: Dann sind in Witten sogar wieder Partys erlaubt

Es gilt: Sobald der Wert im EN-Kreis an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unter 50 liegt, dürfen die Corona-Schutzmaßnahmen am übernächsten Tag weiter gelockert werden. Sonn- und Feiertage (Pfingstmontag) werden dabei nicht gezählt. Würde also an diesem Mittwoch (19.5.) die Inzidenz erstmals unter 50 fallen und die Werte nicht wieder steigen, könnte eine Woche später, am 27. Mai, das ganz große Öffnen beginnen.

Seit Sonntag „unter 100“

Seit Sonntag (16.5., Inzidenz 100) gibt es in Witten und im EN-Kreis keine Ausgangssperre mehr. Die Einschränkungen für den Handel (Inzidenz 150) waren am 7. Mai aufgehoben worden. Seitdem geht Shoppen ohne Termin, aber mit Test. Der Betrieb in Schulen und Kitas (Inzidenz 165) war anderthalb Wochen ausgesetzt und ging am 10. Mai wieder los.

Hallensport, Fitnessstudios, Innengastronomie, Theater wie der Saalbau, Spielhallen, die Liegewiese des Freibads dürften dann unter Auflagen (etwa Abstandsregeln) öffnen – allerdings weiterhin nur für Getestete, Geimpfte, Genesene. Private Partys oder Hochzeitsfeiern mit maximal 100 Personen (außen) und 50 Personen (innen) wären wieder zulässig. Vor allem aber: Beim Shoppen entfiele der Negativtest. Witten und der EN-Kreis wären dann tatsächlich so etwas wie die Insel der Glückseligen. Reservieren wir also also unseren Terrassenstuhl vor einfallenden Nachbarn!

Auf dem Rathausplatz in Witten deutet noch nichts auf eine Öffnung der Lokale hin. Dort haben die Wirte noch keine Stühle rausgestellt.
Auf dem Rathausplatz in Witten deutet noch nichts auf eine Öffnung der Lokale hin. Dort haben die Wirte noch keine Stühle rausgestellt. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das könnte sogar eine Chance für die heimische Gastronomie sein: zum leckeren Spaghetti-Eis oder Burger ab nach Witten. Allerdings ist es mit der Außengastronomie noch nicht weit her, die Küche muss ja erst mal warm laufen und die Terrasse gesäubert werden. Und da ist noch der viele Regen. Am frühen Dienstagnachmittag ließ sich aber kurz die Sonne sehen.

Der erste Kaffee in Witten seit einem halben Jahr

Julia (29) und Julia (28) nutzten die kleine Auszeit für einen Milchkaffee beim Italiener am City-Bogen. „Das erste Mal seit einem halben Jahr wieder im Café. Fühlt sich toll an“, sagen die beiden jungen Damen, die eine als Pflegekraft zweimal geimpft, die andere frisch negativ getestet. Zwei Frauen nebenan löffeln Bananen-Split.

Das Extrablatt hat inzwischen 20 Tische rausgestellt, es öffnet an diesem Mittwoch (19.5.). Das Knut’s an der Wiesenstraße startet am Samstag (22.5.) die Gartensaison. Nur auf der Gastromeile am Rathausplatz sieht es noch nach Lockdown wie im tiefsten Winter aus. Weder draußen noch drinnen deutet etwas darauf hin, dass die Wirte bald wieder Geld verdienen wollen. Es herrscht ja freie Marktwirtschaft.