Witten. Ein Oberarzt hatte die Idee, über 200 Studenten der Uni Witten/Herdecke meldeten sich. Sie wollen in Corona-Zeiten in Kliniken mitarbeiten.
Witten. Über 200 Studenten der Uni Witten/Herdecke, überwiegend angehende Humanmediziner, wollen angesichts der Coronakrise in Krankenhäusern helfen. Eine Idee, die Dr. Christian Scheffer, Oberarzt am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, hatte. Dass sich innerhalb weniger Tage so viele Studierende für einen Klinik-Einsatz melden würden, damit hatte der 50-jährige nicht gerechnet.
Scheffer, der auch Dozent an der Fakultät für Gesundheit der Wittener Universität ist, hat die Initiative „CoronAid" gemeinsam mit drei weiteren Medizinern und vier Wittener Medizinstudenten ins Leben gerufen. „Wir wollen aktiv sein. Es ist die Zeit, um Soldidarität zu zeigen", betont der Internist. Derzeit werde an einem Plan gearbeitet, in welchem Krankenhaus welcher Student, welche Studentin eingesetzt werden sollen.
Schon jetzt gibt es in einigen NRW-Kliniken personelle Engpässe
Am kommenden Freitag (27.3.) soll es für die Freiwilligen losgehen. „Sie müssen noch geschult und dann in den Häusern eingearbeitet werden", erklärt der Arzt. Die Studenten sollen in den Lehrkrankenhäusern helfen, mit denen die Universität Witten zusammenarbeitet. Dazu gehören zum Beispiel das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, das Helios-Klinikum Wuppertal und das städtische Klinikum Köln-Merheim. Aber auch Einsätze an Gesundheits-Telefonen und in Gesundheitsämtern seien zum Beispiel denkbar, so Christian Scheffer.
Der Mediziner betont, dass es jetzt schon in einigen Krankenhäusern in NRW personelle Engpässe gebe. „Personal, das Krankheitssymptome zeigt oder in Kontakt mit Patienten mit einer Corona-Infektion war, wird in die Quarantäne geschickt." Dr. Christian Scheffer betrachtet seine Initiative, Studenten in die Kliniken zu schicken, als Vorsorge-Maßnahme. Weil er sicher ist: „Wir werden dort noch einen großen Personalbedarf haben. Wenn die Corona-Krise sich verschärfen sollte, wollen wir vorbereitet sein."
Auch das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke schafft neue Intensivbetten
Die Studenten sollen in den Krankenhäusern flexibel eingesetzt werden, „auch in der Pflege, überall dort, wo Menschen gebraucht werden", so Scheffer. Das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke stockt seine bisherigen 14 Intensivbetten gerade auf 20 auf.
Lukas Markert und seine Freundin Casandra Menzel (24) sind zwei der Medizinstudenten, die sich für einen Hilfseinsatz gemeldet haben. „Wir wollen uns dabei abwechseln", sagt der 26-Jährige. Denn das Paar, das in Witten lebt, hat auch noch ein acht Monate altes Baby - Ida.
26-Jähriger wollte eigentlich in Cleveland (Ohio) arbeiten
Eigentlich hatten die jungen Eltern andere Pläne für dieses Jahr. Lukas Markert, der aus Leipzig stammt, wollte vier Monate seines von ihm zu leistenden Praktischen Jahres (PJ) in einer Klinik im amerikanischen Cleveland (Bundesstaat Ohio) ableisten. Außerdem wollten die Studenten vorher noch mit einem Wohnmobil die Westküste der USA erkunden. Daraus wird nun nichts.
Aufgrund der Corona-Lage dürfen Europäer derzeit nicht mehr in die Vereinigten Staaten einreisen. „Wir wollen auch nicht reisen", so Markert. Jetzt möchte der 26-Jährige, dass andere Menschen von seinen Erfahrungen profitieren, die er als ehrenamtlicher Helfer im Katastrophenschutz der Stadt Leipzig und im Rettungsdienst seiner Heimatstadt gesammelt hat.
Das Engagement für „CoronAid" ist für den Studenten selbstverständlich
Seine Freundin könnte sich vorstellen, als angehende Medizinerin Fragen von Bürgern an einer Telefon-Hotline zu beantworten oder zum Beispiel Kinder von Menschen zu betreuen, die im Gesundheitswesen arbeiten. Dass das Paar sich für die Initiative „CoronAid" von Mediziner Christian Scheffer engagiert, sei für sie als angehende Ärzte eine Selbstverständlichkeit, betont Medizinstudent Lukas Markert.
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An der Uni Witten/Herdecke sind derzeit rund 920 Humanmedizin-Studenten eingeschrieben. Insgesamt studieren an der Hochschule über 2600 Menschen.
Aufgrund der Corona-Situation ruht der Lehrbetrieb an der Hochschule zunächst bis zum 19. April. Der größte Teil der 640 Uni-Mitarbeiter arbeitet bereits von zu Hause aus.