Witten. Schwierige Umstände und nun auch schwierige Klausuren: Nach zu anspruchsvollen Matheklausuren sind Abiturienten aus Witten sauer.

Zahlreiche Abiturienten aus Witten klagen nach den schriftlichen Abiturprüfungen über schwierige Umstände und noch schwierigere Klausuren. Bereits nach der Englischprüfung am 23.4. gab es zahlreiche Beschwerden. Das Fass zum Überlaufen haben nun aus Sicht der Schüler die Grund- und Leistungskursklausuren im Fach Mathematik am Dienstag gebracht.

Ein Schüler des Mathe-Leistungskurses am Albert-Martmöller-Gymnasium berichtet, dass die Klausur in Anbetracht des monatelangen Distanzunterrichts deutlich zu anspruchsvoll war und der erste Teil der Klausur völlig anders aufgebaut war als in den Vorjahren. Auch der zweite Teil wich von Altklausuren und Beispielaufgaben, die vom Land zur Verfügung gestellt werden und mit denen sich die Schüler vorbereiten sollen, weit ab, sagt er. Des Weiteren seien die Aufgaben „extrem komplex gestellt worden, wodurch zum Ende hin auch noch Zeitdruck hinzukam“.

Grundkursklausur noch schlimmer

Noch schlimmer sei die Grundkursklausur gewesen. Jonas Belz (19) und Emily Renk (18) besuchen die Rudolf-Steiner-Schule und belegen dort den Mathegrundkurs: „Wir haben ohnehin schon einige Monate Präsenzunterricht verpasst und bekommen dann auch noch schwerere Prüfungen als die letzten Jahrgänge. Uns wurde gesagt, man kommt uns entgegen und dann werden Klausuren gestellt, die fernab von den Vorgaben liegen und dazu noch hochkomplex gestellt wurden.“

Enttäuschung über Corona-Abitur

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Nicht nur über die Matheklausur, viele Wittener Abiturienten scheinen generell über ihr „Coronaabitur“ enttäuscht zu sein. Ihr Vorwurf: Bei den Abiturienten von 2020 wurde noch über Durchschnittsabitur, einen Ausfall der Prüfungen oder weitere Maßnahmen diskutiert. Dabei hatten diese lediglich drei Wochen auf Präsenzunterricht verzichten müssen, der zum großen Teil nur aus zu wiederholendem Stoff bestand. Die diesjährigen Abiturienten hatten es deutlich schwerer und mussten dennoch ein normales Abitur schreiben.

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Beim NRW-Schulministerium sind nach der zweiten als zu schwer empfundenen Klausur etliche Protestäußerungen angekommen. Eine Sprecherin verteidigt die Mathe-Klausur: „Um in dieser herausfordernden Situation faire Abiturprüfungen ermöglichen zu können, haben auch die Lehrkräfte im Fach Mathematik erweiterte Aufgabenauswahlmöglichkeiten erhalten.“ Sie konnten Themenbereiche auswählen, die zum tatsächlich erteilten Unterricht an ihrer Schule passen. So sollten die Prüfungen „ohne Abstriche am Niveau“ erfolgen, aber mit Rücksicht auf mögliche Einschränkungen durch Corona.

Lehrer wollten sich nicht äußern

Neu ist in diesem Jahr, dass die Klausuren verlängert wurden: Im Mathe-Grundkurs wurde jetzt 225 Minuten lang geschrieben, bislang waren es nur 180 Minuten. Vielleicht, so die Sprecherin, könnte bei den Abiturienten „das Gefühl entstanden sein, dass die Aufgaben einen höheren Schwierigkeitsgrad aufweisen“.

Lehrer wollten sich auf unsere Anfrage nicht äußern. Man befinde sich in einem laufenden Abiturverfahren, heißt es zur Erklärung. Mehrere Schüler berichten allerdings, dass die vorgegeben Klausuren selbst ihre Lehrer überrascht hätten.