Witten. Diese Abi-Prüfungen werden die Jugendlichen aus Witten nicht vergessen: Maske, Abstand, Klausuren in Turnhallen. Das Ende einer Schulzeit.

Mitten in der Pandemie haben Wittener Abiturienten am Freitag (23.4.) ihre ersten Abi-Klausuren in Englisch geschrieben. Am Albert-Martmöller-Gymnasium ist Schulleiter Johannes Rienäcker optimistisch. „Wir sind mit der Leistung der Schüler unter der großen Herausforderung sehr zufrieden“, sagt er. Die über 100 Abiturienten schreiben ihre Prüfungen am AMG aufgeteilt in Klassenzimmern des Gymnasiums und in der Turnhalle. So kann der Mindestabstand eingehalten werden.

Schulleiter Rienäcker betont: „Wir achten darauf, dass die Räume jederzeit gut belüftet sind.“ Auch sein Kollege Dieter Nientiedt vom Schiller-Gymnasium ist guter Dinge. „Wir haben die Schulaula und die Turnhalle vorbereitet, so dass neben der Maskenpflicht der Abstand garantiert werden kann“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Alle Schüler sind für die erste Abiturprüfung am Freitag zweimal auf Corona getestet worden. Für die nächste und übernächste Woche haben die Abiturienten die Möglichkeit, sich weiterhin in den Schulen testen zu lassen oder einen Bürgertest zu machen.

Lehrerin aus Witten: „Uns war vor allem wichtig, die vielen verunsicherten Schüler zu beruhigen“

Die digitale Welt blieb am Freitag bei den Abi-Prüfungen außen vor.
Die digitale Welt blieb am Freitag bei den Abi-Prüfungen außen vor. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Schnelltests sind für Abiturienten bis zu drei Tage gültig. Sollte ein Test positiv sein, haben die Schüler Anspruch auf einen weiteren Schnelltest sowie einen kostenlosen PCR-Test. Dies sei mit dem Ostermann-Testzentrum abgesprochen, sagt Dieter Nientiedt. An der Hardenstein-Gesamtschule schreiben die 44 Abiturienten ihre Prüfungen in der Sporthalle. Nach dem Einbahnstraßen-Prinzip gehen die Gesamtschüler durch den Haupteingang hinein, nach Abgabe der Klausur verlassen sie die Sporthalle auf der anderen Seite am Lehrer-Parkplatz. Oberstufenleiterin Heike von Glischinski hat zwei Mathekurse im Abitur. „Uns war vor allem wichtig, die vielen verunsicherten Schüler zu beruhigen“, sagt die Mathematik- und Englischlehrerin.

Doch wie geht es den Schülern in diesen stressigen Zeiten? Abiturientin und Schülersprecherin Lilly Lennardt vom AMG hat gerade die erste Prüfung in Englisch hinter sich gebracht. Der Leistungskurs wurde auf zwei Räume verteilt. Die 18-Jährige kann noch gar nicht realisieren, dass sie gerade ihr Abitur macht. „Mit Corona ist ja bis auf das Lernen und die Prüfungen alles weggefallen, was Abiturienten sonst in der Zeit machen. Ich habe gar kein richtiges Abschiedsgefühl“, sagt die Wittenerin. Im Mai folgen für Lilly dann Klausuren in den Fächern Mathe und Philosophie. „Zwischendurch hatte ich Angst, dass durch den Distanzunterricht viele Lücken entstehen. Aber wir haben doch noch alles wiederholen können“, sagt die Schülersprecherin. Trotzdem hat sie das Gefühl, das im Präsenzunterricht Gelernte besser zu beherrschen, als die Themen, die auf Distanz durchgenommen wurden.

Abiturient: „Andere Menschen müssen in ihrem Beruf auch stundenlang Höchstleistung mit Maske bringen“

Thilo Prünte, Schüler am Schiller-Gymnasium, hat die Englisch-Klausur mit etwa 25 anderen Schülern in der belüfteten Turnhalle der Schule geschrieben. Die teils fünf Stunden dauernden schriftlichen Arbeiten mit Maske zu schreiben, sei schon anstrengend, erzählt der 18-Jährige. „Aber wir sind es ja gewöhnt. Andere Menschen müssen in ihrem Beruf auch stundenlang Höchstleistung mit Maske bringen.“ Trotz der Stresssituation versucht Thilo entspannt zu bleiben: „Ich mache mich mit den Prüfungen nicht verrückt und lasse es auf mich zukommen.“ Ein gutes Motto auch für das spätere Leben: Denn in der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft.