Witten. Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten sollen eine Mottoparty gefeiert haben. Sie streiten dies ab. Trotzdem drohen 250 Euro Bußgeld.
Die Polizei hat am 16. April eine vermeintliche Mottoparty von Abiturienten auf dem Schulhof des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten aufgelöst. Nun trudelten bei 37 Schülerinnen und Schülern Knöllchen ein. Sie sollen 250 Euro wegen „Verstoßes gegen die Corona-Schutzverordnung“ bezahlen. Eltern und Schüler sind empört: Das war keine Party!
Was war am 16.4. passiert? An diesem Tag durften die Schüler – quasi als „Mottowoche light“ – verkleidet zum Unterricht kommen. Sie hatten zwei Stunden Unterricht, dann zwei Stunden frei, zur fünften ging es weiter. Die Abiturienten müssen in den Freistunden das Schulgelände verlassen, was sie auch taten.
In der Pause vor der fünften Stunde um 10.55 Uhr sollen sie zurückgekommen sein und sich auf dem Schulhof versammelt haben, 35 Abiturienten aus fünf verschiedenen Kursen. Laut AMG-Schulleiter Johannes Rienäcker hätte „aus schulischer Sicht nichts“ auf eine schwierige Situation hingedeutet. Im Gegenteil: „Wir haben eine großartige Abiturstufe, die sich toll an die sehr strengen Corona-Regeln hält“, sagt der Direktor. Er selbst war überrascht, als plötzlich die Polizei mit zwei Streifenwagen auf dem Schulhof stand und die Personalien der Schüler aufnahm.
50 Jugendliche, eng beieinander
Der Polizei zufolge hatten sich Anwohner darüber beschwert, dass „verkleidete Schüler seit zwei bis drei Stunden laut herumgrölten“. Vor Ort wurden etwa 50 Jugendliche angetroffen, teilweise ohne Masken und eng beieinander. Einige seien direkt stiften gegangen. 37 Personalien wurden aber festgestellt und ans Ordnungsamt übergeben.
In dem Schreiben, das die Behörde nun an die Eltern verschickt hat, heißt es: Die Schüler „taten so, als ob es keine Pandemie gebe“. Ein Trichter wurde gefunden, der für Trinkspiele verwendet werde, außerdem Schnapsflaschen. Weil es sich „um eine Party oder vergleichbare Feier“ gehandelt habe, sei gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen worden.
Schüler dürfen in den Pausen zum Trinken die Maske abnehmen
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Laut Ordnungsamt ist dabei der Maskenpflichtverstoß noch der nachrangige Aspekt (und kriegt auch kein Knöllchen). Mit einem Bußgeld geahndet wird allerdings die „Versammlung“ zur Party mit dem damit verbundenen Infektionsrisiko. Nach der nun verschickten Anhörung würden 250 Euro (plus 25 Euro Gebühren und Auslagen) auf jeden Schüler zukommen.
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Schulleiter Rienäcker möchte den Vorfall nicht bewerten. Einerseits: „Es ist klar, dass die Polizei einschreiten muss, wenn sie ein Fehlverhalten Einzelner feststellt.“ Andererseits dürfen sich Schüler in den Pausen auf dem Schulhof aufhalten und dort zum Essen und Trinken auch die Maske abnehmen.
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Eltern und Schüler halten die Knöllchen für unverhältnismäßig und irrwitzig. Ja, man habe Fotos gemacht, in Grüppchen gestanden, einige wenige hatten die Maske heruntergeschoben, berichtet eine Abiturientin. Eine Mutter fragt: „Die sitzen den ganzen Tag nebeneinander. Aber sobald sie in gleicher Konstellation vor die Tür gehen, gibt’s dafür ‘nen Strafzettel?“
Schüler aus drei Gymnasien mischen sich in den Leistungskursen
Ministerin hat Abi-Feiern verboten
Nach der vermeintlichen Motto-Party hat es eine Abstimmung der Stadt Witten mit der Aufsichtsbehörde der Bezirksregierung gegeben. „Wir wollten uns in diesem Präzedenzfall rückversichern“, so Stadtsprecherin Lena Kücük.
Demnach ist der Verstoß zu ahnden und darf nicht überraschen: Nicht nur, weil die Pandemie-Beschränkungen mittlerweile bekannt sein dürften, sondern auch, weil es eine eigene Information zum Verbot von Abi-Feiern gab. Das Schulministerium hatte eine entsprechende Mail an die Schulen verschickt.
Während andere Schüler in Distanz- oder Wechselunterricht lernen, mussten die Abschlussklassen bis zu den Osterferien in kompletter Klassenstärke pauken. Zudem mischen sich wegen der gemeinsamen Leistungskurse auch Schüler aus den drei Wittener Gymnasien Albert-Martmöller, Ruhr und Schiller. „Ich mache mir große Sorgen um die Gesundheit meiner Kinder“, sagt eine Mutter. Ihrer Meinung nach wurde das Infektionsrisiko für die Abiturienten bereits während des Schulbetriebs vernachlässigt.
Auch mit Rücksicht auf die pflegebedürftige Oma richte sich ihre Tochter genauestens nach den Corona-Schutzmaßnahmen. Dass ihr und den Mitschülern nun vorgeworfen wird, eine Mottoparty veranstaltet zu haben, haut die Familie regelrecht um.