Witten. Witten bietet manchen Abiturienten die ganz große Bühne: Ihre Klausuren schreiben die Holzkamp-Gesamtschüler im Saalbau.

Mit drei Wochen Verspätung haben am Dienstag (12.5.) endlich die Abiturprüfungen in NRW begonnen – unter ganz besonderen Bedingungen. Denn in den Klassenräumen kann der Mindestabstand oft nicht eingehalten werden. Die Abiturienten der Holzkamp-Gesamtschule in Witten schreiben ihre Klausuren daher in diesem Jahr im Saalbau in Witten.

An den Gesamtschulen legen gleich zwei Jahrgänge (Zehntklässler und Abiturienten) zeitgleich ihre Prüfungen ab – und das mit Mindestabstand! Manche Schüler bekommen ihre Prüfungsbögen in der großen Turnhalle an der Holzkampstraße. Rund 70 Zehntklässler schreiben ihre Englisch-Prüfung am Freitag (15.5.) zum Beispiel ebenfalls im Saalbau.

„Es ist schon etwas Besonderes“, sagt Robin Tiemen, als er am Dienstag (12.5.) nach drei Stunden den Theatersaal verlässt. 16 Schüler haben an diesem Morgen ihre Abiturprüfung in Biologie abgelegt – mit Scheinwerfern und Blick auf den großen schwarzen Vorhang. Die sonstige Saalbestuhlung fehlte, die Bühne blieb leer. Den 21-Jährigen hat das kaum gestört. „Ich habe mich voll und ganz auf die Prüfung konzentriert.“ Corona und alle Schutzmaßnahmen seien für ein paar Stunden in den Hintergrund gerückt.

Wittener Zwölftklässler leiden stärker unter der Corona-Krise

Robin Tiemen (21), Abiturient der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, konnte sich am Dienstag (12.5.) trotz der Corona-Krise voll und ganz auf seine Abiturprüfung konzentrieren.
Robin Tiemen (21), Abiturient der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, konnte sich am Dienstag (12.5.) trotz der Corona-Krise voll und ganz auf seine Abiturprüfung konzentrieren. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Adriana Bozanik musste sich bereits um acht Uhr vor dem Veranstaltungsgebäude einfinden. Nur mit Maske und desinfizierten Händen durften die Prüflinge anschließend – den orangefarbenen Pfeilen entlang – nach und nach in den Theatersaal gehen. „Es ist schon ein komisches Gefühl“, sagt die 19-Jährige nach getaner Arbeit.

„Trotz der ungewöhnlichen Umstände sind die Abiturienten sehr gut vorbereitet“, sagt Kerstin Breitenbach, stellvertretende Schulleiterin der Holzkamp-Gesamtschule. Die Zwölftklässler würden dagegen viel mehr unter der Corona-Krise leiden. Denn im Gegensatz zu den Schülern der 13. Klasse müssten sie bis zum Abitur noch einiges aufholen.

Abiturienten verstauen Taschen und Jacken in Mülltüten

Adriana Bozanik (19), Abiturienten der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, hat am Dienstag (12.5.) ihre erste Abiturprüfung im Fach Biologie geschrieben.
Adriana Bozanik (19), Abiturienten der Holzkamp-Gesamtschule in Witten, hat am Dienstag (12.5.) ihre erste Abiturprüfung im Fach Biologie geschrieben. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Am Schiller-Gymnasium sind alle großen Räume, wie etwa die Aula oder die Turnhalle, in den kommenden drei Wochen den Abiturienten vorbehalten. „Wir haben Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe, damit die Schüler zum Beispiel die Wörterbücher und Lexika verwenden können“, sagt Schulleiterin Janine Bartsch.

Nur sieben Schiller-Schüler schreiben an diesem Morgen ihre Prüfungen in den Grundkursen Biologie, Chemie und Physik. Einen Tag später, wenn die Prüfungen in Deutsch anstehen, werden deutlich mehr Schüler vor Ort sein. Die Jacken und Taschen können die Abiturienten in Mülltüten verstauen, damit sich die Sachen nicht berühren.

Wittener Abiturienten sind gut vorbereitet

Am Albert-Martmöller-Gymnasium wurden die Abiturienten am Dienstagmorgen in Gruppen aufgeteilt - maximal 15 Schüler dürfen in einen Klassenraum. „Wir haben den gesamten Neubau für die Abiturienten reserviert“, sagt Schulleiter Johannes Rienäcker.

Abschlussfeiern fallen kleiner aus

Die Abiturienten müssen in diesem Jahr auf einiges verzichten. Nicht nur die Mottowoche fiel an den Schulen ins Wasser. Auch die Zeugnisvergabe findet nicht wie gewohnt statt. Die Schulleiter wollen jedoch dafür sorgen, dass die Abiturient trotzdem ihren Abschluss feiern können.

„Die Schüler werden die Zeugnisse nicht einfach nur zugeschickt bekommen“, verspricht Janine Bartsch, Schulleiterin des Schiller-Gymnasiums. Zumindest eine persönliche Ansprache hätten die Schüler trotz der Corona-Krise verdient. An der Hardenstein-Gesamtschule überlegt man zum Beispiel, dafür das Autokino am Kemnader See zu nutzen.

Aufgeregter als sonst seien die Oberstufenschüler nicht gewesen. „Das Abitur ist immer aufregend“, sagt der Schulleiter. Außerdem hätten sehr viele Schüler die Chance genutzt, nach einer langen Vorbereitungszeit zuhause nochmal in der Schule Fragen zu stellen.

Auch Sophie Seggewiß hat das Angebot wahrgenommen. Für die AMG-Schülerin steht am Mittwoch (13.5.) die ersten Prüfung im Fach Deutsch an, gefolgt von Mathe und Englisch. „Wir wussten lange nicht, wie die Prüfungen in diesem Jahr stattfinden“, sagt sie. Allerdings habe sie sich in den vergangenen Wochen sehr gut vorbereitet, um am Prüfungstag nicht „in Panik zu geraten“. Denn ob es bei schlechten Abiturergebnissen einen Corona-Bonus gibt, steht noch nicht fest.