Witten. Je älter Kinder werden, umso schwieriger ist es, eine passende Pflegefamilien zu finden. Das Jugendamt Witten freut sich über neue Bewerber.

Zurzeit betreut das Jugendamt Witten 110 Pflegefamilien, die 180 Kinder aufgenommen haben. Das sind Kurzzeitpflegeplätze (wie bei unserem Ehepaar Serdar und Rabia) und Dauerpflegestellen. Diese Kinder wurden aus verschiedensten Gründen aus ihren Familien genommen. In den wenigsten Fällen, weil sie misshandelt oder sexuell missbraucht wurden.

In Witten sind bislang „keine Kinder aufgrund mangelnder Kapazitäten nicht in eine Pflegefamilie untergebracht“ worden, betont Regina Schilke-Neuhaus vom Pflegekinderdienst des Jugendamts. Bis zum Einschulungsalter sei es relativ leicht, eine betreuende Familie zu finden. Doch je älter die Kleinen werden, je „dicker der Rucksack wird, den das Kind mitbringt“, umso schwieriger wird es. Sobald die Kinder dem Grundschulalter entwachsen sind, ist es sogar fast unmöglich.

Kinder, die keine Strukturen kennen

Allerdings: Nicht für alle Kinder ist die Unterbringung in einer Familie pädagogisch sinnvoll, sagt die Sozialarbeiterin. Es komme durchaus vor, dass, vor allem ältere Kinder aufgrund ihrer Biografie in einem Heim untergebracht werden. „Ein Kind, das keine Strukturen oder keine Grenzen kennt, kann eine Pflegefamilie schnell an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringen“, sagt die 56-Jährige. Da sei psychologische Hilfe gefragt.

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Die Zahl der Kinder in Witten, die das Jugendamt in Obhut nimmt, ist gleichbleibend. „In den letzen zwanzig Jahren waren es immer zwischen 160 und 185 Kinder“, schätzt die städtische Mitarbeiterin. Die meisten Kinder bleiben in Witten in der Nähe ihrer Eltern. „Mitunter gibt es Gründe, die Kinder aber weiter weg unterzubringen.“ So lebt ein Wittener Kind zum Beispiel zurzeit im ostfriesischen Leer.

Pflegeeltern mit Migrationshintergrund

Im Herbst 2019 ist die Zahl der Mitarbeiter im Pflegekinderdienst erhöht worden. „Der Beratungsbedarf ist größer geworden“, sagt Regina Schilke-Neuhaus. Seitdem sind mehr Hausbesuche in den Pflegefamilien möglich, vor allem in der Anfangszeit nach der Unterbringung. Und es gibt – zumindest in normalen Zeiten – Aktionen wie gemeinsame Grillabende, einen Stammtisch oder Ausflüge mit allen Pflegefamilien.

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In besonderen Fällen - etwa bei Kindern mit Behinderungen oder schweren Krankheiten – vermittelt das Jugendamt nicht selbst, sondern arbeitet mit Freien Trägern der Jugendhilfe zusammen. Diese können den Familien oft eine fachlich bessere Betreuung bieten. Manche Träger haben sich darauf spezialisiert, Familien mit Migrationshintergrund zu unterstützen.

Das Jugendamt freut sich über neue Pflegefamilien. „Es ist wichtig, einen Pool an Familien zu haben, damit eine passgenaue Vermittlung stattfinden kann“, sagt Regina Schilke-Neuhaus. Bei Interesse kann man sie anrufen: 02302/581-5180.