Witten. Die Corona-Infektionen in den Kitas im Kreis steigen. Warum es in Kindergärten in Witten immer noch keine Schnelltests gibt.
Am Montag (19.4.) meldete der Kreis Coronafälle in vier Wittener Kindertagesstätten. Neben den Awo-Kitas in Heven und Stockum sind die evangelischen Kindergärten Friedenskirche und Kinderarche betroffen. Michael Schäfer, Krisenstabschef beim Kreis, spricht von insgesamt zehn Fällen. Unterdessen warten Kindergärten in Witten immer noch auf die versprochenen Selbsttests.
Die acht städtischen Wittener Kitas haben vom Land gerade Tests erhalten, die ihnen von der Feuerwehr gebracht wurden. Die Selbsttests sind allerdings nur für die Mitarbeiter gedacht und werden für diese erst einmal für einen Monat reichen, so Stadtsprecher Jörg Schäfer. Tests für die Kinder gibt es noch nicht.
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„Wir haben eine Anfrage an das NRW-Familienministerium gestellt, mit der Frage, wann die Tests kommen und wie viele“, sagte Schäfer. Leider halte das Land seine diesbezüglichen Ankündigungen oft nicht ein, ergänzt der Abteilungsleiter für Schule und Kitas bei der Stadt, Heiko Müller. Nicht städtische Kindergärten müssten über ihre jeweiligen Träger mit Selbsttests versorgt werden.
Freiwillige Tests gefährden Kinder und Mitarbeiter, sagt die Leiterin der Kita Witten-Vormholz
In der städtischen Kita Vormholz werden an beiden Standorten im Stadtteil normalerweise 94 Mädchen und Jungen versorgt. Leiterin Susanne Warmer-Wittpoth: „Zwei Drittel kommen derzeit zu uns.“ Die 55-Jährige ärgert sich nicht nur darüber, dass sie immer noch keine Selbsttests für ihre Kitakinder hat. Immer mehr Kindertagesstätten seien von Corona betroffen, „aber die Tests sollen, wenn sie kommen, für die Kinder freiwillig sein“. Warmer-Wittpoth kann darüber nur den Kopf schütteln. „In den Schulen sind die Tests Pflicht. Ich kann nicht nachvollziehen, warum dies nicht auch für die Kindergärten gilt.“ Eine solche Regelung gefährde Kinder und auch Kita-Mitarbeiter.
Wenn die Erzieherin einen Wunsch frei hätte? „Dann käme zweimal in der Woche zum Beispiel das DRK zu uns und würde testen.“ Jochen Winter, Geschäftsführer der Awo EN, sagte, am Montag (19.4.) habe man bestellte Schnelltests in Dortmund abgeholt, die jetzt auch an die neun Awo-Kitas in Witten verteilt würden. „Das sind Tests für 14 Tage.“ Auch Winter hält es für „nicht zufriedenstellend“, dass die Tests in den Kitas rein freiwilliger Natur sind.
Der Awo-Chef verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass es vor rund 14 Tagen im EN-Südkreis zu einem großen Corona-Ausbruch in einer Awo-Kita gekommen sei. „15 Kinder und drei Mitarbeiter wurden positiv getestet.“
Mitarbeiter der Awo-Kita Kreisstraße können sich beim Hausarzt testen lassen
Auch die evangelischen Kitas haben noch keine Tests
13 Kindergärten in Witten sind in der Trägerschaft der ev. Kirche. Auch sie haben noch keine Tests.
Birgit Crone, Geschäftsführerin des Trägerverbunds für Ev. Kindertageseinrichtungen im Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten: „Die Tests vom Land sind noch nicht da. Wir haben als Arbeitgeber für die Kita-Mitarbeiter noch jeweils zwei weitere wöchentliche Tests bestellt.“
Für die Kinder habe das Land noch keine Tests geschickt, so Crone. Die Pfarrerin findet es grundsätzlich richtig, dass Eltern selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder testen lassen möchten oder nicht. „Aber es wäre leichter, wenn man sich darauf verlassen könnte, dass zu Hause getestet wird.“
Michael Schäfer, Krisenstabsleiter des EN-Kreises, warnt, dass mit der Mutation des Coronavirus die Infektionen in den Kitas zunehmen. Kinder würden sowohl Erwachsene wie auch andere Kinder anstecken.
Was auch Patrick Bräuer beunruhigt, der die Awo-Kita an der Kreisstraße leitet, die von 63 Kindern besucht wird. Bis Dienstag (20.4.) hat seine Einrichtung noch keine Schnelltest-Lieferung bekommen. „Das ist keine gute Situation“, findet Bräuer. Der hinzufügt: „Wir haben aber als Mitarbeiter die Möglichkeit, uns zweimal wöchentlich beim Hausarzt testen zu lassen. Das nehmen viele auch wahr.“
Bisher hätten nur zehn Elternpaare signalisiert, dass sie die Schnelltests für die Kinder begrüßen würden. „Der Rest hält sich noch bedeckt.“ Was den Kita-Leiter freut: 16 seiner Mitarbeiter sind bereits geimpft. „Zwei haben sich dagegen entschieden.“