Witten. Eine Baufirma aus Witten soll jahrelang Schwarzarbeiter beschäftigt haben. Dem Chef droht eine Haftstrafe. Doch es gibt Ungereimtheiten.

Im Prozess um eine Wittener Baufirma, die jahrelang Schwarzarbeiter beschäftigt haben soll, hörte das Landgericht Bochum nun verschiedene Zeugen aus der Baubranche. Der Gesamtschaden, den die drei Angeklagten verursacht haben sollen, beträgt mehr als drei Millionen Euro.

Verantworten müssen sich ein 50-jähriger Mann aus Witten sowie ein 50 Jahre alter Mann und wegen Beihilfe seine 39-jährige Ehefrau aus Lünen. Hauptbeschuldigter in den Strafverfahren wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Vorenthalten von Arbeitsentgelt ist der 50 Jahre alte Wittener als Chef der Baufirma. Mitarbeiter seiner Firma sagten aus, er sei der Chef gewesen und nicht etwa ein Strohmann. Der Mitangeklagte war als Bauleiter in der Firma tätig.

Firmenräume in Witten wurden 2018 durchsucht

In einem Fall, der jetzt zur Sprache kam, verhandelte dieser den Preis des Angebots und war als Projektleiter auf der Baustelle. Der Verteidiger des Hauptangeklagten betonte daraufhin, wer über Preise verhandle, sei Geschäftsführer und nicht nur Bauleiter. Im Rahmen einer großangelegten Aktion gegen Schwarzarbeit waren im Januar 2018 auch die Firmenräume in Witten sowie die Privatwohnungen der Beschuldigten durchsucht worden. Zuvor waren unter anderem auch die Telefone der Angeklagten abgehört worden.

Den Ermittlungen zufolge spielte sich der Wirtschaftskrimi zwischen Juli 2014 und Dezember 2017 ab. Der Frau wird Beihilfe vorgeworfen, weil sie Entwürfe für Scheinrechnungen erstellt haben soll, mit denen die Schwarzlöhne abgedeckt worden sein sollen. Die handschriftlichen Entwürfe wurden per Fax an eine Firmengruppe versandt, die daraufhin offizielle Rechnungen als angebliche Subunternehmerleistungen stellte. Die überwiesenen Gelder flossen anschließend bar zurück, abzüglich einer Provision von sieben bis zehn Prozent, so die Ermittlungen.

Polier der Wittener Firma soll in anderem Unternehmen Geschäftsführer gewesen sein

Dem Angeklagten aus Witten als Geschäftsführer der Baufirma droht eine Haftstrafe. Nachdenklich stimmt die Richter der Umstand, dass ein zuletzt als Polier in der Wittener Firma beschäftigter Mann zuvor Geschäftsführer einer anderen Baufirma war, die nach demselben Muster Schwarzarbeiter beschäftigte und rund eine Million Steuern und Abgaben hinterzog. In dieser Firma war wiederum seinerzeit der heutige Chef als Polier beschäftigt. Der Prozess wird fortgesetzt.