Witten. Nur kurz waren sie in der Winterpause, nun sind die Rhönschafe wieder am Kemnader See in Witten im Einsatz – und haben Verstärkung mitgebracht.

Die Kemnader Rhönschafe sind mit lautem Geblöke ans Ufer des Stausees in Witten zurückgekehrt. Aus ihrem Winterquartier an der Luhnsmühle ging es für die wolligen Tiere mit einem speziellen Transport-Anhänger auf die große Wiese hinter dem Freizeitbad. Die 29 Muttertiere mit ihren 25 Lämmern können sich nun nach Herzenslust auf den Grünflächen am See satt fressen.

Denn die vierbeinigen Landschaftspfleger haben einen klaren Arbeitsauftrag – nämlich dem Bärenklau, den Brennnesseln und Disteln den Garaus zu machen. „Und das klappt seit vier Jahren hervorragend“, berichtet Thorsten Niehoff, Mitarbeiter der Freizeitgesellschaft (FZK) und geschulter Schafexperte. „Die Herde futtert Tag und Nacht. Die Schafe haben einen enormen Hunger. Sie lieben diese Pflanzen und können eigentlich nicht genug kriegen.“ Besonders die schwer zugänglichen Uferböschungen sind Einsatzgebiet der Herde.

Schafe waren bis kurz vor Weihnachten am Stausee in Witten unterwegs

Nur kurze Zeit waren die Schafe in dieser Saison im Winterlager. Kurz vor Weihnachten wurden die 29 Damen – wie Thorsten Niehoff sie liebvoll nennt – eingefangen und in ihren Freiluftstall an der Luhnsmühle gebracht. „Die Rhönschafe sind sehr robust. Kälte macht ihnen nichts aus. Nur strengen Frost mögen sie nicht“, weiß Niehoff.

29 Muttertiere und 25 Lämmer bevölkern nun wieder die Böschungen rund um den Kemnader See. Die Rhönschafe vertilgen auch Bärenklau, Brennnesseln und Disteln.
29 Muttertiere und 25 Lämmer bevölkern nun wieder die Böschungen rund um den Kemnader See. Die Rhönschafe vertilgen auch Bärenklau, Brennnesseln und Disteln. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Dann kam die Zeit des Ablammens und die Herde ist um 25 putzmuntere Lämmer größer geworden. Eines davon war anfangs ein Sorgenkind. Weil es nur eine „Handvoll Lämmchen“ war, wurde das winzige Geschöpf vom Muttertier nicht angenommen. Kurzentschlossen zogen die Mitarbeiter reihum das Lamm mit der Flasche groß.

Adoptivschaf Lämmi lässt sich von seinen Pflegern auf den Arm nehmen

Und das war für die zweibeinigen Adoptiveltern schon ein kleines Abenteuer in der eintönigen Corona-Zeit. Lämmi – so wird es von allen liebevoll genannt - schlief in der Badewanne und auf Holzdielen und entwickelte sich prächtig. Lämmi ist anhänglich geworden und lässt sich heute sogar auf den Arm nehmen.

FZK-Mitarbeiter Thorsten Niehoff mit Lamm
FZK-Mitarbeiter Thorsten Niehoff mit Lamm "Lämmi", das mit der Flasche aufgezogen wurde und deshalb noch besonders zutraulich ist. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Regelmäßig wird das Team nun den Elektro-Zaun des Freiluft-Geheges verlagern, damit die Schafe immer frisches Futter finden. Die Tafel der vierbeinigen Rasenmäher am See ist rund acht Kilometer lang und immer frisch gedeckt. Gerade deshalb sollten Spaziergänger die Tiere nicht füttern. „Das gilt auch für die Wasservögel“, fügt Betriebsleiter Dirk Clemens hinzu.

Ende Mai werden die Schafe am Stausee geschoren

Täglich schaut ein Mitarbeiter auf seiner Müllentsorgungs-Runde nach dem Rechten. Ist der Schutzzaun noch okay oder fehlt Trinkwasser? Artgerecht gehegt und gepflegt werden die Tiere sowieso. Dafür sorgen Thorsten Niehoff und sein Kollege Tim Arnscheidt. Beide haben sich beim Schafzuchtverbandes zu wahren Experten ausbilden lassen.

Schafe als nachhaltige und wirtschaftliche Alternative

Die Pflege der bis zu 84 Kilogramm schweren „Landschaftswächter“ ist recht unproblematisch: Regelmäßig die Klauen schneiden und die Wolle auf verträgliche Länge abscheren. Fürs tägliche Sattwerden sorgen die Schafe ganz allein. Und erfreuen ganz nebenbei große und kleine Besucher rund um den Stausee.

Seit fast vier Jahren grasen die Rhönschafe nun schon am Seeufer. Die tierischen Mähmaschinen passen hervorragend ins Landschaftsbild des Naherholungsgebietes, findet Betriebsleiter Dirk Clemens. Die FZK der Metropole Ruhr mit der Betriebsstätte Kemnade habe mit den Schafen eine nachhaltige und wirtschaftlich richtige Entscheidung getroffen.

Einmal in der Saison – Ende Mai – werden die Schafe geschoren. Die Wolle wandert gelegentlich in nahe Waldorfschulen – zum Waschen, Basteln, Spinnen, Handarbeiten. „Unsere Schafe sind ein Gewinn für die Landschaft am See. Sie ersetzen laute und stinkende Maschinen“, so Dirk Clemens. „Sie sind geländegängig und trampeln die Böschungen fest, sie düngen mit ihrem Kot das Land und werden selbst in trockenen Zeiten satt. Unsere Schafherde ist ein absolutes Plus – nicht nur zur Freude der Spaziergänger.“