Bochum/Witten/Hattingen. Der Kemnader See hat jetzt eine eigene Schafherde. 21 Rhönschafe sollen vor allem dem gefährlichen Bärenklau am Seeufer den Garaus machen.
- Die Freizeitzentrum Kemnade GmbH hat neue Mitarbeiter: 21 dauerhungrige Röhnschafe
- Die Tiere sollen vor allem am Seeufer grasen, wo der für Menschen gefährliche Bärenklau wuchert
- Ihren Job hat die vierbeinige Riege bislang zur Zufriedenheit erledigt, sagt See-Chef Thorsten Kröger
Tierischer Zuwachs am Kemnader See: 19, seit wenigen Wochen sogar 21 Schafe grasen auf den Wiesen und Böschungen des Naherholungszentrums. Für Zwei- wie Vierbeiner ist es eine Win-Win-Situation: Die Herde vertilgt mit großem Genuss den Bärenklau am Ufer – und bannt damit die Gefahr von Vergiftungen und Verbrennungen.
Wie teuer ist eigentlich ein ausgewachsenes Schaf? Geschäftsführer Thorsten Kröger muss bei Betriebsleiterin Franziska Weiße nachfragen. Die weiß: „190 Euro.“ Mal 19 macht 3619 Euro, die im Frühjahr die Freizeitzentrum Kemnade GmbH (FZK) in ihre neue Umweltschutz-Riege investiert hat: eine Schafherde, verhältnismäßig klein gemessen an den vielköpfigen Määääääääh-Kommandos freiberuflicher Schäfer, die in den vergangenen Jahren am See im Einsatz waren.
Tiere erreichen auch steile Uferböschungen
Aber gerade wegen ihrer überschaubaren Stärke willens und in Lage, im geschlossenen Verbund (das Schaf mag die Gesellschaft) auch und gerade dort zu grasen, wo es für den Homo sapiens gefährlich, mitunter lebensgefährlich werden kann: an den steilen Uferböschungen, wo rund ums Gewässer der Bärenklau wuchert. Mit der Pflanze aus der Familie der Doldenblütler kommt der Mensch besser nicht in Berührung. Der Saft ist giftig. Bei Sonnenlicht kann jeder Kontakt Verbrennungen auf der Haut verursachen.
„Die großen Herden hielten sich meist vom Ufer fern. Daher hatten wir die Idee, eigene Schafe anzuschaffen, um Kinder und Besucher zu schützen, die beim Rad- oder Inlinerfahren möglicherweise in die Böschung stürzen“, sagt Kröger.
Pflanze ist ein Hochgenuss
Klarer Arbeitsauftrag für die anfangs 19 wollenen Landschaftspfleger: dem Bärenklau den Garaus zu machen. Das klappt seit März wunderbar, schildert Franziska Weiße. „Die Herde futtert Tag und Nacht. Die haben einen enormen Hunger.“ Dabei ist der Bärenklau für die Wiederkäuer ungefährlich. Im Gegenteil: Die Pflanze ist für sie ein wahrer Hochgenuss, von dem sie nicht genug kriegen können.
Artgerecht gehegt und gepflegt werden die Tiere obendrein. Dafür sorgen die FZK-Mitarbeiter Thorsten Niehoff und Tim Arnscheidt, die sich in den vergangenen Monaten in sechs (!) Lehrgängen des Schafzuchtverbandes zu wahren Experten haben ausbilden lassen.
Bereits Nachwuchs geboren
Gut möglich, dass es auch ihrer Fürsorge zu verdanken ist, dass die Rhönschafe bereits Nachwuchs erhalten haben. Anfang April erblickte ein Bock das Licht der Welt. Ihm wurde der schöne Name Kurt verliehen. Ende April folgte ein Lämmchen, für das der Awo-Kindergarten Heven einen Namenswettbewerb startet. Sieger wurde „Lilly“. Gestern war Taufe, für die die Herde ausnahmsweise in ein Gehege getrieben wurde.
Heute geht’s wieder raus, auf die Wiesen und Böschungen, wo der Tisch täglich neu gedeckt ist.
>>> Pflege der Schafe ist wenig aufwendig
Die Pflege der bis zu 84 Kilogramm schweren Landschaftswächter sei wenig aufwendig, versichern die Mitarbeiter am Kemnader See.
Regelmäßig die Klauen schneiden und die Wolle auf verträgliche Länge abscheren: „Das war’s eigentlich schon.“ Fürs tägliche Sattwerden sorgten die Schafe ganz allein.