Witten. Die Autobahnbrücke über den Kemnader See ist dem Schwerlastverkehr auf Dauer nicht gewachsen. Droht Witten hier die nächste Großbaustelle?

Auf Witten-Herbede und Heven rollen in den kommenden Jahren mehrere große Bauprojekte zu. So werden die Herbeder Ruhrbrücken erneuert und die A 43 zwischen dem Kreuz Bochum/Witten und der Anschlussstelle Heven sechsstreifig ausgebaut. Doch auch die A-43-Brücke, die die Ruhr in Höhe des Kemnader Stausees quert, ist marode und muss erneuert werden.

Die Autobahnbrücke hat noch eine Restnutzungsdauer bis 2040 - so das vorläufige Ergebnis von Berechnungen der zuständigen Autobahnniederlassung in Hamm. Um das Bauwerk vor Schäden durch Überlastung zu schützen, wurden schon im August 2020 die Standstreifen abgesperrt und Warnschilder aufgestellt.

Standstreifen auf Autobahnbrücke in Witten seit Sommer abgesperrt

Lkw müssen auf der Brücke 50 Meter Abstand halten, damit nicht zuviel Gewicht auf dem Bauwerk lastet. Das gilt auch bei Stau. Würden Laster dann über längere Zeit Stoßstange an Stoßstange stehen, könnte dies der Konstruktion schaden. „Die Brücke ist aus den 70er Jahren. Sie ist nicht auf das Gewicht des heutigen Schwerlastverkehrs ausgelegt“, sagt Ingenieurin Britta Fuchs von der Autobahn Westfalen GmbH.

Wie viele Jahre der Verkehr dort noch ungestört fließen wird, ist derzeit offen. „Wir können nur sagen, dass die Brücke nach derzeitigem Stand der Untersuchungen erneuert werden muss, nicht wann“, sagt Britta Fuchs. Auf jeden Fall werde diese Baustelle auf andere Projekte – wie den Neubau der Herbeder Ruhrbrücken – abgestimmt.

800 Millionen Euro für 28 Kilometer

Projektleiterin Fuchs sowie ihre Chefin Carola Ziebs planen für die Autobahn Westfalen den sechsspurigen Ausbau der A 43, wie man ihn bei Recklinghausen schon sehen kann. 800 Millionen Euro („wahrscheinlich etwas mehr“, so Carola Ziebs) gibt der Bund für die 28 Kilometer zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven aus. Die Baustelle wandert dabei von Nord nach Süd. Mit Recklinghausen und Herne ist sie derzeit noch ein gutes Stück von Witten entfernt.

Die Projektleiterinnen Carola Ziebs (li.) und Britta Fuchs planen den A 43-Ausbau. Hier in ihrem Baubüro der Autobahn Westfalen in Bochum-Riemke.
Die Projektleiterinnen Carola Ziebs (li.) und Britta Fuchs planen den A 43-Ausbau. Hier in ihrem Baubüro der Autobahn Westfalen in Bochum-Riemke. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die A 43, „die Schlagader der Region“, wie sie Carola Ziebs nennt, hat längst ihre Kapazitätsgrenze überschritten. Das belegen Verkehrszählungen aus dem Jahr 2015. Bis zu 70.000 Fahrzeuge pro Tag kann eine vierspurige Autobahn fassen. Im Bereich Herne seien es über 90.000. „Und seitdem wächst die Zahl der Fahrzeuge jährlich“, so die Projektgruppenleiterin. „Alle pendeln über die A 43 aus dem Speckgürtel morgens ins Ruhrgebiet rein und nachmittags zurück.“

Pendlerverkehr nimmt ab Witten-Heven deutlich ab

Das Wittener Teilstück war in den ursprünglichen Planungen gar nicht vorgesehen und wurde erst 2016 hinzugefügt. Denn auch rund um Witten hatte man 2015 gezählt. Interessant ist, wie stark der Verkehr abnimmt, je mehr man der Autobahn nach Süden folgt. Zwischen dem Kreuz Witten/Bochum und der Ausfahrt Heven sind täglich gut 71.000 Fahrzeuge unterwegs. Gut 17.000 Pkw oder Lkw verlassen aber in Heven die Autobahn oder fahren dort auf.

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Zwischen Heven und Herbede sind nur noch 54.000 Fahrzeuge unterwegs. Deswegen reiche dort auch eine vierspurige Autobahn. „Von Heven aus pendeln die Leute nach Norden“, so Ziebs. Weiter südlich verteilen sich die Pendlerströme, etwa gen Düsseldorf oder Köln.

Schallschutzwand für Anwohner der Windenstraße

Wie wird der A 43-Ausbau bei Heven aussehen? Mit der Planung für diesen letzten (nicht mehr sechsspurigen) Bauabschnitt wird erst 2022 begonnen. Der Baubeginn ist „nicht vor 2028“ angesetzt. Wahrscheinlich erhält das Teilstück rund um die Firma J.D. Neuhaus (Windenstraße bis Universitätsstraße) eine Schallschutzwand. Für einzelne Gehöfte an der Kleinherbeder Straße sowie für die weiter entfernt liegende Siedlung Frackmannsfeld wird es eher „keinen aktiven Lärmschutz“ geben. Dies werde aber noch untersucht und nach Berechnung der Lärmwerte entschieden.

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