Witten. Nach mehr als zwei Monaten Zwangspause dürfen die Friseure in Witten am 1. März wieder öffnen. An Tag eins gibt es jedoch Einiges zu beachten.

Wer Tommy’s Hair Cut in Witten betritt, wird am Eingang mit einem „Herzlich Willkommen“-Schild, umrankt von blauem und rosafarbenem Tüll, begrüßt. Nach einer mehr als zweimonatigen Zwangspause dürfen die Friseursalons am 1. März endlich wieder Kunden empfangen.

Inhaber Thomas Tyburzy spricht von einem „Wow-Effekt“, wenn er sich an die positive Nachricht erinnert. „Endlich wieder Geld verdienen und die Kunden erfreuen“, fasst er sein Glück in Worte. Und auch die Augen seiner Kundinnen strahlen über dem Mundschutz. „Tommy macht uns glücklich“, sagt Claudia Krebs, deren Haare Tyburzy gerade schneidet. Die letzten Wochen sei sie nur noch mit Kappe auf dem Kopf vor die Tür gegangen. „Ich sah aus. . .“, sagt die 51-Jährige und vergleicht ihre „Corona-Frisur“ scherzhaft mit einem Vogelnest.

Rund 40 Termine am ersten Tag

„Struwwelpeter“ nennt hingegen Tyburzy die herausgewachsenen Frisuren einiger Kunden. Es sei höchste Zeit gewesen, die Salons wieder zu öffnen. Und die Nachfrage bestätigt ihn: Als bekannt gegeben worden war, dass Friseurbesuche ab März unter strengen Auflagen wieder möglich sein werden, stand sein Telefon nicht mehr still. „Innerhalb von 30 Minuten hatte ich 385 E-Mails und 175 Whatsapp-Nachrichten“, erinnert sich der 55-Jährige. „Jeder wollte der erste sein.“

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Thomas Tyburzy, Inhaber von Tommy’s Hair Cut, begrüßt seine Kunden am 1. März mit einem bunten Gruß. Kundin Claudia Krebs braucht ihre pinke Kappe nicht mehr. Ihre Corona-Frisur hat Tyburzy bereits in Form gebracht.
Thomas Tyburzy, Inhaber von Tommy’s Hair Cut, begrüßt seine Kunden am 1. März mit einem bunten Gruß. Kundin Claudia Krebs braucht ihre pinke Kappe nicht mehr. Ihre Corona-Frisur hat Tyburzy bereits in Form gebracht. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für Tag eins stehen rund 40 Termine in Tyburzys Kalender. Eine Menge, die sich mit den Corona-Vorschriften vereinbaren lässt, denn pro Person darf eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern nicht unterschritten werden. „Heute morgen war auch schon das Ordnungsamt hier“, so der Salon-Inhaber. Das habe geschaut, ob in dem Laden im Ledderken alle Maßnahmen eingehalten werden können. „Die haben einen Daumen hoch gegeben“, sagt Tyburzy.

Friseur musste einen Kredit aufnehmen

Im Eingangsbereich des Salons liegen verpackte FFP2-Masken für 1,50 Euro bereit, daneben steht eine Flasche mit Desinfektionsspray, auf dem Boden erinnert ein Aufsteller daran, anderthalb Meter Abstand zu halten. Tyburzy hofft, dass sich jeder an die Regeln hält – nicht nur beim Friseur – damit ein dritter Lockdown verhindert werden kann.

Denn die vergangenen Monate waren hart für den Wittener. „Ich war nervlich am Boden“, so Tyburzy. Bis heute warte er wie viele andere seines Fachs auf finanzielle Hilfen. „Ich musste sogar einen Kredit aufnehmen“, sagt er.

Endlich wieder Rechnungen bezahlen können

Cenk Caparogullari (l.) schneidet seinem ersten Kunden nach der Zwangspause in seinem Barber Shop in Witten die Haare. Cem Cömert (r.) ist froh, dass sich endlich wieder einen Profi seiner Haare annimmt.
Cenk Caparogullari (l.) schneidet seinem ersten Kunden nach der Zwangspause in seinem Barber Shop in Witten die Haare. Cem Cömert (r.) ist froh, dass sich endlich wieder einen Profi seiner Haare annimmt. © FFS | Gesa Kortekamp

Auch Cenk Caparogullari möchte an eine erneute Schließung gar nicht denken. In seinem Barbershop an der Bahnhofstraße in Witten bedient er gerade seinen ersten Kunden nach mehr als zwei Monaten Pause. Der erzählt, dass er sich während der Corona-Zeit schon zweimal eine Glatze rasiert habe. Heute bringt Friseur Cenk Caparogullari die nachgewachsenen Haare wieder in Form.

Die Erleichterung war groß, als der 30-Jährige erfahren hat, dass er seinen Laden wieder öffnen darf. „Endlich wieder Geld verdienen und endlich wieder Rechnungen bezahlen können“, sagt Caparogullari. Auch die Kunden sind dankbar, dass sie ihre Haare wieder einem Profi anvertrauen können. „Die Leute kloppen sich um die Termine“, sagt Kunde Cem Cömert. Denn „auch wenn man im Moment nichts machen kann, man will doch gepflegt aussehen“, weiß Caparogullari.

Kunden schieben Briefe mit Terminanfragen unter der Ladentür hindurch

Nebenan, bei Capa Hairdesign, herrscht geschäftiges Treiben. Nevrize Caparogullari zeigt sich hoffnungsvoll. Vielleicht habe der Lockdown gezeigt, „dass unsere Arbeit wichtig ist und dass Menschen Kontakt zu anderen Menschen brauchen“. Schon jetzt – nach ein paar Stunden Haareschneiden – kann sie sagen: „Die Kunden gehen glücklich wieder hier raus.“

Kundin Christel Lebius-Hömberg fühlt sich nach ihrem Friseurbesuch bei Salon Capa gleich zehn Jahre jünger. Verantwortlich ist dafür Friseurin Tanja Ditges.
Kundin Christel Lebius-Hömberg fühlt sich nach ihrem Friseurbesuch bei Salon Capa gleich zehn Jahre jünger. Verantwortlich ist dafür Friseurin Tanja Ditges. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Christel Lebius-Hömberg bestätigt das: „Ich fühle mich zehn Jahre jünger“, sagt die 84-Jährige, die heute zum klassischen Waschen-Schneiden-Föhnen in den Salon an der Bahnhofstraße in Witten gekommen ist. Rund drei Monate sind seit ihrem letzten Friseurbesuch vergangen. Jetzt ist sie eine der ersten, die wieder die Haare geschnitten bekommt. „Ich hatte Glück, dass ich so schnell drangekommen bin“, sagt sie.

Die Termine bei Capa Hairdesign sind heiß begehrt. Kunden, die telefonisch nicht durchgekommen sind, hätten Briefe unter der Ladentür hindurchgeschoben, erzählt Nevrize Caparogullari. Und auch jetzt ist die Nachfrage noch groß. Immer wieder klingelt das Telefon oder kommen Menschen vorbei, die um einen Termin bitten. Doch ein bisschen Geduld müssen sie mitbringen. „Wir sind diese Woche fast ausgebucht“, so Caparogullari.

Diese Hygieneauflagen gelten bei Friseuren

Um das Infektionsrisiko im Friseursalon möglichst gering zu halten, gelten strenge Hygienemaßnahmen. So muss der Mindestabstand von 1,5 Metern um jeden Arbeitsplatz eingehalten werden – auch in Sanitär- und Pausenräumen. Nur Kunde und Mitarbeiter dürfen sich zum Haareschneiden nähern.

Sind mehrere Menschen in einem Raum, darf eine Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person nicht unterschritten werden. Bei weniger als 20 Quadratmetern darf nur ein Kunde bedient werden.

Der Arbeitsbereich, Sanitär- und Pausenräume müssen ausreichend belüftet werden.

Friseurinnen und Friseure ebenso wie Kundinnen und Kunden müssen einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Mitarbeiter wie Kunden müssen sich beim Betreten des Salons gründlich die Hände waschen oder desinfizieren.

Der Salon soll nur nach Terminvereinbarung betreten werden.

Mitarbeiter sollen den Kunden zuerst die Haare waschen und hierbei Handschuhe tragen.

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