Witten. Hundehaare werden auch im Lockdown geschnitten. Bitten zurzeit auch Menschen um einen neuen Schnitt? Ja, sagt eine Hundepflegerin aus Witten.

Waschen, Schneiden, Föhnen – das geht gerade nicht, denn die Friseure haben im Lockdown geschlossen. Anders ergeht es den Vierbeinern. Sie dürfen weiterhin in den Hundesalon.

Heike Schönborn arbeitet seit fast 30 Jahren als Hundepflegerin. In ihrem Salon „H.S. Hundepflege“ an der Oberkrone frisiert sie alle Hunderassen – und eigentlich sogar Katzen. Weil die Besitzer in der Pandemie jedoch nicht beim Haareschneiden dabei sein dürfen, fallen gerade einige Kunden weg. „Katzen und schwierige Hunde kann ich nicht versorgen, wenn der Besitzer nicht dabei ist“, sagt die 49-Jährige.

Baden und bürsten

In der Pandemie läuft ein Termin so ab: Der Besitzer übergibt seinen Hund an Heike Schönborn und spricht mit ihr ab, was gemacht werden soll. Die Hundepflegerin badet und bürstet den Hund, bearbeitet das Fell mit Schermaschine und Schere, zupft die Ohrenhaare und schneidet die Krallen. Der Besitzer holt das Tier dann nach der vereinbarten Zeit wieder ab. Nur weil die Termine so kontaktarm ablaufen, dürfen Hundesalons auch im Lockdown weiterhin öffnen.

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Fell ab! Heike Schönborn frisiert in ihrem Salon den Yorkshire-Terrier Pico, 8 Jahre alt.
Fell ab! Heike Schönborn frisiert in ihrem Salon den Yorkshire-Terrier Pico, 8 Jahre alt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Für noch weniger Kontakt sorgt Christina Schmidt in ihrem Hundesalon an der Bommerholzer Straße. Sie hat für die Übergabe der Hunde ein extra Wartehäuschen eingerichtet. Dort kann der Besitzer sein Tier abgeben und später wieder abholen – ohne den Salon zu betreten. Auch die Bezahlung läuft über eine in dem Häuschen angebrachte Geldkassette. „Ich vertraue den Leuten, dass sie das Geld passend hineinlegen, das hat bis jetzt sehr gut funktioniert“, so Schmidt.

Pudelmischlinge sind aktuell besonders beliebt

Heike Schönborn frisiert etwa fünf bis acht Hunde pro Tag in ihrem Salon. Die meisten ihrer Kunden sind Stammkunden – schließlich müssen auch die Vierbeiner regelmäßig zum Friseur. „Wenn man einen Pudel hat und will, dass der vernünftig aussieht, sollte man alle acht bis zehn Wochen zum Termin kommen“, sagt sie. Pudelmischlinge seien im Moment besonders beliebt. Sie heißen Doodle, Schnoodle, Golden Doodle, Maltipoo oder Cockapoo. Manche Rassen können nur durch regelmäßige Fellpflege gesund gehalten werden, erklärt die Hundepflegerin. Sonst besteht zum Beispiel die Gefahr, dass das Fell verfilzt.

Zuletzt bekommt Terrier Pico noch den Schwanz gestutzt.
Zuletzt bekommt Terrier Pico noch den Schwanz gestutzt. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

In der Corona-Zeit haben sich mehr Menschen einen Hund angeschafft, weiß Heike Schönborn. „Allein die Preise in Internet-Anzeigen sind explodiert.“ Die 49-Jährige befürchtet, dass nach dem Lockdown viele neu gekaufte Hunde ins Tierheim gebracht werde. Denn nicht alle Menschen wüssten, welche Verantwortung so ein Tier langfristig mit sich bringt – auch über die Lockdown- und Homeoffice-Zeit hinaus.

Herrchen und Frauchen verpasst Heike Schönborn keinen neuen Haarschnitt

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Heike Schönborn ist froh, dass sie im Moment arbeiten darf. Sie liebt ihre Arbeit und findet, das ist eine Grundvoraussetzung: „Entweder man kann das und liebt das mit den Tieren oder eben nicht. Da gibt es kein Zwischending.“ Doch im vergangenen Jahr sei der Job einsamer geworden. Das Quatschen und der Austausch mit den Hundehaltern fehlen ihr.

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Viele Kunden kennt sie seit Jahren. Normalerweise sind die Besitzer bei den Terminen immer dabei. Jetzt ist die Hundepflegerin mit den Tieren alleine im Salon. Ob sie auch schon einmal gebeten worden ist, bei Herrchen oder Frauchen die Schere anzusetzen – gerade jetzt, wenn die Friseure geschlossen sind? „Ja das wird man tatsächlich immer mal wieder gefragt, auch schon vor Corona.“ Schönborns Antwort darauf: „Wenn Sie aussehen wollen wie ein Pudel, dann gerne.“ Das wollte bisher seltsamerweise noch niemand.