Witten. Ein Lichtblick im Lockdown: Die Stadtbibliothek Witten lässt ihre Leser trotz Corona nicht hängen. Und die danken es ihr, wie die Zahlen zeigen.
In Zeiten, die sich teils wie ein Gruselroman anfühlen, will die Stadtbücherei den Wittenern zumindest eine literarische Lichtblicke verschaffen. Wie beim ersten Lockdown gibt es wieder die „Bibliothek to go“ – Bücher kontaktlos zum Ausleihen.
Hinter der Abholstation direkt am Eingang des Märkischen Museums stapeln sich an diesem Morgen braune Papiertüten und grüne Leinbeutel voller Bücher, Hörspiele und DVDs. Die Bibliothekarinnen Melina Lülf, Lisa Kreuzer und Rabea Kammler flitzen zweimal am Tag an den Bücherregalen entlang und füllen die nächsten Taschen mit Bestellungen, die online oder über das Telefon eingehen.
Am Telefon können bis zu drei, online bis zu zehn Medien in Witten bestellt werden
Besonders gut kommt das Angebot einer „Wundertüte“ an. In diesem Fall können sich die Leser einfach mit Büchern überraschen lassen. So eben hatte Melina Lülf eine 85-Jährige am Telefon, die gerne „was mit Liebe, Inseln und Meer“ zum Lesen bestellen wollte. „Ich suche ihr dann was Passendes “, sagt die Bibliothekarin. Dafür hat sie zwei Tage Vorlaufzeit, danach kann die Bestellung abgeholt werden.
Telefonisch können bis zu drei Medien bestellt werden, über den Online-Katalog der Zentralbibliothek sowie der Zweigstellen Annen und Herbede sogar bis zu zehn. „Wichtig ist, bei der Online-Bestellung darauf zu achten, dass die Bücher auch wirklich verfügbar und nicht schon verliehen sind“, sagt Rabea Kammler. Manchmal käme es auch vor, dass vergriffene Bücher an der Husemannstraße geordert werden, die es jedoch nur noch in Annen oder Herbede gibt. „Wir müssen uns da schon gut organisieren, damit nichts durcheinanderkommt“, sagt Melina Lülf. Dann klingelt schon wieder das Telefon.
Noch ein anderes Geräusch zerreißt hin und wieder die Stille. Neben der großen Eingangstür befindet sich die Rückgabebox. Von draußen können die Bücher durch eine Klappe in eine Kiste geworfen werden – das macht ganz schön Lärm. Ein Blick in die große Kiste zeigt, dass schon am Morgen so einige Bücher abgegeben wurden. „Dabei leere ich die bei Dienstbeginn immer noch einmal aus“, sagt Melina Lülf schmunzelnd.
Lagen während des ersten Lockdowns im Frühling zum Beispiel Fachbücher über Gartenpflege im Trend, sind es in den Wintermonaten vor allem Kinderbücher. Lisa Kreuzer verpackt gerade den neusten Schrei: die sogenannte „Toniebox“ für das moderne Hör- und Spielerlebnis. Was früher CD-Spieler und Kassettenrecorder waren, ist heute ein weicher Hörwürfel, der mit Hörfiguren, auch „Tonies“ genannt, bedient wird. „Weil die aber sehr teuer sind, verleihen wir die am laufenden Band“, sagt die Bibliothekarin.
Vater aus Witten freut sich: „Wir brauchen nicht alles neu zu kaufen“
Wir treffen Gregor Wessely, der gerade für seine kleine Tochter Bücher mit Pony- und Pferdegeschichten abholt. „Ich habe hier schon öfter hier Bücher ausgeliehen und unterstütze die Bibliothek gerne“, sagt der Familienvater. Nach der Weihnachtslektüre brauchen die Kinder jetzt neuen Lesestoff. „Da sind wir froh, dass wir nicht extra alles neu kaufen brauchen“, so der Wittener.
Leiterin Christine Wolf ist mit den ersten Wochen der „Bibliothek to go“ im neuen Jahr allemal zufrieden. Allein am ersten Tag habe es 400 Vorbestellungen gegeben. „Dieses Jahr läuft es wahrscheinlich sogar besser als 2020.“ Damals gab es nach drei Wochen Abholservice im April und Mai etwa 2600 Medienausleihen. Aktuell liegt man bereits bei 1900 – und der erste Monat des Jahres ist noch nicht rum. Der Lockdown wird zur Routine, auch in der Stadtbücherei.
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