Witten. Die Bibliothek Witten verleiht wieder Bücher, Spiele und DVDs. Bestellungen kommen durch die Hintertür – und sorgen für strahlende Kinderaugen.
Kaffee zum Mitnehmen, also „to go“, gibt es an jedem Kiosk. Auch in Krisenzeiten ist das kein Problem, denn der geht kontaktlos über die Theke. So läuft es jetzt auch in der Stadtbibliothek an der Husemannstraße. Bücher, Spiele und DVDs können vorbestellt und am nächsten Tag abgeholt werden. Alles über die Hintertür, und natürlich mit viel Abstand.
Nach Ostern ist die „Bibliothek to go“ gestartet. Seitdem haben Bibliothekarin Maria Finta und ihre Kolleginnen schon mehr als 1.500 Medien herausgesucht, in grüne Bibliotheksbeutel verpackt, diese mit Namen beschriftet und verliehen. Eine ganze Menge Arbeit, schließlich nimmt sich sonst einfach jeder Kunde seine Bücher selbst aus dem Regal. Das geht jetzt aber schon seit Wochen nicht mehr. Die Kunden trotzdem mit neuem Lesestoff zu versorgen, sehen die Bibliotheksmitarbeiterinnen als ihre Pflicht. „Wir konnten uns alle in die Situation unserer Lesern hineinversetzen, denen jetzt die Decke auf den Kopf fällt“, sagt Bibliotheksleiterin Christine Wolf.
Wittener Mitarbeiterin: „Es ist schön, die Leser wiederzusehen“
Wer seine Bestellung bis 12 Uhr online oder telefonisch aufgibt, kann sie schon am nächsten Tag auf dem Parkplatz der Bibliothek abholen. Das ist kostenlos, geht aber nur mit gültigem Leseausweis. Wer den nicht hat, kann ihn auch jetzt noch online beantragen und nutzen.
Das Abholen ist ganz einfach: Bibliothekarin Maria Finta sucht die Bestellung raus, stellt den passenden Beutel auf einen Tisch vor die Hintertür und geht ein paar Schritte zurück, damit der Kunde ihn sich nehmen kann. Sie findet: „Es ist schön, die Leser mal wieder zu sehen, wenn auch mit Abstand. Und zu sehen, wie sie sich freuen.“
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Viele Wittener haben lange darauf gewartet, endlich wieder etwas ausleihen zu können. Sabrina Kisker (37) hat direkt am ersten Tag der „Bibliothek to go“ online so viel bestellt, wie es ging, also zehn Medien. Wer per Telefon bestellt, darf sich nur drei Sachen aussuchen. Bevor die Bibliothek schließen musste, hat Sabrina Kisker noch viel ausgeliehen. Aber spätestens nach den Ostertagen war ihre zehnjährige Tochter mit allem durch und braucht jetzt dringend Nachschub.
Mahnungen für Ausgeliehenes gibt es zurzeit nicht
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Die gelesenen „Die drei !!!“-Bücher gibt sie neben dem Haupteingang der Bibliothek durch eine Klappe zurück. Einfach einen Barcode einscannen, alle Bücher hineinlegen, Klappe zu und fertig – alles komplett kontaktlos. Wer dazu nicht kommt, braucht sich aber keine Sorgen zu machen: Mahnungen für zu lange ausgeliehene Sachen gibt es erstmal nicht.
Besonders beliebt sind Krimis, Bilderbücher, Brettspiele und Hörbücher. Der überwiegende Teil ist für Kinder. „Man merkt richtig, dass die Kleinen zuhause sind“, so Christine Wolf. Die beiden Kinder von Franziska Stein (36) wären eigentlich in der Kita. Die Familie hat nun neue Routinen entwickelt. „Wir gehen jeden Nachmittag raus und abends gibt es einen Kinoabend“, erzählt die Wittenerin. Dafür hat sie gestern unter anderem eine „Rabe Socke“-DVD bestellt, die sie jetzt am Hintereingang der Bibliothek abholt. Ein Buch von „Mama Muh“ ist auch dabei, „und sogar ein paar Sachen für mich“, lacht Stein.
Auch Stadtteilbibliotheken bieten Service
Bestellungen können in der Stadtbibliothek dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr abgeholt werden. Auch die Stadtteilbibliotheken in Herbede und Annen bieten diesen Service an, in Annen freitags und in Herbede donnerstags, jeweils von 10 bis 16 Uhr.
Als Ersatz für Veranstaltungen wie das Bilderbuchkino werden auf dem Kanal „Kulturforum Witten“ auf YouTube Videos hochgeladen. Außerdem können unter www.onleiheruhr.de Medien digital ausgeliehen werden.
Für den neuen Service erfahren die Bibliotheksmitarbeiterinnen viel Dankbarkeit. „Manche bringen Blümchen vorbei, manche Schokolade und alle bedanken sich bei uns“, sagt die Institutsleiterin. Besonders wichtig sei der neue Service für die Kinder: „Es stehen kleine Mädchen vor uns, die sagen, sie sind traurig, dass sie sich nicht mit ihren Freundinnen treffen können. Die freuen sich so, dass sie jetzt wenigstens neue Bücher haben.“
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