Witten. Mitglieder des Wittener Autorentreffs haben in Haus Witten Texte vorgetragen. Ihre Themen sind hochaktuell – und regen zum Nachdenken an.
„Tanzt euren Tanz“: Unter diesem Motto haben Mitglieder des Wittener Autorentreffs am Samstag ihre Texte vorgetragen. Bei der Jahreslesung im Haus Witten präsentierten 13 Autoren Gedichte und Kurzgeschichten und wollten zeigen: Auch Schreiben ist Tanzen – ein Tanz der Fantasie.
„Meine Geschichten kann man auch im Internet lesen, aber sie vor Publikum vorzutragen, ist etwas ganz anderes“, sagt Konnie Matena. Die 55-Jährige erzählt eine Kurzgeschichte, in der es um Hass und Vorurteile gegenüber Muslimen geht. „Es erschreckt mich immer wieder, wie schnell Feindbilder in unserer Gesellschaft entstehen“, so Matena. Die Autorin schreibt gerade an ihrem dritten Roman. Der Autorentreff sei dabei eine wertvolle Hilfe: „Ich bin dankbar für Verbesserungsvorschläge und für den Austausch mit den anderen Autoren.“ Inspiration für ihre Geschichten erhält sie oft von außen: „Ich schreibe über das, was mich bewegt. Das kann auch eine Gesetzesänderung sein.“
Autorentreff bietet Raum für Austausch und Kritik
Unterschiedlichste Themen kommen in den Texten zum Ausdruck: Es geht um Glauben, um Krieg und um Gefühle, mal ist es etwas zum Lachen und mal zum Nachdenken. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt dem Publikum nicht. Die Lesungen folgen direkt aufeinander, nur unterbrochen von einzelnen Klavierstücken des Pianisten Martin Brödemann. „Die Gedichte gehen so schnell an einem vorbei, die müsste man direkt nochmal hören“, findet Zuhörerin Heide Kalkoff. Sie war schon im Sommer bei einer Lesung des Autorentreffs in der Bibliothek und hat Gefallen an den vorgetragenen Texten gefunden: „Die Atmosphäre ist einfach toll.“
Das diesjährige Motto war kein Arbeitsthema, sondern wurde erst im Nachhinein festgelegt. „Tanzt euren Tanz“ ist eine Zeile aus dem Gedicht „Novembergedanken“, das die Autorin Annegret Dittrich vorstellt. Das versteht sich auch als Aufforderung: „Man sollte sich nicht beirren lassen, und trotz all der Katastrophen auf der Welt in Bewegung bleiben“, sagt Autorin Sabine Sellmann.
Vorsitzender versteht Schreiben als Tanz der Fantasie
Der Vorsitzende des Autorentreffs, Hans-Werner Kube, spricht von einer Ähnlichkeit von Sprache und Tanz: „Beide sind kreativ, beide vermitteln Gefühle. Wenn wir schreiben, ist das auch eine Art Tanz, nämlich einerseits ein Tanz auf der Tastatur und andererseits ein Tanz unserer Fantasie.“ Kube trägt heute zwei kurze Gedichte vor. Sein Thema ist ebenfalls aktuell und politisch: Es geht um die Lebenssituation in dem umkämpften Gebiet Sindschar im Nordirak. „Ich interessiere mich für die Gegend, weil ich Freunde habe, die aus dem Nahen Osten geflohen sind.“
Der Wittener Autorentreff zählt etwa 17 Mitglieder und trifft sich einmal im Monat in der Stadtbibliothek. Nächstes Jahr feiert die Gruppe ihr 30-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wird ein Buch mit gesammelten Werken herausgeben.