Witten. Von einem Mädchen, das ein Stück Welt rettete bis zu Robinson Crusoe - Lesestoff, den Expertinnen fürs neue Jahr wärmstens empfehlen.
Abenteuerliches, Heldenhaftes, etwas für Nostalgiker - Bücher können vielen etwas bieten. In Corona-Zeiten wird wieder mehr gelesen, freut sich Buchhändlerin Sabine Wirths-Hohagen. Sechs Titel, die sie und zwei Wittener Bibliothekarinnen fürs neue Jahr als Lesestoff wärmstens empfehlen.
„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" - der Titel des Buches verspricht Spannendes. Sabine Wirths-Hohagen von der Buchhandlung Lehmkul ist begeistert vom Roman der Jugendbuchautorin Sharon Cameron, der auf einer wahren Geschichte fußt, die sich in Polen ereignete. Stefania und ihr Freund Izio wollen heiraten, doch der Zweite Weltkrieg macht diese Pläne zunichte. Izio ist Jude. Er und seine Familie werden ermordet. Izios Bruder Max gelingt die Flucht. Die 16-jährige Stefania wird zur Lebensretterin, weil sie Max und zwölf weiteren Juden ihren Dachboden als Zuflucht anbietet. Wirths-Hohagen: „Ein Geschichtsbuch, das sich wie eine Abenteuergeschichte liest." Das Buch vermittle, was wichtig ist im Leben: „Menschlichkeit, Mut, Hoffnung." (Sharon Cameron: Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete. Insel Verlag, 473 Seiten, gebunden 18 Euro.)
Ein polnischer Autor über die große Politik und kleine Begebenheiten
Auch die „Beskiden-Chronik" von Andrzej Stasiuk sei ein besonderer Lesestoff, verspricht die Buchhändlerin. Der Pole richtet seinen Blick auf sein Heimatland, das sich verändert. Ausgehend von seinem Dorf in den Beskiden nimmt er die Gegenwart in Augenschein. Der Buchband versammele Feuilletons und poetische Miniaturen, die der Autor für die polnische Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny geschrieben hat. Stasiuk kommentiert polnische Belange und die der Welt, große Politik und kleine Begebenheiten. Sabine Wirths-Hohagen: „Ein literarischer Edelstein!" (Andrzej Stasiuk: Beskiden-Chronik, Suhrkamp Verlag, 303 Seiten, gebunden 23 Euro.)
Ihr Tipp Nr.3: „Schreibtisch mit Aussicht". Schriftstellerinnen sprechen über ihre Arbeit, über das, was sie beflügelt, aber auch über ihre Routinen. Alle Frauen haben Familien und Kinder und müssen das Schreiben und ihre Familienarbeit unter einen Hut bringen. Wirths-Hohagen: „Spannend." (Ilka Piepgras (Herausgeberin): Schreibtisch mit Aussicht. Schriftstellerinnen über ihr Schreiben, Verlag Kein & Aber, 288 Seiten, gebunden 23 Euro.)
Was man nicht alles auf Dachböden findet - Kuscheltiere, abgelegte Lieblingskleidung, das früher so gute Kristall. Autorin Susanne Mayer hat ein Buch über solche Dinge geschrieben. Anlass war, dass sich die „Zeit"-Kulturreporterin um die Hinterlassenschaften ihrer Eltern kümmern musste. Ihr Buch „Die Dinge unseres Lebens. Und was sie über uns erzählen" hat Melanie Duwe, Bibliothekarin in der Stadtbibliothek Witten, gefesselt. Sie sagt: „Das Generationen-Buch rund um die Schätze des Alltäglichen ist etwas für Nostalgiker." (Susanne Mayer: Die Dinge unseres Lebens und was sie über uns erzählen. Berlin Verlag, 292 Seiten, Hardcover 20 Euro.)
Warum „Robinson Crusoe" so viel Mut in Coronazeiten macht
Ihre zweite Empfehlung: der Roman „Quality Land 2.0" - als Hörbuch. Es geht um Menschen und Maschinen in einer Big-Data-Welt. Eine Kuh löst den Dritten Weltkrieg aus, Quality-Land-Bewohner Peter Arbeitsloser therapiert gestresste Tablets. Autor Marc-Uwe Kling hat das Hörbuch eingesprochen. Melanie Duwe: „Skurrile Charaktere, eine Prise Kapitalismus-Kritik und ein Herz für Roboter bilden eine tolle Mischung für alle, die herzhaft lachen wollen." (Marc-Uwe Kling: Quality Land 2.0, Verlag Universal Music GmbH, 8 CDs, 19 Euro.)
Zu einem Klassiker der Weltliteratur rät Christine Wolf, Leiterin der Stadtbibliothek: Daniel Defoes „Robinson Crusoe" von 1719. Die bibliophil gestaltete Ausgabe des Abenteuerromans sei auch unbedingt ein Lesestoff für Erwachsene. Wolf: „Denn der Roman ist ein zeitloses Beispiel dafür, wie sich aussichtslos erscheinende Situationen mit Mut und Einfallsreichtum bewältigen lassen." Und dies passe doch zu herausfordernden Coronazeiten. (Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Mare Verlag, Neuübersetzung Rudolf Mast, 400 Seiten, gebundene Ausgabe 42 Euro.)
>>> Stadtbibliothek und Buchhandlungen sind erreichbar
Die Wittener Buchhandlungen sind auch im Shutdown telefonisch für Bestellungen erreichbar. Auch Nutzer der Stadtbibliothek können weiterhin Medien bestellen und an der Husemannstraße 12 oder in den Stadtteilbibliotheken Annen und Herbede mit einem gültigen Leseausweis kontaktlos abholen.
Alle weiteren Informationen auch zu den Online-Angeboten der Bibliothek findet man unter: www.kulturforum-witten.de/bibliothek/