Witten. Bisher konnten Kinder mit speziellem Förderschwerpunkt bis zur Klasse 6 an der Pestalozzischule in Witten bleiben. Damit ist es bald vorbei.

Einige Kinder müssen zum Ende des Schuljahrs 2020/21 die Pestalozzischule verlassen, obwohl sie gerne bleiben würden. Betroffen sind Viertklässler mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ES), die aktuell noch bis einschließlich der Orientierungsstufe in Klasse 6 unterrichtet werden. Was in Witten lange diskutiert wurde, hat jetzt der Schulausschuss am Mittwoch (20.1.) beschlossen.

Letztlich muss die Bezirksregierung Arnsberg die Entscheidung noch genehmigen. Doch die hatte schon bei der noch bestehenden Regelung nur "ein Auge zugedrückt". Denn offiziell gibt es die Orientierungsstufe nicht mehr. Seit 2018 müssen Förderschulen den ES-Förderzweig entweder auf die vier Klassen der Primarstufe begrenzen oder auf die komplette Sekundarstufe ausweiten, also bis Klasse 10 anbieten. Doch für letzteres hat die Pestalozzischule keine Kapazitäten.

Wittener Förderschulleiterin: Wir sind randvoll

"Wir bedauern das sehr. Wir hätten das gerne weiter gemacht, aber wir sind randvoll", sagt Leiterin Michaela Lohrmann. Lag die Zahl ihrer Schüler beispielsweise im September 2019 noch bei 232 und zuvor bei knapp 200, besuchen nun 245 Kinder und Jugendliche die Pestalozzischule.

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"Die zwei Jahre in der Orientierungsstufe haben den betroffenen Kindern gut getan", so Lohrmann. Wenn sie nun nach der vierten Klasse keine Chance auf gemeinsames Lernen in einer allgemeinbildenden Schule haben, müssten sie vermutlich zur Schule Loher Nocken in Ennepetal wechseln. Diese bietet als einzige Schule im Kreis die ES-Förderung bis Klasse 10 und signalisiert grundsätzliche Bereitschaft, alle ES-Kinder im Kreis aufzunehmen, so Erster Beigeordneter Frank Schweppe.

Doch die Schule liegt rund 20 Kilometer von Witten entfernt. "Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die Kinder da bestimmt eine Stunde unterwegs", sagt Schulleiterin Lohrmann. "Die Eltern sind darüber nicht glücklich." Unmittelbar betroffen seien aktuell sieben oder acht Viertklässler.

Distanzunterricht an der Pestalozzischule "läuft total individuell"

Doch es gibt in der Coronakrise auch gute Nachrichten aus der Pestalozzischule: Der Distanzunterricht funktioniere gut. Lohrmann: "Das läuft total individuell." Die Klasse 10 etwa sei dreimal pro Woche per Video mit den Lehrern vernetzt. "Die machen richtig gut mit, sind motiviert, wollen ihren Abschluss schaffen." Ansonsten setzt die Förderschule eher auf Lernpakete und täglichen telefonischen Kontakt zu den Familien.

Einmal in der Woche kommen die meisten Schüler vorbei, um ihr Lernmaterial abzuholen. Bei Bedarf gebe es auch die Möglichkeit, vor Ort mit Lehrern zu sprechen. Acht Kinder, sagt die Schulleiterin, nutzen derzeit die Notbetreuung.

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