Witten. Frederik Antary (24) ist zum Vorstands-Sprecher gewählt worden. Europa und Ökologie sind seine Themen. Wofür er sich noch stark machen will.
Ein Wittener steht bei den Grünen im Land neuerdings in der ersten Reihe: Frederik Antary ist im Dezember zum Sprecher der Grünen Jugend NRW gewählt worden - gemeinsam mit Nicola Dichant aus Köln. Eine große Aufgabe für den 24-jährigen Studenten, die er aber gerne annimmt: "Denn 2021 werden viele superwichtige Weichen gestellt."
Frederik Antary lebt seit dreieinhalb Jahren im Wiesenviertel. Der gebürtige Bochumer studiert an der Uni Witten Politik, Ökonomie und Philosophie. Politische Themen haben ihn schon früh interessiert, bereits Ende 2014 ist er in die Partei eingetreten. "Anstoß für mich waren eigentlich die Nachrichten über die Sparpolitik in Griechenland", erzählt er. Nach einem Austauschjahr in Frankreich wollte er sich dafür einsetzen, dass Europa stärker zusammenwächst und nicht auseinanderfällt. "Damit war für mich gleich klar, dass ich mich bei den Grünen engagieren würde."
Wittener hofft auf eine grün-rote Bundesregierung
Europa und Ökologie, das waren damals seine Themen - und sind es bis heute. "Auch wenn ich Europa heute nicht mehr ganz so euphorisch betrachte", gibt Antary zu. Nicht euphorisch, aber voller Hoffnung: Ohne ein starkes, gemeinsames Europa könne die Corona-Krise nicht überwunden werden, davon ist er überzeugt. In der Pandemie dürfe es nicht um nationale Interessen gehen. "Die Verteilung der Impfdosen sollte sich nicht danach richten, in welchem Land der Impfstoff erfunden wurde, sondern danach, wo der Bedarf am größten ist", sagt er.
Das Amt als Sprecher der Grünen Jugend ist für Frederik Antary nicht neu. Zunächst war er für Bochum gewählt, dann fürs Ruhrgebiet, hat dort die Wahl zum Ruhrparlament mit vorbereitet. Nun kommt der nächste Schritt, der Landesvorstand. Hier will der Wittener in den kommenden 12 Monaten einiges erreichen - vor allem mit Blick auf die anstehenden Bundes- und Landtagswahlen. Was seine Hoffnungen für den Wahlausgang sind? "Rund 20 Prozent und eine Regierung ohne CDU." Grün-Rot sähe seine Traum-Koalition aus, oder Grün-Rot-Rot. Ob es so kommt? Frederik Antary bleibt realistisch. "Das ist noch offen." Das hänge von vielen Faktoren ab - nicht nur von der Wahl des CDU-Vorsitzenden.
Wittener will sich für Verjüngung der Fraktion einsetzen
Der 24-Jährige will nach Kräften dabei helfen, dass sein Traum wahr wird. Im Wahlkampf sollen daher Veranstaltungen und Touren von der Grünen Jugend angeboten und die Ortsvereine auch beim Thema Social Media unterstützt werden. Strukturell will sich Antary dafür stark machen, dass mehr junge Leute der "Fridays for Future"-Generation auf die Grüne-Landesliste kommen, damit die Fraktion sich verjüngen kann. Andere Parteien seien den Grünen im Altersdurchschnitt tatsächlich voraus. Auch beim Thema Diversität sei noch viel Luft nach oben. "Es sollten mehr Menschen mit Migrationshintergrund im Bundestag sitzen."
Und inhaltlich? Die Themen Energiewende, Flucht und innere Sicherheit gehören zu den Arbeitsbereichen des Grünen-Sprechers. Der Wittener fordert eine umfassende, aussagekräftige Studie zum Thema Rassismus bei der Polizei und dass sich Deutschland den Querdenkern klar entgegenstellt. "Man kann vieles am Corona-Management kritisieren, aber man kann das Virus nicht leugnen", sagt er. Solche Tendenzen seien gefährlich, gerade für die Schwächsten in der Gesellschaft.
Landesregierung sollte auf ökologischen Kurs umsteuern
In der Bildungspolitik wünscht sich Antary, dass Schüler und Lehrer-Vertretungen stärker in die Entscheidungen mit einbezogen werden, wie der Unterricht in der Pandemie aussehen kann. Wechsel-Unterricht nach dem Solinger Modell hätte eher möglich gemacht werden müssen. "Es geht darum, dass wir bei der Bildung nicht mehr so viele Vollbremsungen hinlegen müssen."
Ein frommer Wunsch kann bislang auch nur Antarys Forderung bleiben, dass "die Landesregierung umsteuert und auf einen ökologischen Kurs geht". Noch sei das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung politisch in weiter Ferne. Nach einem Regierungswechsel nach den NRW-Wahlen 2022 könnte das anders aussehen. Der Wittener will dafür sorgen, dass es dazu kommt.