Witten. Hier steht Glück auf dem Stundenplan: Wittens dritte Gesamtschule geht 2022 an den Start und bietet Selbstlernstunden und flexibler Anfangszeit.
2022 soll der Kampf um Gesamtschulplätze in Witten ein Ende finden – dann startet nach Holzkamp und Hardenstein eine dritte Gesamtschule. Sie soll die Otto-Schott-Realschule am Viehmarkt ablösen, die im Sommer 2021 letztmalig Schüler aufnimmt. Das pädagogische Konzept für die „Neue Wittener Gesamtschule“ wird am 24. Juni im Haupt- und Finanzausschuss diskutiert. Es birgt einige Überraschungen.
Knapp ein Jahr lang hat ein Team unter Leitung des aktuellen Konrektors der Otto-Schott-Realschule, Dr. Andreas Stephan, an diesem Konzept geschrieben. Beteiligt waren drei Schulentwickler der Bezirksregierung Arnsberg, Lehrer aus allen Wittener Schulformen, Vertreter aus Politik und Verwaltung. Eine Raumplanung beinhaltet das Konzept nicht – diese soll sich nach den pädagogischen Prinzipien richten. Ob die neue Gesamtschule sich auf zwei Standorte – die einstige Otto-Schott-Realschule und die Overberg-Hauptschule – verteilt oder ob das dann zu kleine Gebäude am Viehmarkt neu gebaut wird, entscheiden der Rat und die Stadt als Schulträger. Aus dem 33-seitigen Konzept liest man aber klar heraus: Ein einziger Standort wäre sinnvoller, am liebsten als Neubau.
Schultag startet mit Frühstück
Innovative Ideen finden sich bereits im pädagogischen Konzept. Etwa ein „offener Anfang“: Die Schule startet um 7.25 Uhr, die Kinder können dann dort frühstücken, quatschen, an Bewegungsangeboten teilnehmen. Richtig los geht es zeitgleich mit allen anderen Wittener Innenstadtschulen um 7.45 Uhr. „Wir merken, dass es eine zunehmende Anzahl von Kindern berufstätiger Eltern gibt, die morgens allein sind und so einen Ansprechpartner hätten“, sagt Andreas Stephan. An Grundschulen gäbe es solche Angebote längst, an weiterführenden in Witten bislang nicht. Ein anderer Baustein, der aus der Grundschul-Pädagogik stammt, ist das selbstgesteuerte Lernen. „Wir haben das Gefühl, dass es vielen Schülern sonst nicht gelingt, ein eigenes Lerntempo zu finden.“ Im Gesamtschul-Stundenplan sind immer wieder Selbstlernstunden eingebaut.
Auch auf gesundes Essen will die neue Gesamtschule Wert legen. Als Ganztagsschule geht es mittags in die Mensa – und zwar im Klassenverband, mit Lehrer. „Wir möchten dicht an den Schülern dran sein und dazu braucht es mehr Zeit als nur im Unterricht.“ Auch der Teamgedanke war den Lehrkräften wichtig – er soll von Lehrern wie auch Schülern gelebt werden. „Je besser wir die Schüler kennen, umso besser kann man fördern“, erklärt Andreas Stephan. Wie wichtig Teamfähigkeit sei, sehe man in jedem Unternehmen. „Das ist das, was in Zukunft zählt.“ Im Konzept kann man sich sogar ein Schulfach „Glück“ vorstellen – in dem Selbstachtsamkeit auf dem Stundenplan steht.
Orientiert an Privatschule
Orientiert haben sich die Pädagogen an erfolgreichen Schulen aus dem Umkreis – etwa der Bochumer Matthias-Claudius-Schule. „Selbstgesteuertes Lernen und Teamschule – das machen alle erfolgreichen Schulen“, sagt Stephan. „Und wenn man die Chance hat, Schule neu zu denken, muss es in diese Richtung gehen“. Stephan wird ab Sommer kommissarisch die Otto-Schott-Realschule (OSR) leiten, weil Schulleiter Jürgen Glaubitz in Pension geht. Ob er auch der Kopf der dritten Gesamtschule wird, ist offen.
Das Kollegium der OSR wird nicht automatisch an die Gesamtschule übergehen. Stephan: „Man kann sich bewerben. Aber es soll auf jeden Fall ein Neuanfang sein.“