Witten. Witten bleibt trotz der Corona-Krise eine beliebte Adresse fürs Heiraten. Natürlich gibt es auch Absagen. Warum sich die Braut nicht traut.

Auch das gibt’s in Corona-Zeiten. Ein Paar sagt die Trauung in Witten ab, weil sich ausgerechnet die Braut angesteckt hat. Das waren in diesem Jahr aber eher Ausnahmen im Standesamt. Über 650 Pärchen haben bis Ende November in Witten die Ringe getauscht – 100 weniger als zur selben Zeit vor zwölf Monaten, aber immer noch eine stolze Zahl. Das Ja-Wort im Seuchen-Jahr.

So richtig still stand das Standesamt eigentlich nie. Selbst im finsteren Lockdown-Monat April, als die Läden dicht waren, trauten sich noch 34 Paare in Witten, halb so viele wie sonst in jenem Monat, aber immerhin. Maskenpflicht galt damals wie heute im Trauzimmer. „Beim Küssen dürfen Sie sie abnehmen“, pflegen Standesamtsleiter Volker Banhold und sein Team zu sagen.

Im April durfte in Witten nur noch zu zweit im Trauzimmer geheiratet werden

Ja-Wort in Zeiten von Corona: Hier traut Standesbeamtin Antje Stalljohann am Freitag (4.12.) Jochen (56) und Bettina (58). Es gelten strenge Vorschriften, Maskenpflicht und eine maximale Personenzahl von fünf im Trauzimmer.
Ja-Wort in Zeiten von Corona: Hier traut Standesbeamtin Antje Stalljohann am Freitag (4.12.) Jochen (56) und Bettina (58). Es gelten strenge Vorschriften, Maskenpflicht und eine maximale Personenzahl von fünf im Trauzimmer. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Damals, im April, blieben die Paare mit dem Standesbeamten unter sich . Tatsächlich durfte seinerzeit nur zu zweit geheiratet werden, wo in normalen Zeiten um die 60 Personen dabei sein können. Mit den Lockerungen im Sommer wurde diese Zahl wieder deutlich erhöht. Zuletzt waren insgesamt zehn Personen zugelassen, aktuell sind es nur noch fünf – wohlgemerkt gilt das nur für das Standesamt in Haus Witten .

Anders als kürzlich berichtet, hängt die erneute Reduzierung der Gästezahl nicht etwa mit einer schlechten Lüftungsanlage im Trauzimmer zusammen. Die sei sogar ganz gut, sagt Banhold. Aber bei Trauungen im Halb-Stunden-Takt (werktags) sei die Luft nun mal irgendwann verbraucht.

An den Erlebnis-Trauorten dürfen es in Witten aktuell noch zehn Personen sein

An den Erlebnis-Trauorten wie Schloss Steinhausen und Haus Herbede sind vorerst weiter zehn Personen zulässig, zumal dort nur alle zwei Stunden geheiratet wird. „Dann bleibt mehr Zeit zum Lüften“, sagt der 64-Jährige. Schwalbe und Zeche Nachtigall stehen derzeit nicht im Traukalender – „außer Betrieb“.

Während die Standesbeamtin in Haus Kemnade, das zu Hattingen gehört, hinter Plexiglas ihre Traurede aufsagt, genügen dem Standesbeamten in Witten zwei Meter Abstand zu den Hochzeitspaaren. Die übrigens längst nicht alle im Wonnemonat Mai getraut werden wollen, wie die Statistik beweist. „Der August ist der stärkste Monat, gefolgt vom September“, sagt Banhold.

Der Wonnemonat Mai ist in Witten gar nicht der beliebteste Monat zum Heiraten

Wenn die Feier schon ausfällt, soll die Hochzeitslimousine  jedenfalls schön geschmückt sein:
Wenn die Feier schon ausfällt, soll die Hochzeitslimousine jedenfalls schön geschmückt sein: © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Nun, natürlich gab es in diesem Jahr und auch im Mai schon viele Absagen, zumal ja Feiern im Lokal gar nicht oder nur eingeschränkt möglich war. Von 110 geplanten Trauungen im Mai wurden knapp 30 abgeblasen beziehungsweise verschoben . Im August wiederum waren es mit 100 fast genauso viele wie im Vorjahr. „Ab Oktober haben wir’s dann wieder gemerkt. Da ging es von 100 im letzten Jahr auf 77 zurück“, sagt Volker Banhold.

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Für den das Jahr übrigens noch längst nicht zuende ist. „Wir sind bis Jahresende so gut wie ausgebucht “, sagt der Standesamtsleiter. Die letzte Trauung könnte eigentlich schon fast unterm Baum erfolgen – sie findet am 23. Dezember statt. Und auch zwischen den Jahren werde gern geheiratet.

Standesamtsleiter in Witten vermisst Mimik hinter den Masken

Und trotzdem sei irgendwie alles anders, gesteht Banhold, ein alter Hase im Trau-Geschäft. „Man sieht zum Beispiel gar keine Mimik hinter der Maske der Brautleute“, so der Standesbeamte.

Am Jahresende werden rund 720 Paare in Witten den Bund fürs Leben geschlossen haben, rund 20 Prozent weniger als im Vorjahr (850). Alle Anwesenden mussten und müssen sich in Listen eintragen. Bislang habe es noch keine Rückmeldungen gegeben, dass jemand aus diesem Personenkreis infiziert war.

Liebe ist eben stärker als Corona.

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