Witten. Ob das vergessene Pausenbrot oder Gewaltsituationen - anhand eines Regentropfens können Kinder in Witten erkennen, wo sie Hilfe bekommen.

Ein vergessenes Schokoticket, ein aufgeschürftes Knie oder Streit mit den Freunden - Kinder geraten schnell in Situationen, die sie alleine nicht meistern können. Oft fällt es den Kleinen jedoch schwer, um Hilfe zu bitten. Um ihnen diesen Schritt zu erleichtern, haben Mitarbeiterinnen des Kinderschutzbundes Witten vor elf Jahren das Projekt „Komm rein! Wir helfen dir!“ ins Leben gerufen. Weil die Aktion über die Jahre hinweg allerdings in Vergessenheit geraten ist, haben die Vorstandsvorsitzenden Claudia Usadel-Willam (54) und Ulla Wolfram (67) das Projekt nun neu angepackt.

Der Regentropfen zeigt den Kindern in Witten, dass sie willkommen sind

2009 brachte der Kinderschutzbund erstmals Aufkleber in Form eines Regentropfens an Türen und Schaufenstern verschiedener Geschäfte an - so wussten Kinder und Jugendliche in Not, dass sie dort Hilfe bekommen. Der Wittener Verein wurde dabei von der Aktion „Notinsel“, die es bereits in anderen Städten gab, inspiriert.

Elf Jahre später hängt kaum noch einer der Regentropfen. Der Kinderschutzbund hat deswegen in den letzten Monaten daran gearbeitet, neue Geschäfte ins Boot zu holen und an deren Schaufenstern neue Aufkleber anzubringen. „Wir wollen die Situation gar nicht dramatisieren, sondern einfach dafür sorgen, dass die Kinder nicht das Gefühl haben, alleine zu sein - egal mit welchem Problem“, sagt Ulla Wolfram vom Kinderschutzbund.

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Egal ob Gewalt unter Freunden, kleine Blessuren auf dem Schulweg, dringende Anrufe nach Hause, oder gar wirklich ein Fall von Belästigung oder Bedrohung - die Ladenbesitzer zeigen den Kindern mit dem Sticker an ihrer Tür, dass sie willkommen sind.

Die Geschäfte haben sich schriftlich verpflichtet

„Es ist für die Kinder ein Zufluchtsort. Hier wissen sie, dass sie auf jeden Fall Hilfe erhalten“, sagt Claudia Usadel-Willam vom Kinderschutzbund. Die Geschäfte, die mitmachen, haben sich ihr gegenüber schriftlich verpflichtet, den Knirpsen Hilfe und Schutz zu geben. Insgesamt konnte man schon 25 Läden für das Projekt gewinnen – allen voran in der Innenstadt und in Bommern. „Wir bleiben weiter dran, weil wir möchten, dass die Kinder in jedem Stadtteil Hilfe bekommen“, sagt Kinderschutzbund-Mitarbeiterin Claudia Usadel-Willam.

Die Kinder gehen lieber in kleine Geschäfte

Corona erschwert Arbeit

Auch der Kinderschutzbund leidet unter der aktuellen Situation mit Corona. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bleiben zuhause, weil sie zur Risikogruppe gehören.

Deswegen ist auch der Kleiderladen geschlossen - neben Spenden ist dieser jedoch die Haupteinnahmequelle des Vereins. Auch Spielgruppen und Sprachkurse finden nicht mehr statt. „Die Familienberatung gibt es aber weiterhin und sie ist kostenlos“, sagt Mitarbeiterin Ulla Wolfram.

Bei der ersten Aktion im Jahr 2009 waren noch die Stadtwerke und die Sparkasse dabei – nun versucht der Verein eher kleinere Geschäfte zu animieren. Das sind etwa inhabergeführte Läden und Apotheken. Laut dem Verein trauen sich Kinder dort nämlich eher rein. Mit dabei ist auch die Stadtbibliothek.

Die Resonanz des Projektes sei bis jetzt sehr positiv, so Ulla Wolfram. Und wofür genau wird nun Hilfe gesucht? „Laut den Geschäften sind es meist nur kleine Schwierigkeiten, mit denen die Kinder zu kämpfen haben und weswegen sie Hilfe benötigen“, sagt Wolfram. Sie freut sich über die Hilfsbereitschaft der Geschäfte – denn viele der Inhaber haben sofort betont, wie selbstverständlich es sei, Kindern in Not zu helfen. Nun wünscht Ulla Wolfram sich noch die Mithilfe der Eltern: „Sie sollen ihren Kindern von den Regentropfen erzählen - damit die Kleinen in Zukunft wissen, wo sie auf jeden Fall Hilfe bekommen“.

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