Witten. Ein Fassadenfeuer hat die Tischlerei von Uwe Klein in Witten komplett zerstört. Eine Katastrophe für die Mitarbeiter. Doch sie fanden Hilfe.
Eigentlich schien alles glimpflich ausgegangen zu sein. Das Feuer, das ist der Nacht zum 27. Oktober vor der Tischlerei Klein im Salinger Feld ausgebrochen war, hatte nur an der Außenfassade gewütet, die Flammen waren nicht in die Werkstatt übergesprungen. Doch bei Licht betrachtet sah dann alles plötzlich ganz anders aus: Rauch und Hitze haben in der Maschinenhalle ganze Arbeit geleistet. „Alle Maschinen sind Schrott, die Werkstatt muss abgerissen werden“, sagt Inhaber Uwe Klein. Der Schaden liegt bei rund einer halben Million Euro.
Um halb drei in der Nacht hatte das Telefon den Tischler an jenem Dienstag aus dem Schlaf gerissen. „Deine Halle brennt“, teilte ihm ein befreundeter Feuerwehrmann von der Einsatzstelle mit. Uwe Klein blieb zunächst gelassen. Die Halle werde abends stromlos geschaltet, geheizt hatte er auch nicht. Also dachte er an die Mülltonne vorm Haus. „Zieht die weg und gut ist“, sagte er leichthin – und wurde erst hektisch, als er die Antwort hörte: „Von wegen Mülltonne, wir sind hier gerade mit fünf Löschzügen angerückt. Deine Fassade steht im Vollbrand.“
Schwarze Rußschicht liegt über allem in der Werkstatt in Witten
Als Klein ein paar Minuten später an der Werkstatt ankommt, scheint das Schlimmste schon vorbei zu sein. Jedenfalls sind die Flammen fast gelöscht. „Ich dachte noch, hoffentlich stinkt es drinnen nicht so doll“, erinnert sich der Tischlermeister. Doch dann öffnet die Feuerwehr das Rolltor. Und als schwarze Rußwolken aus der Halle kommen, wird ihm klar: Der Geruch ist jetzt sein geringste Problem.
Für die völlige Zerstörung brauchte es keine Flammen. Die Hitze hat alles schmelzen lassen. Kunststoff-Dämmung ist auf den Boden getropft, die Oberlichter biegen sich wie Bienenwaben nach innen, alle Schalter sind zu bizarren Skulpturen verformt. Sogar Aluprofile liegen jetzt wie dicke Silbertropfen auf dem Boden. Dazu hat sich eine dicke Rußschicht auf alles gelegt.
Das Holz ist geräuchert, die Computer verschmiert. Selbst das Metall der Maschinen schimmert pechschwarz und fängt schon an zu rosten. „So ätzend ist das Zeug“, sagt Klein. Ihm stehen dabei Tränen in den Augen. „Die Werkstatt ist mein drittes Kind – und das liegt gerade auf der Intensivstation.“
Innungskollegen boten dem Wittener Tischler ihre Hilfe an
Aber – um im Bild zu bleiben: Das Kind wird wohl durchkommen. Dafür sorgen viele helfende Hände, die Uwe Klein und seinem insgesamt neunköpfigen Team gereicht wurden. Tischlerkollege Lauterbach aus dem Wullener Feld bot direkt am nächsten Tag an, dass die ausgebrannten Kollegen bei ihm in der Halle arbeiten können.
Ein Nachbar machte Platz in seiner Werkstatt für neue Maschinen, die Klein jetzt kaufen muss. Sogar aus den Nachbarstädten gab es Hilfsangebote von anderen Firmen. Das sei alles andere als selbstverständlich, sagt der 53-Jährige dankbar. „Wir sind ja auch Konkurrenten. Aber alle haben sich als gute Innungskollegen erwiesen.“
Hilfe kam auch von anderer Seite. Die Versicherung hat bereits zugesagt, dass sie für alle Schäden zahlen wird. Ein weiterer Nachbar kann Videoaufzeichnungen der Nacht zur Verfügung stellen. Noch sind sie nicht ausgewertet. Aber es scheint wohl klar, dass das Feuer im Papiercontainer vorm Haus entstanden ist. Klein ist sicher: „Das war Brandstiftung.“ Ein Anwohner habe einen unbeleuchteten Wagen mit laufendem Motor an der brennenden Halle stehen sehen. Die Ermittlungen laufen noch, aber die Polizei betont: Es gibt keinen Tatverdacht gegen Uwe Klein.
Wittener Tischler betont: „Wir arbeiten normal weiter“
Alles gut also? Beinahe. „Wir blicken zwar optimistisch nach vorn“, sagt Uwe Klein. Doch er fürchtet, dass die Kundschaft ausbleiben könnte, wenn sie die zerstörte Werkstatt sieht. „Aber wir können dank der Hilfe der Kollegen ganz normal weiterarbeiten“, versichert er. Jeder Verzug durch die verkokelten Werkstücke werde durch Überstunden aufgefangen. Zum Glück standen nicht viele beim Brand in der Halle. „Aber eine Küche müssen wir komplett neu machen.“
Ein bislang ruhiges Jahr für die Feuerwehr
Für die Wittener Feuerwehr war 2020 bislang ein eher ruhiges Jahr. Neben dem Brand an der Werkstatt hatte es nur am 20. Oktober einen größeren Löscheinsatz in der Kellerstraße gegeben.
Im Jahr 2019 musste die Wittener Wehr hingegen häufiger ausrücken. Im Dezember war eine Sauna an der Pferdebachstraße in Flammen aufgegangen, im November hatte das Feuerwehrgerätehaus in Bommern gebrannt. Wohnungsbrände gab es zudem am 7. Oktober am Schwanenmarkt und am gleichen Tag in der Hauptstraße, im Juli in der Annenstraße und im Juni im Tulpenweg.
Das zerstörte Gebäude muss bis auf die Stahlträger abgerissen und neugebaut werden. Der Termin ist schon gesetzt: Am 30. April will Uwe Klein zur Wiederöffnung in den Mai tanzen. Der 53-Jährige ist sicher: „Das schaffen wir. Mit oder ohne Maske – dann wird gefeiert.“
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