Witten. . Freisprechungsfeier der Tischler-Innung Ruhr und Ausstellungseröffnung: Paula Ködding vom Wittener Werkhof belegt den ersten Platz.
Paula Ködding weiß, was sie will: Innenarchitektur studieren. Ihren zukünftigen Kommilitonen hat sie schon einiges voraus, immerhin hat sie gerade ihre Ausbildung zur Tischlerin absolviert. „Ich wollte eigentlich ein Vorpraktikum für das Architekturstudium machen“, sagt sie. „Die Arbeit hat mir aber so gut gefallen, dass ich den Ausbildungsplatz angenommen habe.“ Knapp drei Jahre lang hat sie also in der Schreinerei Werkhof Witten gearbeitet. Das scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein: Im Wettbewerb „Die Gute Form“ hat sie mit ihrem Gesellenstück den ersten Platz belegt.
Bevor ihr Schreibtisch jedoch mit der Gesellin umziehen darf, wird er noch einige Tage in der Volksbankfiliale an der Bochumer Universitätsstraße ausgestellt. Neben ihm stehen dort elf weitere Gesellenstücke, die von einer fachkundigen Jury ausgewählt wurden. Der Wettbewerb bietet neben den allgemeinen Prüfungskriterien eine zusätzliche Anerkennung der Arbeit, die in den Gesellenstücken steckt – insgesamt sind das 100 Stunden pro angehenden Tischler. „Das ist wenig“, findet Paula Ködding.
„Ich habe auf einer Messe eine Anrichte mit Möbelrolle gesehen und wollte das Element auch in mein Gesellenstück einbauen“, sagt sie. „Außerdem wollte ich ihm gerne eine leichte Optik verschaffen.“ Das hat geklappt: Insbesondere die Leichtigkeit, verbunden mit Massivholz hebt die Jury hervor. Dass auch viele andere auf der Freisprechungsfeier von ihrem Schreibtisch begeistert sind, zeigt die Tatsache, dass Paula Ködding stets angesprochen und beglückwünscht wird. „Ich habe nie bewusst einen Nachteil auf der Arbeit wahrgenommen, obwohl Frauen weniger im Beruf vertreten sind“, sagt sie. Im Gegenteil: Die Kollegen hätten ihr eher Komplimente für ihre gute Arbeit gemacht.
Viele Gesellen mit Anstellung
Für die 21-Jährige geht es nun ins Studium, doch die gesicherte Zukunft nach der Ausbildung ist nicht selbstverständlich: „In den vergangenen Jahren war die Ausbildungssituation schwierig“, sagt Lehrlingswart Michael Kaiser. „Dieses Jahr sind wir jedoch sehr zuversichtlich. Viele wurden von ihrem Betrieb übernommen oder haben bereits eine andere Stelle gefunden.“
So zum Beispiel Steffen Ehrenthal, dessen Barwagen ebenfalls in der Volksbank ausgestellt ist. Er darf in seinem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten. „Ich bin sehr glücklich darüber. Meine Ausbildung hat mir Spaß gemacht, wir verstehen uns gut in der Tischlerei“, sagt er. „Ich habe zwar Abitur gemacht, bin aber froh, jetzt nicht mehr zur Schule gehen zu müssen. Auch studieren werde ich in naher Zukunft nicht.“
Der Wettbewerb „Die Gute Form“
Den 1. Platz belegt Paula Ködding mit ihrem Schreibtisch aus Rüster. Sie hat die Ausbildung in der Schreinerei Werkhof Witten absolviert.
Auf dem 2. Platz landet Conrad Liwa mit seinem verwinkelten Schreibtisch. Sein Ausbildungsbetrieb ist die VIVAMO GmbH in Bochum. Dritter ist Tim Eckey aus dem Betrieb Eckey und Syndikus, der ein leicht wirkendes Sideboard aus Nussbaum und Fenix gefertigt hat.
Diese und weitere Gesellenstücke sind noch bis zum 20. Juli in der Volksbank Bochum Witten an der Universitätsstraße 70 in Bochum ausgestellt. Die Gewinner erhalten Geldpreise im Wert von 600 Euro, die von der Volksbank gestiftet werden.