Witten. Lars König (CDU) ist als neuer Bürgermeister in Witten vereidigt worden. Es gab aber gleich in der ersten Sitzung des neuen Rats Krach.

Unter Corona-Bedingungen hat das neue Stadtparlament erstmals nach der Kommunalwahl getagt – abstandsbedingt im Saalbau. Kurz nachdem Lars König (CDU) als neuer Bürgermeister vereidigt und von Vertretern aller Ratsfraktionen beglückwünscht worden war, hatten sich die Fraktionen allerdings schon in der Wolle.

Weit auseinander sitzen die Ratsherren und -frauen im Saalbau, teils abgeschirmt hinter Plastikaufstellern. Für Wortbeiträge braucht‘s ein Tütchen überm Mikro, das die Redner zusätzlich desinfizieren müssen. Abgestimmt wird mit dem eigenen Stift. Lars König führt souverän durch die Marathonsitzung mit ihren 17 Tagesordnungspunkten. Man merkt ihm die jahrelange Erfahrung als Sportausschussvorsitzender an.

64 Ratsvertreter in Witten erheben sich für die Vereidigung

Der Altersvorsitzende des Gremiums – Arnold Evertz von den Grünen – leitet den formellen Akt der Vereidigung. Mit 71 Jahren ist er das älteste Ratsmitglied. Es gibt Applaus, Blumen und Wünsche für das neue Stadtoberhaupt: „Alles Gute und auf gute Zusammenarbeit!“ Aus allen Parteien tritt ein Vertreter an den 49-jährigen Lars König heran und gratuliert per Ellenbogengruß. Für die Vereidigung des Rates erheben sich die 64 Stadtvertreter. Sie schwören: „Ich verpflichte mich, meine Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen wahrzunehmen.“ Wenige Minuten später ist es mit der Harmonie vorbei.

Wittens neuer Bürgermeister Lars König, rechts, überreicht Blumen an seine frisch gewählten Stellvertreter: Regina Fiedler, CDU, Tobias Bosselmann, SPD, und Christian Walker, Bündnis 90 / Die Grünen.
Wittens neuer Bürgermeister Lars König, rechts, überreicht Blumen an seine frisch gewählten Stellvertreter: Regina Fiedler, CDU, Tobias Bosselmann, SPD, und Christian Walker, Bündnis 90 / Die Grünen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

SPD, CDU und Grüne haben eine Vereinbarung getroffen, dass künftig drei – und nicht wie bislang zwei – stellvertretende Bürgermeister die Stadt repräsentieren sollen, pro Partei eine Fraktion. „Die Wahlergebnisse dieser drei Parteien waren ja ähnlich“, erklärt Ratsfrau Lilo Dannert (Grüne). Durch diese Entscheidung würde die Wertigkeit der Grünen im Stadtparlament erhöht.

„Eindruck: Im Hinterzimmer gedealt“

Die kleineren Parteien sind von diesem Vorschlag wenig erbaut. Erfolglos stimmen sie geschlossen gegen einen weiteren Vertreter und sind sich in ihren Wortbeiträgen einig: „Was soll dieser Unsinn“, fragt Thomas Richter vom Bürgerforum. „Köln als größte Stadt in NRW hat vier Vertreter und Witten drei?“ Ein dritter Vize koste den Steuerzahler 36.000 Euro im Jahr. „Machen Sie das mal den Leuten draußen klar.“

Stefan Borggraefe von den Piraten schlägt in dieselbe Kerbe. „Das fällt wie vom Himmel. Man hat den Eindruck, hier wurde im Hinterzimmer gedealt.“ Protest auch von den Linken: „Man sollte das Geld lieber in die Verwaltung investieren“, schlägt Ulla Weiß vor. „Die Arbeit mit zwei Stellvertretern lief doch gut. Ich habe nie gehört, dass einer sich überlastet fühlt.“ Ihre Idee: Man solle die Ratsperiode mit zwei Vertretern starten, da es während der Corona-Pandemie sowieso kaum öffentliche Termine gebe. In zwei Jahren könne man nachverhandeln.

Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus WittenSchließlich setzten die drei großen Fraktionen in geheimer Abstimmung ihre Vorschlägen durch: Der junge Tobias Bosselmann (25, SPD) wird Erster Stellvertretender Bürgermeister, zweite Vize ist Regina Fiedler (63, CDU) und dritter Stellvertreter Christian Walker (31, Grüne).