Witten. Vier Direktmandate für die Grünen, fünf für die CDU und nur 13 Stimmen für einen Einzelbewerber: Bemerkenswertes zur Kommunalwahl in Witten.

Das Wiesenviertel wählt grün, Annen und die restliche Innenstadt SPD und in gut situierten Stadtteilen wie Rüdinghausen oder Durchholz konnte die CDU punkten – so einfach ist die Wahlanalyse für Witten am Tag nach der Kommunalwahl dann doch nicht. Es gibt bemerkenswerte Zahlen und Entwicklungen – etwa erstmals vier Direktmandate für die Grünen und fünf für die CDU.

Zum ersten Mal überhaupt holten die Grünen bei einer Kommunalwahl in Witten Direktmandate - und dann gleich vier Stück! Arnold Evertz, Jan Richter, Birgit Legel-Wood und Alina Blum erreichten in ihren Wahlbezirken jeweils die höchste Punktzahl. Alle kandidierten in Innenstadtbezirken, in denen viele junge Wähler und Studenten wohnen, früher aber gern das Kreuzchen bei der SPD gemacht wurde. Studentin Alina Blum, 32, ist dabei zum ersten Mal überhaupt bei einer Wahl angetreten. Sie ist ebenfalls in den Kreistag gewählt worden. „Wir haben gestern noch sehr lang im Grünen Büro gefeiert“, verrät Jan Dickerboom, Geschäftsführer des Ortsverbandes.

CDU holt 2014 kein Direktmandat – und nun gleich fünf

Auffällig ferner: In all den Wahlbezirken, die die Grünen geholt haben, war auch die Wahlbeteiligung extrem niedrig – in der Innenstadt-West zum Beispiel bei 32,6 Prozent. Vielleicht ist es SPD wie CDU dort nicht gelungen, ihre Wähler zu den Urnen zu bewegen?

Die CDU kommt auf fünf Direktmandate, für Julian Fennhahn, Volker Pompetzki, Simon Nowack, Siegfried Hillert und Martin Steinigeweg. 2014 hatten sie kein einziges geholt, in den Vorjahren gab es oft nur zwei oder drei Direktmandate, meist in Bommern oder Heven-Südwest. Wie erklärt sich dieser Erfolg? „2014 haben wir auf Kopf-Plakate in den Wahlbezirken verzichtet“, so Stadtverbandschef Ulrich Oberste-Padtberg, der übrigens als einziger Wittener in das Ruhrparlament eingezogen ist. Diesmal hingen die Kandidaten-Fotos an den Laternenmasten – und sorgten für den Erfolg. Die SPD hat in diesem Jahr darauf verzichtet – und hat viele Direktmandate verloren.

Martin Kuhn (SPD) fährt bestes Wahlergebnis ein

Das beste Wahlergebnis konnte allerdings ein SPD-Mann verzeichnen. Das Buchholzer Urgestein Martin Kuhn brachte es in seinem Wahlbezirk auf 34,2 Prozent. Hohe Zustimmungswerte konnten außerdem Gabriele Günzel (SPD) in Herbede verzeichnen (30,9) oder Siegfried Hillert von der CDU (30,0) in Heven.

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Wie sehr Wahlergebnisse mitunter vom Bekanntheitsgrad ihrer Kandidaten abhängen, zeigt sich am Bürgerforum. Die Ärzte Dr. Kurt Schmelzer (13,5) und Dr. Frank Koch (12,8) konnten in ihren Bezirken beachtliche Ergebnisse verbuchen.

AfD punktet in sozial schwachen Stadtteilen

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Eine Bemerkung zur AfD. In den Stadtteilen fuhr sie sehr unterschiedliche Ergebnisse ein – sie reichen von 2,5 Prozentpunkten im gutbürgerlichen Bommern-West bis 7,7 in Annen-Nord oder 7,0 in Heven-Ost – Wittens sozial schwachen Stadtteilen.

Einzelkandidat kommt auf nur 13 Stimmen in ganz Witten

Kommen wir zu einem Kuriosum dieses Wahlkampfs. Wie aus dem Nichts hatte sich ein bislang politisch Unbekannter, Norman Kerner, zur Wahl gestellt. Der strenggläubige Christ forderte unter anderem überdachte Autobahnen und weniger Kita-Plätze. In ganz Witten und zwar allein in seinem Wohnort Stockum West-Düren – holte er mit diesem Konzept für den Stadtrat lediglich 13 Stimmen.

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