Witten. Management und IG Metall haben Eckpunkte eines künftigen Sanierungstarifvertrags für DEW in Witten festgelegt. Einigung auch beim Weihnachtsgeld.

Der Streit ums Weihnachtsgeld bei den kriselnden Deutschen Edelstahlwerken in Witten ist beigelegt. Gewerkschaft und Geschäftsführung haben sich geeinigt. Das teilt die IG Metall den Beschäftigten in einem Flugblatt mit. Demnach werden die Angestellten in diesem Jahr 60 Prozent der Sonderzahlung erhalten. 40 Prozent behält das Unternehmen vorerst ein.

Damit konnten sich Gewerkschaft und Betriebsrat am Ende doch mit ihrer Forderung durchsetzen. Die Geschäftsführung war nach Angaben von Betriebsratschef Ralf Peine mit einem deutlich niedrigeren Angebot in die Verhandlungen gegangen. Sie wollte nur 30 Prozent des Weihnachtsgeldes auszahlen. Mit der jetzigen Einigung habe man „die Grundlage dafür geschaffen, dass das Unternehmen überleben kann“, so Holger Lorek, Unternehmensbeauftragter der IG Metall.

Auch die Geschäftsführung begrüßt auf Anfrage diesen „wichtigen Schritt“. „Uns ist bewusst, dass die Reduzierung des Arbeitsentgelts einen schmerzlichen Einschnitt bedeutet. Der Fortbestand unseres Unternehmens und damit auch der Arbeitsplätze stehen im Vordergrund“, teilt das Management mit.

DEW-Geschäftsführung in Witten gibt Beschäftigungs- und Standortgarantie

Ausgehandelt haben die beiden Parteien ein Eckpunktepapier, in dem es um mehr als nur das Weihnachtsgeld geht. Demnach soll es bis Ende 2022 keinen weiteren Personalabbau über das bisher vereinbarte Maß hinaus geben. Dabei handelt es sich wie berichtet voraussichtlich um 270 Stellen.

Zudem gibt die Geschäftsführung für diesen Zeitraum eine Standortgarantie für alle Werke mit ihren derzeit insgesamt rund 4000 Beschäftigten. Und: Das Unternehmen verpflichtet sich, die Ausbildung auf dem jetzigen Niveau weiterzuführen. Aktuell lernen bei den Edelstahlwerken 231 Auszubildende ihr Handwerk.

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„Wir haben die Weichen gestellt, dass das Unternehmen überleben kann“, sagt Peine, der als Gesamtbetriebsratschef auch für die weiteren Werke der DEW in Krefeld, Siegen, Hagen und Hattingen zuständig ist. „Jetzt wird es darauf ankommen, dass das Unternehmen seine Hausaufgaben macht.“

IG Metall: Das ist nicht die Rettung, aber ein Schritt in die richtige Richtung

Die jetzige Einigung sei noch nicht die Rettung, betont auch IG-Metall-Vorstand Holger Lorek, „aber ein Schritt in die richtige Richtung“. Nun komme es darauf an, dass es beim Einsparen der Kosten gerecht zugehe. Die einzelnen Beschäftigten sollen dabei nicht zu hart getroffen werden, wie es in dem IG Metall-Schreiben weiter heißt.

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Denn die Gewerkschaft hat sich auch dazu bereit erklärt, dass die Mitarbeiter bis Ende 2022 einen Beitrag von 39 Millionen leisten, 13 Millionen pro Jahr. Insgesamt müssen die Edelstahlwerke ihre Kosten bis 2025 nach eigenen Angaben um 100 Millionen Euro senken – der gesamte Mutterkonzern, die „Swiss Steel Group“, um 300 Millionen. Gerade Aufträge aus der Automobilindustrie fehlen.

Mit der jetzt vereinbarten Reduzierung des Weihnachtsgeldes um 40 Prozent spart das Unternehmen schätzungsweise sieben Millionen Euro, wie Betriebsrat Peine bei einer Sitzung der Vertrauensleute im Oktober mitgeteilt hatte.

Eckpunktepapier als Grundlage für Tarifvertrag

Das nun ausgehandelte Eckpunktepapier wird die Grundlage für einen Sanierungstarifvertrag sein, den beide Seiten jetzt aushandeln. Darin soll dann auch festgeschrieben werden, an welchen Stellen künftig gespart werden soll.

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Ein Kontrollgremium wird über die künftigen Maßnahmen und deren Umsetzung wachen. Bestehen wird es aus betrieblichen Arbeitnehmervertretern, Gewerkschaftsvertretern und einem externen Berater, teilt die IG Metall auf Anfrage mit.

Rückfallklausel fürs Weihnachtsgeld

IG Metall und Geschäftsführung sollen sich auch auf eine Rückfallklausel geeinigt haben, heißt es in dem Flugblatt. Sollten zum Beispiel die Gespräche des Mutterkonzerns mit den Banken scheitern – und damit die Rettung des angeschlagenen Unternehmens – sollen den Beschäftigten auch die weggefallenen 40 Prozent des Weihnachtsgeldes nachgezahlt werden.

Die Betriebsräte aller Standorte seien erleichtert über die Einigung, heißt es. „Natürlich tun die Einschnitte weh“, wird etwa Konstantinos Pinidis, Betriebsratschef in Krefeld, zitiert. Aber wichtig sei, dass man eine Perspektive erhalte. Andrea Mallek, stellvertretende Vorsitzende in Witten, freut sich vor allem über die Sicherheit für die Auszubildenden. „Uns war wichtig, dass wir die jungen Leute nicht im Regen stehen lassen und keine Ausbildungsplätze gestrichen werden.“

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