Witten. DEW-Mitarbeiter in Witten sollen teils aufs Weihnachtsgeld verzichten. Die Vorstellungen von Gewerkschaft und Management liegen weit auseinander.
Der Streit ums Weihnachtsgeld bei den Deutschen Edelstahlwerken in Witten droht zu eskalieren. Denn Mitarbeiter und Geschäftsführung haben sehr unterschiedliche Ansichten darüber, auf wie viel Prozent der Sonderzahlung verzichtet werden soll oder kann. Nach Angaben von Betriebsrat und IG Metall will die Unternehmensleitung 70 Prozent des Weihnachtsgeldes einbehalten. Die Arbeitnehmerseite hingegen will auf höchstens 40 Prozent verzichten.
In einer teils hochemotionalen Versammlung der Vertrauensleute der IG Metall am Freitagmittag zeigte sich Betriebsratschef Ralf Peine empört vom Vorgehen der Unternehmensleitung: „Die verarschen uns auf Teufel komm raus.“ Denn eigentlich wollte die IG Metall an diesem Tag zunächst mit den Abgesandten aus dem Betrieb darüber diskutieren, ob die Belegschaft überhaupt dazu bereit wäre, nur 60 Prozent des tariflich zugesicherten Weihnachtsgeldes zu erhalten und die übrigen 40 Prozent stunden zu lassen.
Nur 30 Prozent Weihnachtsgeld ist für Wittener Betriebsratschef von DEW ein „Hohn“
Diese Position habe man auch der Geschäftsführung vorab mitgeteilt. Und habe als Reaktion darauf die Information erhalten, dass das Unternehmen nur maximal 30 Prozent auszahlen würde. „Das ist doch ein Hohn“, wetterte Peine. „Das ist eine gierige Meute, die nicht genug kriegt.“ 60 Prozent des Weihnachtsgeldes seien das Äußerste, was der Belegschaft noch zuzumuten sei. Der durchschnittliche Stahlwerker habe in diesem Jahr durch die Kurzarbeit bereits 10.000 Euro weniger verdient als sonst.
Blieben 40 Prozent beim Unternehmen, wie es die Gewerkschaft vorschlägt, würden damit nach Aussage des Betriebsratschefs sieben Millionen Euro eingespart werden. Die Geschäftsführung hatte unserer Redaktion auf Anfrage mitgeteilt, dass man über das Weihnachtsgeld aber 13 Millionen Euro einsparen müsse.
Verhandlungen gehen am Mittwoch in die nächste Runde
Auch aus Sicht von Wittens IG-Metall-Chef Mathias Hillbrandt wäre die 60-40-Lösung ein tragfähiger Kompromiss gewesen. Denn eine komplette Absage an die Firmenleitung sei derzeit nicht machbar.
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„Die Krise, die uns hier ins Genick fährt, ist so hart, dass wir alles diskutieren müssen“, so der 43-Jährige. Den Vorschlag der Geschäftsführung lehnt er aber vehement ab: „Ein 30-70 gibt es mit mir nicht“, so der Metaller. „Ich lasse mich doch nicht am Nasenring durch die Manege führen.“
Am kommenden Mittwoch (28.10.) soll in einer Tarifkommission eine Entscheidung fallen. „Aber für uns hier in Witten gibt es kein 30-70“, betont auch Betriebsratschef Peine. „Sonst lassen wir die Gespräche scheitern!“ In der Kommission haben allerdings auch die Werke in Hagen, Krefeld, Siegen und Hattingen Mitglieder. Die Wittener allein können den Ausgang der Verhandlungen also nicht bestimmen. „Wir müssen eine Mehrheit finden“, so Peine.
Gewerkschaft fehlt zukunftsfähiges Konzept seitens der Unternehmensleitung
Weiterhin kritisiert die Gewerkschaft scharf die aus ihrer Sicht fehlende Zukunftsstrategie der Unternehmensspitze. „Wir haben immer gesagt: Kein Konzept, keine Kohle“, schimpft Betriebsratschef Peine. „Und es gibt kein Konzept.“ Mit dem jetzigen Verzicht würden sich die Mitarbeiter „ein paar Monate Beschäftigung erkaufen“. Die Frage sei aber, wie es danach weitergehen soll.
Mit ihrer harten Linie provoziere die Geschäftsführung bewusst ein Scheitern, so die Meinung der Gewerkschafter. „Aber wir lassen uns nicht den schwarzen Peter in die Schuhe schieben“, sagt Hillbrandt. Die Edelstahlwerke müssen nach eigenen Angaben 100 Millionen Euro bis 2025 einsparen, 39 Millionen davon sollen über Lohn- und Personalkosten erfolgen.
Die Geschäftsführung selbst möchte sich auf Anfrage nicht äußern und schreibt: „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir die Gespräche nicht durch öffentliche Diskussionen stören wollen. Daher können wir dazu aktuell keine Auskunft geben.“
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