Witten. Weil Witten nun Corona-Risikogebiet ist, gilt für die Gastronomie eine Sperrstunde. Wirte empfinden das als ungerecht.

Auch in Witten müssen ab Dienstagabend die Gastwirte ihre Türen um 23 Uhr schließen. Weil die Sieben-Tage-Inzidenz im EN-Kreis die 50er-Marke überschritten hat, gilt nun auch die Ruhrstadt als Corona-Hotspot. Die Sperrstunde trifft die Gastronomen unterschiedlich hart.

Auch interessant

Als ungerecht empfindet Justyna Kaczybura vom Casa Cuba die zeitliche Einschränkung. „Wir sind wieder die Leidtragenden, dabei halten wir uns strikt an alle Regeln“, sagt die Geschäftsführerin. Schließlich wolle man unter allen Umständen einen zweiten Lockdown verhindern, habe deshalb immer ein Auge auf die Kundschaft und dass die Vorgaben eingehalten werden.

Wirtin: „Die Party wird dann einfach irgendwo anders stattfinden“

Da gab es noch keine Sperrstunde, dafür volle Tablets: Geschäftsführerin Justyna Kaczybura im Casa Cuba in Witten.
Da gab es noch keine Sperrstunde, dafür volle Tablets: Geschäftsführerin Justyna Kaczybura im Casa Cuba in Witten. © Fischer | Walter Fischer

Unter der Woche sei die Sperrstunde für sie akzeptabel, so Kaczybura. Denn da schließt die Cocktailbar am Rathausplatz bislang um 0 Uhr. Doch am Wochenende ist die Bar normalerweise bis 2 Uhr geöffnet. „Die drei Stunden, die uns da fehlen, werden richtig ins Gewicht fallen“, so die 39-Jährige. „Dabei ist das Virus doch dasselbe – ob vor oder nach 23 Uhr.“ Und sie ist sich sicher: „Die Party wird dann einfach irgendwo anders stattfinden.“

In der „Alten Post“ brummt eigentlich ab 23 Uhr das Geschäft

Noch härter wird es wohl die „Alte Post“ treffen. Denn die Kneipe am Rande der Innenstadt hat schon unter der Woche teils bis 3 Uhr geöffnet, am Wochenende auch bis 6 Uhr. „Finanziell fehlt da ein ordentlicher Prozentsatz“, sagt Inhaber Torsten Wottrich. Denn gerade am Wochenende brummt zwischen 23 und 2 Uhr nachts das Geschäft.

Besonders bitter: Eigentlich beginnt jetzt die Zeit des Jahres, in der die Kultkneipe den meisten Jahresumsatz einfährt. Ein zweiter Lockdown in den Herbst- und Wintermonaten wäre daher für den Gastronom der „Worst Case“.

Auch Wottrich bezweifelt die Sinnhaftigkeit der Maßnahme und dass dadurch die Infektionszahlen nach unten gehen. „Ich glaube nicht, dass sich die Leute dadurch besser benehmen“, so der 53-Jährige. „Auf der Straße achtet doch dann niemand auf Abstand.“ Das Problem sieht er vielmehr darin, dass sich mittlerweile zu viele Menschen generell nicht an die Regeln halten.

Wirtin wünscht sich Rückkehr zur Normalität

Gelassener blickt Ulrike Mittelkötter von der Stadtschänke in Herbede auf die neue Einschränkung. Auch wenn sie gerade am Wochenende viele junge Gäste habe, die erst gegen 21 Uhr kommen, seien die späten Abend- oder Nachtstunden nicht ihre umsatzreichste Zeit. „Mich trifft in der Krise viel mehr, dass viele meiner älteren Gäste aus Sorge wegbleiben“, sagt die Wirtin. Es seien die Essen, die fehlen.

Erst am Freitag haben zwei größere Gruppen ihre Reservierung in der Stadtschänke wegen der steigenden Zahlen aufgehoben. „Das tut weh“, sagt Mittelkötter. Der Sperrstunde steht sie aber offen gegenüber: „Ich bin für jede Maßnahme, die dazu beiträgt, dass wir schneller wieder zur Normalität zurückkehren können.“

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.