Witten. Witten nähert sich der kritischen Marke von 35 Neuinfizierten. Die Stadt bereitet sich auf den Ernstfall vor. Das vermiest nicht allen die Laune.

Nachbarstädte wie Bochum, Dortmund oder Hagen sind inzwischen Risikogebiete. Auch in Witten nähert sich der Inzidenzwert langsam, aber stetig der kritischen Marke von 35: Er liegt derzeit bei 26,33. Dennoch wollen sich viele Wittener davon nicht die Laune verderben lassen. Während in den meisten Restaurants reger Betrieb herrscht, mahnen die Behörden bereits zur Vorsicht.

In der Ruhrstadt gilt aktuell die allgemeine Schutzverordnung des Landes. „Besondere Regeln gibt es hier nicht, da wir keine eigene Allgemeinverfügung erlassen haben“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Aber natürlich bereite sich die Stadt schon auf den Ernstfall vor, der eintritt, sobald der Inzidenzwert die Grenze von 35 Neuinfektionen überschreitet. Schäfer: „Wir wollen uns ja nicht von der Situation überfahren lassen.“ In Hotspots wie Duisburg, Gladbeck oder Herne gibt es deshalb zusätzlich Sperrstunden – Kneipen müssen dort also früher schließen.

Im Café Extrablatt am Berliner Platz sind fast alle Plätze belegt. „Wir lassen uns nicht den Appetit verderben“, sagen Ursula Dickhäuser (81) und Heinz Diefenbach (85). Die Senioren kämen öfter zum Essen vorbei und ängstlich seien sie auch nicht. „Ich halte ja immer Abstand, trage eine Maske und wasche mir die Hände“, sagt die Rentnerin.

Im Wittener Extrablatt „halten sich 99 Prozent der Gäste an die Corona-Regeln“

Stadt reagiert auf lokale Sonderfälle

Nachdem der Inzidenzwert im Kreis insgesamt über 35 gestiegen ist, ist der Kreis als untere Katastrophenschutzbehörde zunächst für den Erlass einer Allgemeinverfügung mit verschärften Regeln zuständig. Sie gilt ab Freitag (16.10.) für den ganzen Kreis. Einzelheiten unter www.en-kreis.de im Bereich „Corona FAQ“.

Sollte sich die Lage in Witten problematischer entwickeln, als sie kreisweit ist, ist die Stadt für den Schutz der Bevölkerung verantwortlich und wird entsprechend handeln. Dazu gehöre etwa eine neue Allgemeinverfügung, die aktuell schon vorbereitet wird, so Sprecher Jörg Schäfer.

„Wir können auf lokale Sonderfälle reagieren und gegebenenfalls weitere Maßnahmen anordnen.“ Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse tage immer situationsbedingt, die Taktung könne, wenn nötig, auch kurzfristig erhöht werden.

Der bis auf 26,33 gestiegene Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, „vermiest unseren Kunden nicht die Laune“, sagt Kaya Tayfun, Betriebsleiter des Extrablatts. Im Restaurant sei die Stimmung ausgelassen. Die Besucher genießen offenbar, dass sie sich noch treffen dürfen. Sie seien dennoch umsichtig. „99 Prozent unserer Gäste halten sich an die Regeln“, so der Extrablatt-Chef.

Während dort die Stimmung gut ist, sieht das im Backwerk ein wenig anders aus. Ein Mitarbeiter berichtet, dass die Laune der Kunden dort oft verhalten sei. In den Laden dürfen insgesamt nur zwölf Gäste. Diese „halten sich auch immer an die Regeln“, so der Mitarbeiter.

Bei einem kleinen Rundgang in der Stadtgalerie sind, was den Mund-Nasen-Schutz angeht, ebenfalls keine schwarzen Schafe zu beobachten – alle Kunden tragen eine Maske. Anders am Bus- und Hauptbahnhof: Dort tragen – das ergibt unsere Momentaufnahme – viele Fahrgäste am Bahnsteig keine Maske, obwohl solch ein Verstoß bis zu 150 Euro kosten kann.

Am Busbahnhof in Witten haben Menschen oft keine Maske auf. Das kann mit einem Bußgeld von 150 Euro geahndet werden.
Am Busbahnhof in Witten haben Menschen oft keine Maske auf. Das kann mit einem Bußgeld von 150 Euro geahndet werden. © Jonas Halbe

Neun Paare geben sich das Ja-Wort

Zu einem Problem könnte sich angesichts der steigenden Zahl an Neuinfizierten in den letzten sieben Tagen etwas ganz anderes entwickeln: Beim Ordnungsamt sind 36 Feste und Partys angemeldet. „Davon müssen aber 19 angesichts der neuen Regeln noch überprüft werden“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Bis jetzt durfte nur feiern, wer weniger als 50 Gäste eingeladen hat.

Diese Woche geben sich zum Beispiel neun Pärchen das Ja-Wort. „Bei der standesamtlichen Hochzeit sind meistens um die 30 Gäste dabei“, sagt Standesbeamter Volker Banhold. Es komme auch darauf an, wie groß der Standort sei. Dementsprechend seien mal mehr und mal weniger Personen dabei, sagt er. Bislang habe noch kein Paar in Witten die Hochzeit wegen Corona abgesagt.

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