Witten. Stimmung will bei der Wahlparty im Saalbau Witten nicht aufkommen. Bürgermeisterin Sonja Leidemann zeigt sich genervt von der Auszählungspanne.

Kurz nachdem CDU-Bürgermeisterkandidat Lars König eine Runde Schnaps spendiert hat, verlässt Amtsinhaberin Sonja Leidemann die „Wahlparty“ im Saalbau. Das Chaos um die Ergebnisauszählung plus die erste Hochrechnungen lassen sie nicht unbedingt glücklich aussehen.

„So ein Desaster habe ich in all den Jahren nicht erlebt“, sagt sie. Dass sie nun in eine Stichwahl gegen ihren CDU-Herausforderer gehen wird, kommentiert sie mit „Noch ist alles in Bewegung. Ich bin frohen Mutes.“

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Bei der CDU dagegen ist die Laune sichtbar gut. „Das wird eine spannende Stichwahl“, schwärmt Lars König. „Das Ergebnis zeigt, dass die Wittener bereit für einen Wechsel sind.“ CDU-Stadtverbandschef Ulrich Oberste-Padtberg lobt den „fairen Wahlkampf in einer guten Atmosphäre innerhalb der Parteien“. Die guten Wahlergebnisse trübe allerdings eine traurige Nachricht: Der Geschäftsführer der CDU-Kreistagsfraktion, Martin Spittler, ist an diesem Wahlsonntag unerwartet verstorben.

Grünen jubeln: Über 20 Prozent

Die diesjährige Wahlparty fand wegen der Coronaauflagen im Saalbau unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Parteimitglieder saßen an festzugeordneten Tischen. Und mehrere Stunden müssen sie auf Ergebnisse warten. Astrid Raith, Kommunikationschefin der Stadt, kann nur um Verständnis bitten. In den sozialen Medien wird die Organisation der Wahl deutlich kritisiert – dabei trägt an der Auszählungspanne kein Wittener, sondern ein Server in Hagen die Schuld.

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Von Jürgen Augstein und Susanne Schild

Als die ersten Ergebnisse dann eintrafen und an die Wand gebeamt werden, hielt es die meisten doch nicht auf den Sitzen. Gemeinsam starrte man auf die Auflistung, machte Handyfotos. Laute Reaktionen gab es kaum. Wahlparty kann man dies kaum nennen.

Grünen fühlen sich „richtig happy“

Allenfalls die Grünen jubelten. „Wir sind richtig happy“, sagt Christian Walker, der auf Listenplatz drei der Partei kandidierte. Viele junge Parteimitglieder begleiten ihn, Spitzenkandidatin Birgit Legel-Wood ist dagegen nicht zu sehen.

Ihr großes Ziel – über 20 Prozent zu kommen – hätten sie erreicht, so Walker. In manchen Innenstadtbezirken, das zeigt die Detailansicht, holten die Grünen über 30 Prozent.

Auch Pirat Stefan Borggraefe, der sowohl als Bürgermeisterkandidat, als auch für den Kreistag und das Ruhrparlament kandidierte, bewertet den Abend positiv. „Als Bürgermeisterkandidat konnte ich mein Ergebnis von 2015 halten, obwohl sich weit mehr Kandidaten zur Wahl gestellt haben.“ Ob die Partei für den Stadtrat überhaupt Fraktionsstatus erhält, ist indes noch unsicher.