Witten. Die Wittener Galeria Kaufhof-Filiale wird definitiv schließen. Das teilte die Unternehmensleitung nun in einem Brief an die SPD mit.

Was die Schilder im Schaufenster von Galeria Kaufhof in Witten schon seit Anfang letzter Woche verkünden, ist nun Gewissheit: Das Kaufhaus an der Bahnhofstraße wird definitiv schließen. Das geht aus einem Brief der Unternehmensleitung hervor, der an den SPD-Fraktionsvorsitzenden Uwe Rath und Stadtverbands-Chef Axel Echeverria adressiert ist.

Ein Schreiben mit nahezu gleichlautendem Inhalt soll auch an andere Städte gegangen sein, in denen Schließungsfilialen stehen. Das berichtet das Fachmedium „TextilWirtschaft“.

„Die Filiale in Witten wird nicht gerettet werden können“, bestätigt Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Das Unternehmen habe mitgeteilt, dass es keine andere Option sehe, als den Standort zu schließen. In den vergangenen Wochen waren noch zwölf Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof gerettet worden. Ursprünglich war die Schließung von 62 Filialen geplant gewesen.

Mietkosten waren nicht das Problem

Mutmaßlich sind die Eigentümer der geretteten Häuser dem Konzern bei den Mieten entgegen gekommen. Beim Wittener Vermieter Saller Bau war jedoch noch nicht einmal eine Anfrage auf Mietsenkung eingegangen. Das Mietniveau liege hier aber bereits unter der Hälfte des örtlichen Mietspiegels für Wohnungen, so Geschäftsführer Josef Saller. Die Mietkosten seien daher nicht das Problem, sondern die Umsätze.

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Das Unternehmen selbst nennt als weitere entscheidende Gründe für oder gegen einen Standort „gegenwärtige und zukünftige soziodemographische Parameter des Standortes, die Standortverteilung in der Region und das wirtschaftliche Leistungsvermögen der Filiale“. Laut Galeria Kaufhof wäre es in Witten nicht möglich gewesen, die entscheidenden Kriterien so zu ändern, dass eine Fortführung möglich ist.

Leidemann: Management wollte gar nicht verhandeln

Für Sonja Leidemann steht aber fest: „Das Management wollte gar nicht verhandeln.“ Mehrere Jahrzehnte sei der Standort nicht modernisiert worden. Auch das habe die Entscheidung beeinflusst, sagt das Stadtoberhaupt. So habe der neue Eigentümer Saller Bau nach Erwerb der Immobilie 2017 eine Sanierung vorgeschlagen. Das habe das Galeria-Management damals abgelehnt. Die Filiale habe in den letzten Jahren einfach zu wenig Umsatz erwirtschaftet, vermutet daher auch Leidemann.

Seit 1. Juli in Insolvenz

Am 1. April war Galeria Karstadt Kaufhof unter den Schutzschirm des Insolvenzrechtes gegangen. Als Grund nannte das Unternehmen die dramatischen Umsatzeinbrüche im Corona-Shutdown. Nach der Vorlage eines Sanierungsplanes bei Gericht befindet sich das Unternehmen seit dem 1. Juli in der Insolvenz in Eigenverwaltung.

Nach einer Gläubigerversammlung am 1. September will der Konzern die Insolvenz zu Ende September abschließen. Dann will Galeria an nur noch 121 von ursprünglich 172 Standorten vertreten sein.

Wichtig sei nun, nach vorne zu schauen und den Standort alternativ zu entwickeln. „In jeder Krise liegt auch eine Chance“, betont die SPD-Politikerin. Man werde sich so schnell wie möglich mit einem Projektentwickler von Saller Bau treffen. Man sei bereits in der Terminfindung. Gemeinsam mit dem Immobilienbesitzer wolle man den Standort attraktiver machen. Auch ein Entwickler, der mit dieser Art von Objekten Erfahrung hat, soll mit an den Tisch geholt werden.

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Das Schreiben von Galeria ist Anfang der Woche bei der SPD eingegangen. Er ist eine Antwort auf einen offenen Brief an die Geschäftsleitung, den die Politiker vor einigen Wochen verschickt hatten. „Bislang hatten wir noch Hoffnung“, sagt Axel Echeverria. Nun sei nicht mal mehr ein Silberstreifen am Horizont zu sehen.

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