Witten. Beim Kaufhof in Witten hat der Ausverkauf begonnen. Das sei noch nicht das Ende, sagen Verdi und Betriebsrat. Die Hoffnungen sind aber gering.
Die Hoffnungen auf eine mögliche Rettung des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Hauses in Witten sinken immer weiter. Seit Dienstag verkünden großflächige Plakate im Schaufenster „Wir schließen diese Filiale.“ Im Kaufhaus selbst wird auf von der Decke hängenden Hinweisen ein „Großer Sortimentsabverkauf“ beworben.
Endgültig beschlossen sei aber noch nichts, betont Betriebsratschef Rainer Demarck, „auch wenn es anders aussieht.“ Noch werde gesprochen. „Ursprünglich standen 62 Filialen auf der Schließungsliste, jetzt sind es 50. Es gibt also noch Hoffnung“, so der 62-Jährige. Auch wenn die zahlreichen Plakate etwas anderes verkünden. Das sei für die Mitarbeiter natürlich nicht schön anzusehen.
Räumungsverkauf läuft in allen von Schließung bedrohten Filialen
„Der Räumungsverkauf läuft aktuell in allen Filialen, die geschlossen werden sollen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Monika Grothe von Verdi. So startete der Ausverkauf am Montag etwa auch in den beiden Essener Filialen, die ebenfalls auf der Schließungsliste des angeschlagenen Warenhauskonzerns stehen. Über den Erhalt der Filiale im Einkaufszentrum „Limbecker Platz“ wird aber noch mit den dortigen Vermietern gerungen.
Bei der Saller-Gruppe, dem Eigentümer des Wittener Kaufhauses, hat der Konzern aber noch nicht einmal wegen einer möglichen Mietminderung angefragt. Das hatte das Immobilien-Unternehmen Ende Juni auf Nachfrage unserer Redaktion mitgeteilt. Ohnehin liege die erhobene Miete bereits „weit unter dem Wohnraumniveau in Witten“.
Saller habe bislang allerdings auch noch keine Kündigung von Galeria Karstadt Kaufhof erhalten, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann, die mit allen Beteiligten im Austausch steht. „Wir kämpfen bis zur letzten Minute“, so die SPD-Politikerin.
Bürgermeisterin schreibt Absichtserklärung für Galeria-Gebäude in Witten
So habe sie am Mittwoch einen „Letter of intent“, also eine Absichtserklärung, an Filialleiter Oliver Klein geschrieben, erklärt Leidemann. Darin bekräftigt das Stadtoberhaupt die Absicht, rund 1000 m² Bürofläche in dem Gebäude an der Bahnhofstraße anzumieten. Dort könnte nach Vorstellung der Stadt zusätzlich zur Verkaufsfläche des Warenhauses die städtische EDV-Abteilung einziehen. Auch die Jugendberufsagentur des Jobcenters wäre an Räumen interessiert. „Das bietet vielleicht einen Anknüpfungspunkt für Verhandlungen“, hofft Leidemann.
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Verdi-Sekretärin Grothe betont, dass momentan noch um jede Filiale gerungen werde. Es seien auch noch keine Kündigungen für die betroffenen Mitarbeiter verschickt worden. Bis Ende des Monats sollen sich die Beschäftigten der vor der Schließung stehenden Filialen wohl entscheiden müssen, ob sie in eine Transfergesellschaft eintreten oder eine vom Unternehmen angebotene Abfindung annehmen wollen.
Gleichzeitig heißt es aus Gewerkschaftskreisen, dass der Beginn des Räumungsverkaufs die Rettung der betroffenen Filialen in weite Ferne rücken ließe. Man befürchtet, dass die meisten der noch auf der Schließungsliste stehenden 50 Filialen nicht mehr zu retten sind.
Beschäftigte in Witten haben nur noch wenig Hoffnung auf Rettung ihrer Filiale
Auch die Beschäftigten in Witten hätten nur noch wenig Hoffnung auf einen Erhalt ihrer Filiale, sagt Ursula Weiß, Bürgermeisterkandidatin der Linkspartei. Die Mitarbeiter hätten seit vielen Jahren um ihren Arbeitsplatz gekämpft und viele Kürzungen beim Lohn mitgetragen. Genützt hat es wohl am Ende alles nichts. „Die Renditeerwartungen waren offenbar so hoch, dass ein kleines Haus diese nicht erreichen kann“, ärgert sich die Ratsfrau über den Galeria-Konzern.
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Verwirrung herrscht noch über den möglichen Zeitpunkt der Schließung. Nach Informationen der Linken sollen bereits Ende August die Lichter an der Bahnhofstraße ausgehen. Verdi und Betriebsratschef Demarck rechnen hingegen eher mit einer Schließung Ende Oktober. Das Unternehmen selbst hat sich gegenüber unserer Redaktion bislang nicht geäußert.