Essen. Karstadt Kaufhof hat erste Städte informiert, dass ihre Warenhäuser nicht gerettet werden, darunter Witten. In Essen wird noch verhandelt.

Bis zuletzt wurde um Mieten und Filialgrößen gerungen. Inzwischen haben die Sanierer von Galeria Karstadt Kaufhof im Insolvenzverfahren in einigen Städten offenbar keine Hoffnung mehr, weitere Warenhäuser zu retten. In einem Brief an einige Stadtspitzen, darunter die in Witten, teilte das Unternehmen mit, dass nur 121 der 172 Warenhäuser überleben werden. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi verlieren somit mehr als 4000 Beschäftigte allein in den Warenhäusern ihre Arbeitsplätze.

Auch interessant

Es sei nicht gelungen, „die Parameter so wesentlich zu verändern, dass eine Fortführung möglich wäre“, heißt es in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. Die Sanierer Arndt Geiwitz und Frank Kebekus, die das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung koordinieren, betonen darin, „dass uns die Entscheidung nicht leichtgefallen ist.“ Sie sei aber notwendig gewesen, um das Gesamtunternehmen mit seinen 30.000 Mitarbeitern nicht zu gefährden. „Für diese Entscheidung bitten wir Sie um Verständnis.“

Es geht um Mieten und die wirtschaftliche Kraft der Warenhäuser

Galeria begründet die radikale Ausdünnung des Filialnetzes mit der Corona-Pandemie, aber auch mit „dem gegenwärtigen und künftigen soziodemographischen Parameter des Standortes, der Standortverteilung in der Region, dem wirtschaftlichen Leistungsvermögen der Filiale, der Höhe von Mieten und weiteren Kosten sowie weiteren Parametern des jeweiligen Mietvertrages“.

Auch interessant

Dieser Logik zufolge fallen in Essen der Kaufhof am Hauptbahnhof und Karstadt im Einkaufszentrum Limbecker Platz bislang offenbar durch das Kriterien-Raster von Galeria, während in Duisburg beide Häuser fortgeführt werden sollen. Auch die Karstadt-Arkaden im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum, das vor einer millionenschweren Modernisierung steht und geografisch auf halber Strecke zwischen den beiden Großstädten liegt, soll bleiben. Das gilt auch für den Kaufhof im Oberhausener Centro und in der Gelsenkirchener Innenstadt. In Witten und Dortmund werden die Kaufhof-Filialen dagegen geschlossen. Karstadt in der Westfalenmetropole war dagegen mit bundesweit elf anderen Warenhäusern in letzter Minute vor der geplanten Aufgabe bewahrt worden, weil die Vermieter Zugeständnisse machten.

Stadt Essen weiter optimistisch für Karstadt im Limbecker Platz

In Essen gibt man sich dennoch optimistisch, Karstadt im Limbecker Platz doch noch in letzter Minute zu retten. Die Verhandlungen mit dem Center liefen noch, sagte eine Sprecherin von Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Auch in Dortmund ist der Brief mit den definitiven Schließungs-Ankündigungen offenbar noch nicht eingegangen. Gleichwohl hatte Galeria bereits vor Tagen in den auf der Schließungsliste stehenden Warenhäusern den Ausverkauf gestartet und eine Fülle von „Wir schließen“-Schilder aufgehängt – auch im Limbecker Platz.

Auch interessant

Die Aufgabe von bundesweit 51 Warenhäusern würde nach Berechnungen der Gewerkschaft Verdi den Verlust von mehr als 4000 Arbeitsplätzen bedeuten. Hinzu kommen 700 in der Sportsparte und 630 in den Feinkost-Läden. „Das ist mehr als bitter für die Beschäftigten“, sagte Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi, im Gespräch mit unserer Redaktion. Eine Transfergesellschaft soll die größten Härten für die zu kündigenden Mitarbeiter abmildern.

Verdi-Mann Akman: Man darf nicht aufgeben

Akman rief am Mittwoch aber auch dazu auf, die Hoffnung noch nicht ganz zu begraben. „Solange das letzte Licht nicht ausgegangen ist, darf man nicht aufgeben“, appelliert der Verdi-Mann. Am heutigen Donnerstag wollen die Gewerkschafter in einem Protestzug zum Berliner Büro des Karstadt-Eigentümers René Benko ziehen, um ihn an seine Verantwortung für Menschen und Investitionen in den Konzern zu erinnern.

Verdi fordert aber auch die Offenlegung der Kriterien, die zur Schließung der Filialen führten. „Das ist der Knackpunkt in der Bewertung“, sagt Akman. Mit den betroffenen Städten will er nun rasch ins Gespräch kommen, um über Lösungen nachzudenken, wie an den Warenhaus-Standorten auch künftig Einzelhandel möglich sein kann.