witten. . Neue Ultrafiltrationsanlage im Verbund-Wasserwerk eröffnet. „Strohhalme“ mit kleinsten Poren halten Bakterien zurück und steigern Wasserqualität.

Ulfi statt Elphi – so lautet das Motto der neuen Ultrafiltrationsanlage, die jetzt auf dem Gelände des Verbund-Wasserwerkes an der Bommeraner Ruhrbrücke eingeweiht wurde. Sowohl der Kosten-, als auch der Zeitrahmen wurden bei diesem Wittener Großprojekt eingehalten. Eben anders als bei der Elphi, der Hamburger Elbphilharmonie, wo Kosten und Bauzeit ins Uferlose zu steigen drohten.

Auch bei seinem Ulfi/Elphi-Vergleich, den Hansjörg Sander am Donnerstag in seiner Eröffnungsrede vor geladenem Publikum eingebaut hatte, war dem scheidenden Wasserwerkchef der Stolz anzumerken. Schließlich war es das letzte Großprojekt, bevor er jetzt in Ruhestand geht. Eine Art Punktlandung, denn die Bauzeit von anderthalb Jahren wurde ebenso exakt eingehalten wie die Kostengrenze von fünf Millionen Euro. „Qualität geht vor Tempo“ – diese Devise hatte der Geschäftsführer bei Baubeginn ausgegeben.

Schon vor der neuen Anlage wurden im Verbund-Wasserwerk alle Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt, weil seit Jahren kontinuierlich in neue Techniken investiert worden war. So wurde bei der Desinfektion schon 2013 von Chlordioxid auf Bestrahlung mit UV-Licht umgestiegen. Doch mit dem Bau der Ultrafiltrationsanlage könne der Rückhalt von Mikropartikeln hundertfach verbessert werden, betonte der neue Wasserwerkschef Klaus Döhmen.

© Jürgen Theobald (theo)

Die Ultrafiltrationsmembran kann man sich wie ein Bündel poröser Strohhalme vorstellen, die in einem Kunststoffrohr stecken, das rund 30 Zentimeter Durchmesser hat. Das bereits in mehreren Stufen aufbereitete Wasser wird mit Druck in die Strohhalme gedrückt. Da diese am Ende geschlossen sind, sucht sich das Wasser einen anderen Weg und quetscht sich durch die ultrafeinen Poren. Und die Bakterien und andere Unreinheiten bleiben zurück, weil sie da nicht durchkommen. Knapp 210 solcher Kunststoffrohre mit den „Strohhalmen“ darin befinden sich in dem neuen Gebäude. Denn so viele Module braucht es, um die für Witten benötigte Wassermenge zu reinigen. Das sind bis zu 20 000 Kubikmeter pro Tag, an Spitzentagen im Sommer sogar mehr.

„Die Ultrafiltration macht ein gutes Lebensmittel noch besser“, betonte Landrat Olaf Schade bei seiner Eröffnungsrede. Die fünf Millionen Euro seien „gut investiertes Geld.“ Und Bürgermeisterin Sonja Leidemann ergänzte: „Ich freue mich, dass das Projekt im Kostenrahmen geblieben ist.“

Nitrat filtert die neue Anlage übrigens nicht aus dem Wasser. Die Trinkwasserbelastung mit diesem Stoff, verstärkt hervorgerufen durch die stickstoffhaltige Düngung in der Landwirtschaft, ist seit geraumer Zeit ein heiß diskutiertes Thema in Deutschland. „Nitrat ist ein gelöster Inhaltsstoff im Wasser. Wenn man den herausfiltert, dann würde man für den Menschen wichtige Inhaltsstoffe wie Natrium ebenfalls eliminieren“, meint Klaus Döhmen. Eine übermäßige Belastung in unserer Region kann er nicht bestätigen: Die zulässige Grenze liege bei 50 Milligramm pro Liter: „Die Ruhr hat 15 bis 18 Milligramm pro Liter.“

Statt Wilp noch saubereres Wasser

Auch Arnulf Rybicki, Aufsichtsratsvorsitzender des Verbund-Wasserwerks, vertraut dem Wittener Trinkwasser voll und ganz. Er lösche seinen Durst stets aus dem Hahn, erzählte er in seiner Eröffnungsrede in dem großen neuen Werksgebäude. „Die Anlage ist formschön“, stellte Landrat Olaf Schade fest.

Und das blaue Unterlicht aus Strahlern gibt ihr etwas Futuristisches. Das hätte wohl auch Charles Wilp gefallen. Ein leerstehendes Wasserwerksgebäude sollte ja eigenlich als Museum für den Wittener Designer hergerichtet werden. Doch diese Träume platzten. Dafür gibt’s nun statt Wilp noch saubereres Wasser.