In Witten wird immer seltener eingebrochen. 2015 war noch ein Spitzeneinbruchsjahr mit fast 500 Fällen, von denen nur wenige aufgeklärt wurden.
In Witten hat es im ersten Halbjahr 2020 deutlich weniger Einbrüche als im Vorjahr gegeben. Hauptgrund sei die Corona-Krise, so die Polizei. Wenn Menschen im Homeoffice seien, schrecke das Einbrecher ab: Sie trauten sich nicht ins Haus, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.
Zu den Zahlen: Bis Ende Mai hat die Polizei in Witten 31 Einbrüche und Einbruchsversuche aufgenommen, vor einem Jahr waren es im selben Zeitraum 66. „Dies ist mehr als eine Halbierung der Fälle“, so Schütte. 2019 habe es insgesamt 133 Einbrüche und Versuche in der Ruhrstadt gegeben. Im Vergleich zu 2018 war dies noch einmal ein Rückgang der Fälle um fast 30 Prozent. Fast jeder fünfte Fall (18,8 Prozent) konnte aufgeklärt werden.
186 Einbrüche und Versuche gab es in Witten vor zwei Jahren – jeder vierte Fall (24,2 Prozent) wurde aufgeklärt. 2017 registrierte die Wittener Polizei 303 Einbrüche und Versuche, 358 Fälle waren es 2016.
Einbrüche wurden häufig von Banden aus dem südosteuropäischen Raum verübt
Mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren ist Polizeisprecher Schütte daher sehr zufrieden: „Darauf können wir auch ein bisschen stolz sein.“
Unvergessen ist das Jahr 2015. 499 Einbrüche und Versuche gab es damals im Stadtgebiet. Reinhard Glowka blickte im Mai 2016 als kommissarischer Leiter der Wittener Polizeiinspektion auf dieses Spitzeneinbruchsjahr zurück. Die Wohnungseinbrüche gingen damals nach Ansicht von Glowka auf das Konto organisierte Kriminalität. „Sie werden häufig von Banden verübt, überwiegend aus dem südosteuropäischen Raum. Die Täter werden ausgetauscht, wenn es heiß wird“, sagte Glowka, der gerade als Leiter der Wittener Polizeiwache in den Ruhestand gegangen ist.
Heute sei die Polizei in Sachen Einbruch „auf einem guten Weg“, heißt es aus dem Bochumer Polizeipräsidium, zu dem die Wittener Wache gehört. Dies zeige auch die Aufklärungsquote: 2015 habe sie in Witten lediglich bei 3, 4 Prozent gelegen. Dass in den folgenden Jahren weniger eingebrochen worden sei, habe auch mit mehr Aufklärung in Sachen Einbruchsschutz zu tun.
„Wer nicht in zwei Minuten in einer Wohnung ist, bricht die Tat ab“
Gemeint ist etwa die Aktion „Riegel vor!“, mit der die Polizei den Einbrechern den Kampf angesagt hat. Dabei informieren Beamte die Bürger unter anderem in Aktionswochen in der Innenstadt über vernünftigen Einbruchschutz. „Der muss nicht teuer sein“, betont Polizeisprecher Schütte. Oft reiche schon ein Lichtkonzept, um ungebetene Gäste abzuschrecken. „Wer nicht in zwei Minuten in einer Wohnung ist, bricht die Tat ab“, weiß er.
Plickert: Mehr Betrugsfälle und Internet-Kriminalität
Über die gesunkenen Einbruchszahlen freut sich auch Arnold Plickert, ehemaliger NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GDP). Corona sei natürlich ein Hauptgrund für den weiteren Rückgang, ein anderer sei die Erhöhung des Strafmaßes, so der Wanne-Eickeler. Einbrüche würden nun als Verbrechen geahndet, die Mindeststrafe dafür betrage ein Jahr Gefängnis. Das schrecke viele Einbrecher ab. Tätergruppen wichen deshalb jetzt nach Nordeuropa aus.
Auch wenn es in der Corona-Krise weniger Einbrüche gebe: In anderen Bereichen nähmen sie zu: „Die organisierte Kriminalität stellt sich schnell auf neue Begebenheiten ein“, sagt der Polizeiexperte zur WAZ. So seien die Betrugsfälle gestiegen, auch Internet-Kriminalität nehme während der Pandemie zu: Täter stellten falsche Förderanträge oder böten übers Telefon medizinische Leistungen an, die es nicht gebe.
Außerdem ist die Polizei in Sachen Prävention nun telefonisch für Fragen erreichbar. Und nicht zuletzt: Wer wissen möchte, wo Einbrecher unterwegs waren, kann sich das „Wohnungs-Einbruchs-Radar“ im Internet anschauen, das die Polizei freitags aktualisiert. Dort können Bürger sehen, wann wo in ihrer Stadt eingebrochen wurde.
Schütte: Einbrecher achten auch auf ungemähte Gärten
Schütte bittet die Bürger aber, trotz der sinkenden Zahlen nicht sorglos zu sein: „Ein Fenster auf Kipp zieht Einbrecher an.“ Solch’ ein Angebot nähmen „böse Buben“ gerne an. Auch in der Urlaubszeit müsse man aufpassen: Briefkästen sollten nicht voller Post stecken, der Anrufbeantworter keine Informationen über einen Urlaub preisgeben.
Hilfreich sei auch, wenn der Nachbar einmal zum Rasenmäher greifen könnte und bei einem Urlauber den Rasen mähe. Auch auf solche vermeintlichen Kleinigkeiten wie ungemähte Gärten achteten Einbrecher bei ihrer Suche nach „Betätigungsfeldern“.