Witten. In Witten werden immer weniger Straftaten begangen. Die Zahl der Einbrüche ist so niedrig wie vor 30 Jahren. Polizei setzt nun neue Prioritäten.
Witten ist in allen Bereichen sicherer geworden. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Polizeipräsidiums Bochum, zu dem auch die Ruhrstadt und Herne gehören. Insgesamt wurden in Witten 2019 knapp 6200 Straftaten begangen, über 1100 Delikte weniger als noch im Jahr zuvor. Sowohl bei Wohnungseinbrüchen, als auch bei Straßen- und Gewaltdelikten zeigt der Trend nach unten. Zuletzt 1992 wurden so wenige Straftaten begangen wie jetzt.
„Wir freuen uns, dass wir auch bei den Straftaten, die die Menschen besonders ängstigen, einen Rückgang verzeichnen können“, sagte Polizeipräsident Jörg Lukat bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr. Besonders deutlich ist dieser Rückgang bei der Straßenkriminalität. Darunter fallen etwa Körperverletzungen im öffentlichen Raum, Raub, aber auch Taschendiebstahl oder das Entwenden von Fahrzeugen. Hier wurden 2018 rund 1900 Taten gezählt, im Folgejahr waren es noch 1500.
Zahl der Gewalttaten sinkt auch in Witten
In den vergangenen Jahren wurden auch immer weniger Gewalttaten – wie Totschlag, Vergewaltigung oder schwere Körperverletzung – begangen. Ihre Zahl sank von 260 Delikten im Jahr 2017 auf jetzt 226 Taten. „Dennoch beobachten wir eine wachsende Furcht in der Bevölkerung“, so Lukat. Geschürt würde diese auch durch das öffentliche Agieren bestimmter Parteien. „Aber dieser Eindruck deckt sich überhaupt nicht mit dem objektiven Lagebild“, so der Polizeipräsident.
Eindrucksvoll sind die Zahlen im Bereich Wohnungseinbrüche. Im gesamten Einzugsbereich des Präsidiums sind diese seit 2015 um 70 Prozent zurückgegangen – auf aktuell 924 Einbrüche. Das ist die niedrigste Zahl seit 1990. „Das ist sensationell. Wir hätten nicht gedacht, dass wir unter 1000 kommen“, sagte Kriminaldirektor Andreas Dickel bei der Vorstellung der Zahlen.
Fast 30 Prozent weniger Wohnungseinbrüche als im Vorjahr
In Witten verschafften sich Einbrecher im vergangenen Jahr 133 Mal Zugang zu einer fremden Wohnung oder versuchten es. Im Vergleich zum Vorjahr war das nochmal ein Rückgang um fast 30 Prozent. Zum Vergleich: 2015 hatten Einbrüche Hochkonjunktur, damals zählte die Polizei für Witten rund 500 Delikte.
Zu verdanken ist die wirkungsvolle Zurückdrängung von Wohnungseinbrechern vor allem einer speziellen Ermittlungsgruppe im Präsidium. Diese verfolgte drei Jahre lang konsequent jeden Einbruch. Die Beamten konnten etwa durch intensive Spurenarbeit am Tatort – zum Beispiel durch die Suche nach DNA – und den Abgleich von Tat-Zusammenhängen viele Täter ermitteln. So konnten auch Einbrecherbanden aus Balkanstaaten ausgehoben und teils zur Strafverfolgung zurück in ihr jeweiliges Heimatland geschickt werden.
Polizei setzt auf Kampf gegen Clans und Kinderpornografie
Durch das historische Tief der Wohnungseinbrüche verschieben sich nun die Prioritäten der Polizei. Die Ermittlungsgruppe „Wohnungseinbrüche“ wurde aufgelöst, teilte Kriminaldirektor Andreas Dickel am Montag mit. Stärker als bislang wird sich das Präsidium künftig der Clan-Kriminalität und der Bekämpfung von Kinderpornografie widmen.
Weniger Mordkommissionen wegen Messer-Einsatz
Im letzten Jahr gab es in Witten 114 Körperverletzungen weniger als im Vorjahr, nämlich 694. 50 Mal wurde ein Raub begangen, 2018 waren es über 80 Fälle.
Auch die Zahlen im Bereich Diebstahl zeigen nach unten: 32 Fahrzeuge wurden 2019 gestohlen (2018: 39), 62 Mal kam es zu einem Taschendiebstahl (2018: 84). Besonders zurückgegangen sind Fahrraddiebstähle: 2019 wurden 189 Zweiräder entwendet, 74 weniger als im Vorjahr.
In 953 Fällen ermittelte die Polizei wegen Sachbeschädigung, 2018 lag diese Zahl bei über 1000, 2017 bei 1300 Fällen.
Allein 25 Mordkommissionen wurden 2018 nach Messerattacken in Bochum, Witten und Herne eingesetzt. 2019 waren es nur noch acht Mordkommissionen in diesem Zusammenhang. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 22 Mordkommissionen eingesetzt (2018: 45).
24 solcher Fälle wurden allein in Witten im letzten Jahr von der Polizei verfolgt. 2018 waren es 7. Der Anstieg bedeutet aber nicht, dass mehr dieser Straftaten begangen wurden, stellt Kriminaldirektor Dickel klar. „Aber das Problembewusstsein hat sich erhöht.“ Auch weil die Polizei intensiver im Darknet ermittelt und kontrolliert.
Ähnliches gilt für den Kampf gegen Drogenmissbrauch. Rund 2600 Rauschgiftdelikte zählte die Polizei 2019 in Witten. Rund 300 mehr als im Vorjahr. Bis 2016 lag die Zahl der Straftaten in diesem Bereich immer unter 2000. „Wir haben jetzt eine höhere Aufklärungsquote“, so Dickel. Zuvor war es etwa vergleichsweise einfach, im Darknet Drogen zu bestellen, ohne dass dies jemand mitbekam. Nun fliegen Käufer und Verkäufer häufiger auf, erläutert Dickel. Wie auch beim Cannabis-Anbau. „Wir haben im vergangenen Jahr einige Heimplantagen ausgehoben“, so der Polizist. „Da hängt dann natürlich meist eine ganze Kundenliste mit dran.“