Witten. . Die Wittener Künstlerin Birgit A. Wewers fand mit der intuitiven Malerei den Weg zur inneren Ruhe. Eine neue Ausstellung im Finanzamt zeigt 30 ihrer farbkräftigen Werke.

„Malen ist wie Meditation.“ Wenn Birgit A. Wewers in ihrem Atelier an der Ardeystraße 119 steht und sich im Farbrausch der Bilder verliert, kann sie komplett abschalten. Die Kunst ist ihr Ruhepol, ein Ort ohne schlechte Nachrichten über Krisen und Kriege, wie sie in den Medien fortwährend thematisiert würden. „Sichtweisen“ heißt ihre Ausstellung, die kommenden Mittwoch um 17 Uhr im Finanzamt eröffnet wird.

Rund 30 ihrer intuitiv geschaffen Werke werden im Erdgeschoss des Amtes an der Ruhrstraße 43 gezeigt: darunter einige kleinformatige Bilder, aber auch mannshohe Werke mit Maßen von bis zu zwei mal zwei Metern. Farbschlieren und -schichten dominieren die Leinwände. Als Ausdruck von Gefühlen und spontanen Eingebungen zeigen sie Birgit A. Wewers individuelle „Sichtweisen“, die den Mal- und Spachtel-Prozess begleiteten.

Bis zu 100 Farbschichten

In einem kleineren Querformat etwa verdecken weißliche Spritzer und Schlieren zur Hälfte einen dunkelgrauen Schatten. Knallige Farben verwende sie häufig bei schlechter Stimmung, sanfte Töne wie Weiß stünden für bessere Laune, so Wewers. Oft habe bis mehrere Bilder gleichzeitig in Arbeit. Die farbkräftigen Arbeiten lassen sich deshalb nicht als Momentaufnahme ihres Gefühlslebens verstehen, sondern als intuitive Komposition, die über Monate hinweg entstehen.

In diesem Zeitraum würden immer neue Farbschichten aufeinander gespachtelt. „Manchmal sind es bestimmt um die 100 Stück.“ Dabei werfe sie auch übliche Regeln über Bord: „Man soll ja eigentlich keine Acrylfarbe über Öl verwenden, weil das nicht gut haftet. Aber ich mag es, wenn die Farbe abbröckelt und darunter die alte Schicht zum Vorschein kommt.“

Aus dem anfänglichen Hobby, das sie 2003 bei einem Malkurs im Urlaub begann, wurde für die promovierte Maschinenbau-Ingenieurin eine immer wichtigere Tätigkeit. Seit 2007 betreibt sie ihr eigenes Atelier, in dem sie auch Kurse anbietet. Beruflich nahm sie eine Teilzeitstelle als Technische Kundenberaterin bei einer Edelstahlzieherei an, um sich noch intensiver der Malerei widmen zu können.

Erst kürzlich habe sie ihr Atelier um einen Raum erweitert. „Dort werde ich einen ‘Malort’ nach Arno Stern einrichten“, sagt sie. Im letzten Jahr habe sie eine Ausbildung bei dem bekannten Kunsterzieher absolviert. In dem Raum soll – so erprobte es Stern 1946 in einem Waisenhaus – ohne Kritik und Unterricht frei gemalt werden. „Bei Kindern hat man festgestellt, dass sie dabei große Entwicklungssprünge machen, kognitiv und emotional.“ Aber auch Erwachsene sollen hier mit Farbe und Papier zur Ruhe und zu sich selbst finden.