Witten. An der Wittener Seestraße wurden letzte Woche viele Blumen abgemäht. Damit sei ein wertvoller Lebensraum zerstört worden, ärgert sich ein Leser.
Entlang der Seestraße in Witten-Heven wuchsen bislang zahlreiche Pflanzen wie Margeriten, Flockenblumen und Wiesenkerbel. Seit vergangener Woche ist damit Schluss. Der Streifen neben der Fahrbahn wurde auf beiden Seiten abgemäht. Damit sei ein wertvoller Lebensraum für Insekten und andere Tiere vernichtet worden, ärgert sich Leser Stephan Sallermann. Er erhofft sich künftig mehr Sensibilität.
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„Dass unsere Insektenwelt – zusammen mit den Tieren, die sich davon ernähren müssen – zurzeit rapide zurückgeht, ist doch wohl bei jedem Mitmenschen inzwischen angekommen“, sagt der Landschaftsarchitekt. Über die Jahre hätten sich entlang der Seestraße von Heveney Richtung Herbede zahlreiche Wiesenblumen angesiedelt. Etwa Königskerzen, Habichtskräuter, Johanniskraut, Schafgarbe, Hornklee, Wermut, einige Distelarten und Rainfarn.
Dichter Bewuchs an Seestraße in Witten hat Insekten und kleine Säugetiere angelockt
Der dichte Bewuchs habe Insekten und kleine Säugetiere angelockt. „Die Insektenwelt war enorm“, sagt der 65-Jährige. Der Wittener, der sich auch im Naturschutzbund Deutschland engagiert, konnte dort Wildbienen, Schwebfliegen, Schlupfwespen und verschiedenste Schmetterlingsarten, darunter den seltenen Schwalbenschwanzschmetterling, beobachten. Sie alle hätten wiederum Marder, Turmfalken und insektenfressende Kleinvögel angezogen.
„Mein Entsetzen in dieser Sache kann ich gar nicht entsprechend in Worte fassen“, sagt Sallermann. Der Saugmäher habe die Flächen komplett mit Blumensamen, Insekten und Kleinsäugern abgefräst und aufgezogen. Und das ohne Not zur Verkehrssicherung, ist sich der Wittener sicher. „An keiner Stelle gab es eine Gefährdung für Fußgänger, Radfahrer oder Fahrzeugverkehr. Absolut nicht!“
Landschaftsökologe: Wilde Blühstreifen und Wiesen bis Ende September in Ruhe lassen
Dass ab und an gemäht werden muss, ist dem Landschaftsökologen klar. „Aber doch nicht mitten im Sommer!“ Von Mai bis Ende September solle man solche Flächen in Ruhe lassen. Dann nämlich hätten Pflanzen und Tiere die Möglichkeit gehabt, sich fortzupflanzen. Aus „reinem Pflegewahn“ sei nun aber eine Blumenwiese von höchstem Wert grundlos vernichtet worden, ärgert sich der Naturschützer.
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Der Landesbetrieb Straßen NRW ist für die Seestraße zuständig. Bei dem Seitenstreifen handele es sich um den sogenannten Intensivbereich. „Da müssen wir mähen“, stellt ein Sprecher klar. Und zwar zweimal im Jahr. Zum einen müssten Leitplanken und Leitpfosten frei gehalten werden. Zum anderen werde die Straße über diesen Bereich entwässert.
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