Witten. . Die Naturschutzgruppe NaWit betreibt ein naturbelassenes Areals mit Biotopen und Kräuterbeeten. Die Mitglieder sehen Unkräuter als Nutzpflanzen.
- NaWit, die „Naturschutzgruppe Witten – Biologische Station“, gibt es schon seit mehr als 35 Jahren
- In den 70er Jahren fanden sich Studenten und Biologen zusammen, um die Artenvielfalt in Witten zu schützen
- Seit 2013 hat die Gruppe ein Areal im Ruhrtal gepachtet. Nun öffnete sie die Gartenpforte
Der Regen machte eine Pause und viele Gartenliebhaber nutzten die Sonnenstrahlen, um sich eine ganz besondere Oase im Muttental anzusehen und viele Tipps für den eigenen Garten mitzunehmen: Viele Gäste besuchten das Gelände der Naturschutzgruppe NaWit neben der Zeche Nachtigall.
Birgit Ehses führt die Gäste vorbei an Kräuter- und Schotterbeeten, an einem Vogelfutterbeet und einem extra für Insekten. Weiter geht es zum Flachwasserteich und den Reptilien bis zu den Bienenstöcken. Als Gartenfan erkennt man hier viele Pflanzen, die normalerweise im Frühjahr als Unkraut ausgerupft werden. Dazu gehört auch das Weidenröschen, das zwar niedlich blüht, aber sich im ganzen Garten verteilt. „Aus den Härchen der Samen hat man früher Dochte geflochten und die Pflanzen auch gegessen“, nimmt Birgit Ehses die kleine Pflanze in Schutz.
Vieles reißen Gartenbesitzer frühzeitig aus
Zwar werde auch hier mal etwas weggezupft, aber der Trick sei die Kombination mit anderen Pflanzen, so dass sich nicht alle so weit ausbreiten können. „Die Kräuter, die bei uns als Unkraut bezeichnet werden, sind mit die wichtigsten Kräuter für unsere Bienen und andere Insekten“, so Ehses.
Im Wildbienen und Schmetterlingssaum wachsen neben wilden Majoran auch Schafgarbe, die von den meisten Gartenbesitzern frühzeitig ausgerissen wird. Birgit Ehses ist entsetzt: „Essen Sie die, die ist ganz gesund und blutstillend. Eine wunderbare Heilpflanze.“ Daneben steht die Wegwarte und Johanniskraut. Ein Stück weiter Wasserdost und Königskerze, über die sich Schmetterlinge freuen.
Naturgarten macht trotzdem Arbeit
Begeistert von der Vielfalt ist Gartenbesitzer Walter Felsch: „Wir haben selbst einen großen Garten und haben Ecken, die wir naturbelassen. Es ist aber immer eine Gratwanderung“, schiebt er ein und lacht. „Ich sehe hier Sachen, wie die Ackerwinde, da kribbelt es mir in den Fingern, die auszureißen.“
Wer glaubt, ein Naturgarten wäre keine Arbeit und alles würde einfach so durcheinander wachsen, irrt sich gewaltig. Als die NaWit 2013 den Garten neben der Zeche Nachtigall bekam, war er sehr verwildert. Ein Teil musste ausgebaggert werden, weil die Brennnesseln sich stark verbreitet hatten. „Da hätten wir keine Chance gehabt“, sagt Birgit Ehses. Anke Heidemann hat einige Jahre die Geländearbeit ehrenamtlich mitgemacht. „Jetzt habe ich nicht mehr viel Zeit, unterstütze die NaWit dafür bei Kuchenständen.“
Kettensägen-Künstlerin bearbeitet Holz
Alle Pflanzen hier haben ihren Platz und manche Flächen, auch die für die Echsen, müssen frei gehalten werden. Jede Woche treffen sich die Naturfreunde, um hier zu arbeiten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mitten zwischen den blühenden Pflanzen steht ein großer Holz-Uhu auf einem Baumstamm. Das war eine alte Fichte, die nicht mehr zu retten war und gefällt wurde. Eine Kettensägenkünstlerin hat aus dem Stumpf dieses kleine Kunstwerk gemacht.
Überhaupt wird auch das alte Holz im Garten überall verwendet. Als Kunstobjekt, zum Spielen für Kinder und zu Haufen aufgestapelt als Versteck für Insekten und Reptilien. Im hinteren Teil sind aus Weiden Zäune geflochten und eine Weidenlaube angelegt. Stundenlang kann man Neues entdecken. Aber dann lockt doch der Kuchen, der in dieser schönen Atmosphäre und dank ein paar Sonnenstrahlen besonders gut schmeckt.
Artenvielfalt in Witten schützen
NaWit, die „Naturschutzgruppe Witten – Biologische Station“, gibt es schon seit mehr als 35 Jahren. In den 70er Jahren fanden sich Studenten und Biologen zusammen, um die Artenvielfalt in Witten zu schützen, die früher im Ruhrtal zu Hause war und jetzt weitgehend durch Bebauung, aber auch zu viel Düngung verdrängt ist.
Seit den 80er Jahren ist die Biologische Station in Annen, im Steinbruch Imberg. Dazu pflegen die etwa fünfzig Mitglieder einmal in der Woche verschiedene Biotope in Witten. Etwa das Elbschebachtal, der Kermelbach und die Areale Im Spiek und an der Feldstraße.
Der Naturgarten im Muttental ist das jüngste Kind der Naturschützer und ein erster Schritt zu einer neuen Bleibe. Denn die Station in Annen ist leider sehr von Vandalismus betroffen, so dass der Verein einen neuen Ort sucht.
Garten seit 2013 gepachtet
Die gut siebenhundert Quadratmeter wurden der Naturschutzgruppe 2013 von der Zeche Nachtigall zur Pacht angeboten. Dort war früher erst ein Eisenbahnergarten und später gab es hier einen Kaninchenzüchter. Am Gartentor und den Schuppen zeugen viele kleine Metallschildchen mit Häschen von seinem früheren Hobby.
Das Ruhrtal als neuer Vereinssitz ist ein Wunschstandort. Doch ist der Naturgarten dafür viel zu klein ist. Allein für die Äpfel (und den dann gepressten Apfelsaft) von den Streuobstwiesen ist eine Halle zur Lagerung nötig. Dazu kommen ein Bürogebäude und eine Hütte für die Gartengeräte.
>> Gartenbesitzer tauschen Unkraut ein
- Die Arbeitsgruppe trifft sich jeden Dienstag von 9 bis 12 Uhr und an jedem dritten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr im Naturgarten. Interessierte sind herzlich willkommen.
- Im April gibt es wieder die Pflanzentauschbörse. Wer sein „Unkraut“ im eigenen Garten ausreißen möchte, kann es sich hier entweder erklären lassen oder gegen andere Pflanzenzöglinge eintauschen.