Es grünt so grün – weil wir ständig den Garten wässern. Dabei gibt es es Pflanzen, die mit der Dürre gut klarkommen. Etwa im Naturgarten Witten.
Endlich regnet es! Ein Segen für Hobbygärtner, die in den letzten Wochen sicherlich ins Grübeln kamen: Kann man den Garten nicht so gestalten, dass man in diesen trockenen Zeiten aufs tägliche Gießen verzichten kann? Pflanzenexperten aus Witten zeigen: Das geht! Es gibt sogar heimische Pflanzen, die trotz Trockenheit und Hitze gut gedeihen.
Im Naturgarten der Naturschutzgruppe Witten (Nawit) im Muttental kommt man aus dem Staunen nicht heraus: Nichts wurde hier gegossen, trotzdem zeigen sich die Blumen in voller Pracht. Der Wittener Pflanzensoziologe Dr. Hans-Christoph Vahle verrät das Geheimnis: Es kommt auf die Auswahl der Pflanzen und die Gestaltung des Gartens an.
Teich und Trockenmauern sorgen für Kühle
„Eigentlich müsste angesichts des Klimawandels in jedem zweiten Wittener Garten ein Teich angelegt sein“, sagt Vahle. Denn ein Teich hält lange Wasser und hat eine kühlende Funktion. Einen ähnlichen Effekt erziele man mit Trockenmauern, die in Ost-West-Richtung verlaufen sollten. So ergebe sich eine warme Süd- und eine kühle Nordseite. „Und man sieht: Es gibt viele Pflanzen, die die Trockenheit vollkommen gut vertragen.“ Bestes Beispiel sei der Mauerpfeffer, den man oft als Dachbegrünung nutzt. „Diese Pflanze hat einen internen Wasserspeicher und kann wochenlang in der prallen Sonne durchhalten.“
Christoph Vahle und Susanne Sinzig, die sich beide ehrenamtlich bei der Nawit engagieren, streifen durch den Naturgarten an der Nachtigallstraße. Dieser ist in einen schattigen und einen sonnigen Teil gegliedert. Den „Sonnengarten“ begrenzt ein „Schmetterlings- und Wildbienensaum“, so wie man ihn in der freien Natur an Ackerrändern finde. Darin steht: Das „Echte Labkraut“, das dem Rosmarin ähnelt, die rosablühende Raue Nelke oder die lila Pechnelke. Und natürlich knallroter Klatschmohn! Alles bunte Blumen, die nicht gegossen werden müssen.
Königskerze ist ein echter Hingucker
Als echten Hingucker für den heimischen Garten empfehlen die beiden die Königskerze. Ihre Blätter sind pelzig behaart und wirken erst etwas gräulich und unansehnlich. Wenn aber die Blüte in bis zu 1,80 m Höhe aufgeht, entfaltet sie eine gelbe Pracht, die unzählige Insekten anlockt.
Naturgarten öffnet einmal im Monat
Der Naturgarten der Nawit befindet sich an der Nachtigallstraße, gegenüber der Museumsbahn-Haltestelle. An den folgenden Samstagen ist der Garten für interessierte Besucher jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet: 20. Juni, 18. Juli, 15. August und 19. September.
Viele Projekte der Nawit fallen zurzeit coronabedingt aus. Etwa die Exkursionen zu Feuchtwiesen oder Wildkräutern, die Pflanzentauschbörse oder die Teilnahme an der „Offenen Gartentür“.
Als anderes wahres „Trockenbiest“ zeigen beide eine blaublühende Pflanze namens „Natternkopf“. „Sie fühlt sich wie eine Kaktee an, auch das ist eine Verdunstungsschutz“, sagt Susanne Sinzig. Und weiter empfiehlt sie: Die „Zypressenwolfsmilch“, wilden Majoran oder die Schafsgarbe. Na gut, die kennt man. Wenn alles eingeht, die Schafsgarbe bleibt.
Heimische Sorten werden nicht im Gartencenter angeboten
Susanne Sinzig betont: „Es gibt viele heimische Pflanzen, die durchaus einen Zierwert haben.“ Trotzdem seien viele aus den heutigen Gärten verschwunden. Im Gartencenter oder Baumarkt kann man diese alten Sorten nicht kaufen. Dafür braucht es einen Wildsamen-Versandhandel. Auch die Nawit verkauft Sämereien.
Und falls der eigene Garten schon schön blüht und man dennoch Wasser sparen möchte, raten die Experten zu zwei Tricks: Humus – also Kompost - wirkt wie ein Wasserspeicher im Boden. Und mulchen! Dabei deckt man die Erde mit Schnittgut aus dem Garten, etwa Laub oder Rasen, ab und schützt sie so vor der Trockenheit.
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