Witten. Jens Esser aus Witten tritt sonst mit einem Freund als „Wallfahrer“ bei Festivals auf. Wegen Corona gibt es ihre Show jetzt auf YouTube zu sehen.

Ihr Hobby ist ein Vollzeitjob: Der Wittener Jens Esser (24) und sein Freund Norman Hesse (30) treten mit ihrer Comedy-Theatershow als „Wallfahrer“ auf Straßenfestivals und in Freizeitparks in ganz Deutschland auf. Die beiden machen alles selbst – vor und hinter den Kulissen. Weil sie jetzt nicht auftreten können, haben sie ihr Lager kurzerhand in ein Filmstudio verwandelt. Mit YouTube-Videos wollen die „Wallfahrer“ auf sich aufmerksam machen – und über eine Crowdfunding-Kampagne Spenden sammeln.

Bei ihren Auftritten verwandeln sich der Jens Esser und der Bochumer Norman Hesse in Damon und Torx – zwei mystische Gestalten, die ihrem Publikum allerhand skurrile Dinge verkaufen möchten. Eine „atmosphärische Erzählung“ nennen die beiden das – ein bisschen Comedy, ein bisschen Zaubershow und ein bisschen Theater.

Publikum spielt bei Auftritten der „Wallfahrer“ sonst eine große Rolle

Eine große Rolle spielt dabei auch das Publikum: „Wir holen immer Leute auf die Bühne und beziehen sie mit ein, davon lebt die Show“, sagt Hesse. Weil ihre Auftritte wegen der Corona-Verordnungen im Moment nicht stattfinden dürfen, haben sie ihre Show jetzt unter dem Titel „Wallfahrer‘s Lagershop TV“ auf YouTube verlegt. Am Samstag ist das erste Video online gegangen: Damon und Torx verkaufen auf einem Teleshopping-Kanal eine Bärenfalle gegen nervige Nachbarn und ein Gewehr gegen störende Anrufer – Sarkasmus und schwarzer Humor inklusive.

So sehen die „Wallfahrer“ Jens Esser und  Norman Hesse als Damon und Torx aus.
So sehen die „Wallfahrer“ Jens Esser und Norman Hesse als Damon und Torx aus. © Wallfahrer

Aufgenommen haben die beiden Freunde das Video in ihrem Lager in einer alten Wittener Industriehalle. Neben Requisiten und Technik haben sie ein kleines Filmstudio mit Beleuchtung und Kamera entstehen lassen. Der Lagerraum ist gut gefüllt: Hier stapeln sich Kisten, Wagen und allerhand mystisch-gruselige Dekoration. Die meisten Sachen baut Esser in seinem Garten in der Wittener Innenstadt selbst aus alten Holzkisten und Paletten.

Esser baut die meisten Requisiten mit viel Liebe zum Detail selbst

Für die Spezialeffekte während der Auftritte hat er Wasserspritzer und Scheinwerfer in Holzblöcke eingebaut. Für ihn zählen vor allem die Details: Die Spinnenweben an den Wänden, die Messer und Krüge im Hintergrund, die aufwendigen Kostüme. „Ich versuche ständig, unsere Sachen noch authentischer und noch besser aussehen zu lassen“, sagt Esser.

Ein Requisit aus dem Wittener Lager der „Wallfahrer“.
Ein Requisit aus dem Wittener Lager der „Wallfahrer“. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dafür stecken die beiden jede Menge Arbeit in ihr Projekt. „Wir machen alles selbst, sind also gleichzeitig Schauspieler, Produzenten, Techniker und Designer“, so Hesse. Allein der Aufbau vor einem Auftritt dauert vier bis fünf Stunden, dazu kommen die Transporte und Technik-Checks. Einige Male hatten Esser und Hesse schon wegen eines Auftritts einen 30-Stunden Tag.

„Wallfahrer“ investieren viel privates Geld in ihre Show

Dabei ist die Theatershow für beide nur ein Hobby – neben dem Studium beziehungsweise Beruf. Esser studiert soziale Arbeit, Hesse arbeitet in Vollzeit als Heilpraktiker. Für ihr Projekt investieren die beiden neben ihrer ganzen Freizeit auch viel privates Geld. Das holen sie normalerweise durch Auftritte wieder rein.

Alle zwei Wochen eine neue Folge

Die Crowdfunding-Kampagne und mehr Infos über die „Wallfahrer“ findet man unter www.patron-des-boesen.de.

Auf YouTube laden die beiden ihre Videos auf dem Kanal „Wallfahrer“ unter dem Titel „Wallfahrer’s Lagershop TV“ hoch. Alle zwei Wochen soll es eine neue Folge geben. Die nächste geht am Samstag, 4. Juli, online.

Aufgetreten sind die „Wallfahrer“ unter anderem bei der Extraschicht, beim internationalen Gaukler- und Kleinkunstfestival in Koblenz und beim Straßentheaterfestival „Berlin lacht!“ in der Hauptstadt.

Ihre große Sommer-Tournee mussten sie absagen. Wann und wie es weiter geht, weiß noch niemand. „Wir möchten gerne wieder auftreten, aber dann brauchen wir ein ganz neues Konzept. Abstand halten ist bei unseren Auftritten schwierig“, sagt Hesse.

Um trotzdem weiter an ihrem Projekt arbeiten zu können, hoffen die beiden auf Spenden. Jeder Unterstützer bekommt als Dank ein Stück des Theaters nach Hause geliefert, in Form von Stickern, Armbändern oder Plakaten. Verschickt werden die – stilecht und passend zum Thema – im altmodischen Umschlag mit Wachssiegel. Esser sagt lachend: „Wir machen nichts halbherzig.“

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