Witten. Witten spielt eine Vorreiterrolle bei einem Projekt, das sich mit neuen Formen von Kultur nach Corona auseinandersetzt. Ein Sprung ins Ungewisse.
Kulturschaffende haben im Dortmunder „U“ die Weichen für die Kunst nach Corona gestellt. Das Projekt „Der erste Kontakt“ will dafür virtuelle Räume und einen Dialog eröffnen. Witten übernimmt dabei eine Vorreiterrolle.
Ungewissheit verbreitete sich zunächst, als im Zuge des Corona-Lockdowns sämtliche Kultureinrichtungen schließen mussten. Bühnen, Ateliers oder Museen machten dicht. Kreative fanden bekanntlich trotzdem Formate und zwar im Internet. „Als Künstler filmt man sich mit dem Handy und dann geht es los“, sagt Beata Nagy von der Wittener „Projektfabrik“. So wurde das Publikum während der bisherigen Krise mit Streams von Theaterstücken, Lesungen oder Konzerten nahezu überhäuft.
Doch diese Angebote waren aus der Not geboren. Viele stellen sich daher die Frage, wie die Kultur nach Corona aussehen kann. Einen möglichen Weg skizzierten Kunstschaffende und Kulturmanager aus dem Ruhrgebiet in einem Pressegespräch im Dortmunder „U“, darunter Harald Opel vom „storyLab kiU“ der Fachhochschule Dortmund, Jasmin Vogel, Vorstand des Kulturforums Witten, und die bereits erwähnte Künstlerin Beata Nagy.
Bisher existiert nur ein Prototyp, ein dreidimensionaler Kunstraum
Für das neue Projekt „Der erste Kontakt“ sollen die Künstler im Ruhrgebiet zunächst zusammengeführt werden. Bisher existiert nur ein Prototyp, ein dreidimensionaler Kunstraum. Interessierte können sich durch diese digitalen Welten scrollen und klicken. Um sich an dem Projekt beteiligen zu können, ist ein innovatives Bildmessungsverfahren erforderlich. Damit müssen Kunstschaffende ihre Räume und Werke ablichten lassen. Aus den Fotos entsteht anschließend ein virtueller Raum aus Galerien oder Performances. „Die virtuellen Orte sind Raum an Raum angelegt und nicht identisch mit den tatsächlichen Orten und Gegebenheiten“, erklärt Jasmin Vogel.
Dieser Schritt ins Virtuelle soll jedoch mit dem Live-Erlebnis von Kunst verknüpft werden, wie alle Beteiligten betonen. Auch ein Diskurs über Kunst während und nach Corona soll damit angestoßen werden. „Wir wollen zeigen, wie der Prozess dahin aussieht“, sagt Jasmin Vogel. „Es geht nicht bloß um neue Betriebswege, sondern um neue Formen der Kunst.“
Leiterin des Kulturforums Witten: Es geht um neue Formen der Kunst
Digitales soll auf Analoges treffen. Mischformen sollen entstehen. Denn die Pandemie mache diesen Aufbruch notwendig, so Vogel. „Die Kulturorte wird es nach der Krise nicht mehr wie zuvor geben. Wir stehen alle vor dem Sprung ins Ungewisse.“
Das Kulturforum Witten sieht sich in dieser Hinsicht bereits gut aufgestellt. „Wir bauen den Betrieb um, es läuft jetzt schneller als eigentlich geplant“, sagt die Leiterin. Profitieren könnten davon auch andere gesellschaftliche Einrichtungen wie etwa Schulen. Auch dort tüfteln die Verantwortlichen an digitalen Optionen. Beata Nagy spricht von einer Vorbildfunktion. „Die Künstler müssen da voranschreiten.“ Auch wenn sie selbst noch nicht wisse, wo es letztendlich hingehe. Aber: „Es ist ein Prozess, wir sind mittendrin.“